In stürmischer Novembernacht bin ich aus tiefem Schlaf erwacht. Holte mich aus meinen Träumen wohl das Rauschen in den Bäumen ? – Sturm verwehte Wolken, Regen – habe lange wachgelegen,
Durch’s Fenster den Himmel beschaut. Von Mond und Sternen hoch erbaut hat es so munter mich gemacht, daß ich darüber nachgedacht, wie es wohl war zu Urbeginn, und dabei kam mir in den Sinn:
War es – wer weiß – am Anfang so, daß es da gab im Nirgendwo gar weder Raum noch Zeit, noch Geist, welche das Sein man heute heißt ? – Gab es dereinst absolut nichts ? – Meinen Gedanken widerspricht ’s.
War einst – vor Urbeginn – permanent Widerspruch in sich existent ? War Widerspruch erster Pulsar, der einstmals die Urkraft gebar ? – Urkraft, die in Nichts sich befand, aus welcher dann alles entstand ?
Zuerst als irgend etwas – allein – Raum und Zeit dem Nichtsein und Sein ? Einst barst Urkraft ungeheuer ! Es entstand das erste Feuer ! Es begann im Widerstreben so – vielleicht – das erste Leben !
Schied so - ewig – Weil‘ um Weile alles sich vom Gegenteile ? Geist erfüllte Raum und Zeit. Und irgendwo in dieser Weit‘ – im Moment eines Sichteilen – uns’re Welt nun muß verweilen.
Urkraft – aus Widerspruch eben – schenkte auch uns einst das Leben ! Wir werden dies Wunder wohl nie verstehen, weil wir es nicht als ganzes sehen. Jenes Wunder nennen wir gern – voller Zweifel – „den mächtigen Herrn“ !
War es nicht gar am Anfang so, daß es „ihn“ gab – im Nirgendwo ? – ...... und ich sah noch zu den Sternen, die da in den Himmelsfernen ...... ! Und ich fühlte mich geborgen und schlief ein – hin bis zum Morgen.
ein wundervolles und zum Nachdenken anregendes Gedicht, lieber Hinrich, es geht mir immer genauso wenn ich in den Sternenhimmel schau...dass mir immer ein wenig unheimlich zumute wird
Ich persönlich glaube ja, dass es immer schon "etwas" gab, dass sich dann einfach zig mal geteilt hat um nicht so allein da zu stehen ...und so sind eben auch u.a. wir Menschenkinder enstanden...
Früchte reifen durch die Sonne, Menschen reifen durch die Liebe. (Julius Langbehn)
Sehr interessante Gedanken und Fragen, die sich in deine schlaflosen Nächte mogeln, lieber Hnrich!
Tja... die Frage - Was war "davor" ? Viele haben sie sich schon gestellt, aber eine Antwort darauf, wird wohl niemand finden. Ich hab mir ähnliche Frage auch schon im Zusammenhang mit "der Zeit" gestellt. Gab es eine Zeit ohne Zeit? Hier
Einer unserer größten deutschen Dichter und Poeten war ARNO HOLZ - er war der Mitbegründer der Vossischen Zeitung in Berlin - er schrieb neben vielen anderen hervorragenden Büchern: DAPHNIS, eine Sammlung köstlich amüsanter "Sauf-u.Fresslieder" und PHANTASUS, eine einmalig bombastische Wortschöpfung. In diesem grandiosen Werk beschreibt er u.a. seine unzähligen Leben von Urbeginn der Welt.
Der Phantasus ist eine unerschöpfliche Quelle für jeden Poeten. Die Werke von Arno Holz kann man über die Stadt- bzw. Landesbibliotheken ausleihen. Einige seiner Bücher sind möglicher Weise auch wieder im Buchhandel erhältlich.
Soviel zur Erforschung unserer Herkunft. Viel Freude Hinrich 3.12.2006 - 20:27
Hallo Hinrich, Ich stelle fest, dass du eine Bereicherung im Forum bist. Was wissen wir armen Erdenwürmer von dieser Erde? Sie ist alt, bepflanzt, bevölkert von vielen Tierarten und Idioten, die sie langsam aber sicher zerstören.