Auf einer Insel, nicht weitab vom Land, stand, voller Verzweiflung, ein Fischer am Strand. Geschickt löst’ das Boot er vom sicheren Tau. Er sorgte sich sehr um die schwerkranke Frau.
Ein Fieber ließ sie seit Tagen nicht ruh’n. Er musste jetzt handeln, das Richtige tun. Zum Doktor, auf’s Festland, in kürzester Zeit, der Weg über’s Wasser war nicht allzu weit.
Dunkelheit legte die Hand auf das Meer, der Himmel voll Wolken, drohend und schwer. Es kümmerte wenig den liebenden Mann, er trat seine Überfahrt hoffnungsvoll an.
Mit tränenden Augen nahm er den Stab und stieß damit kraftvoll vom Ufer sich ab. Auf einmal sah er im Nass ein Gesicht, das sanft zu ihm sprach in feurigem Licht.
„Kehr lieber um, es droht dir Gefahr, ein Sturm zieht herauf, nimmst du ihn wahr?“ Schon drang übers Meer ein Windstoß heran und rüttelte wild an dem hölzernen Kahn.
„Allmächtiger Himmel, lass mich nur zieh’n, ich werde bestimmt der Hölle entflie’n. Ich brauche schnell Hilfe, du weißt es genau, es lauert der Tod bereits auf meine Frau.“
Das Rufen des Fischers verschluckte das Meer, warf in blinder Wut das Boot hin und her. Der Himmel riss auf mit grollendem Weh, gespenstisches Leuchten umgab nun die See.
„Sagt nur, warum wird der Weg mir verwehrt, ich kann’s nicht verstehen, was mach ich verkehrt?“ Aus dunkelster Tiefe jetzt drang an sein Ohr, die Stimme des Todes, so kam es ihm vor.
„Du törichter Narr, schweig’ endlich still, ich werde dir sagen warum ich dies will. Es ist viel zu spät, sie gehört nun zu mir, noch in dieser Nacht entreiß ich sie dir.“
Im tobenden Wasser die Stimme erklang, des Fischers Herz stockte, sekundenlang. Im gleichen Moment ergoss sich viel Nass und peitschte das Meer in unbändigem Hass.
Bald schlugen die Wellen hinein in das Boot und brachten dem Hilflosen Schrecken und Not. „Fürst dunklen Reiches, hör meinen Schrei, hab nur Erbarmen, lass mich doch frei!“
Erneut sprach die Stimme voll Spott, voller Hohn, in düsterem unheimlich klingenden Ton: „Willst du sie noch retten, die Liebste dein, dann spring in die Arme des Meeres hinein.“
Es drängten die Mächte den Fischer alsbald und zogen und zerrten mit großer Gewalt. Höllisches Lachen, vermischt mit der Flut: „Erbärmlicher Wurm, fehlt dir der Mut?“
Das Boot wollte kentern, er ließ es nicht los, auf gieriger Lauer, der Meeresschoß. Der Kahn, in Schlingen von teuflischem Tang, tanzte nach Klängen von Sturmwindgesang’.
Dämonischer Kampf auf hungrigem Meer, was es sich nimmt, ist ohn’ Wiederkehr. Himmel und Hölle lagen im Streit. Wer würde siegen im Kampf um die Zeit?
„Herrscher der Hölle, versuche mich nicht, verdammt du doch bist vom himmlisch’ Gericht. Ich gebe nicht auf, solang ich’s vermag!“ Drauf - ohrenbetäubender Donnerschlag.
Der Fischer, entsetzt, erstarrt war sein Blut, im gleichen Moment ergriff ihn die Flut. Er rang um sein Leben - es fehlte nicht viel, sah nah schon das Ufer, das rettende Ziel.
Ganz plötzlich verstummte des Unwetters Zorn. Da sah er sie stehen, im Sande, weit vorn. Sie trug noch ihr Nachtkleid und auf ihrem Haar ein’ Kranz bunter Blumen - wie schön sie doch war.
Vom Himmel her strahlte geheimnisvoll’ Licht, engelsgleich schien ihr lieblich’ Gesicht. Sie lachte und tanzte, winkte ihm zu, Er trat aus dem Wasser, war bei ihr im Nu.
Am anderen Morgen, weit draußen am Strand, fand man den Fischer - tot - im Sand.
~~Ae~~
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