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Dieses Thema hat 3 Antworten
und wurde 2.889 mal aufgerufen
 ErwähnBar
Anette ( gelöscht )
Beiträge:

12.07.2008 20:33
Und noch'n Gedicht.. Heinz Erhardt Antworten

Beichte

»Warum machst du in Gedichten?«
fragte mich ein Menschenkind.
»Warum schreibst du nicht Geschichten,
die doch leicht verkäuflich sind?«

Oh, ich habe meine Gründe
für mein Tun – und sprach verträumt:
»Weil ich es viel schöner finde,
wenn sich hinten alles reimt.«

Warum die Zitronen sauer wurden

Ich muß das wirklich mal betonen:
Ganz früher waren die Zitronen
(ich weiß nur nicht genau mehr, wann dies
gewesen ist) so süß wie Kandis.

Bis sie einst sprachen: »Wir Zitronen,
wir wollen groß sein wie Melonen!
Auch finden wir das Gelb abscheulich,
wir wollen rot sein oder bläulich!«

Gott hörte oben die Beschwerden
und sagte: »Daraus kann nichts werden!
Ihr müßt so bleiben! Ich bedauer!«
Da wurden die Zitronen sauer...

Das Fenster

Ich hab’ zu Haus ein Fenster stehn,
jedoch die Aussicht ist nicht schön:
Nur eine Mietskaserne!

Doch neulich sah ich vis-à-vis
ein weiblich Wesen, schön wie nie!
Nun guck’ ich ziemlich gerne...

Was wär...

Was wär ein Apfel ohne -sine
was wären Häute ohne Schleim,
was wär die Vita ohne -mine,
was wär’n Gedichte ohne Reim?

Was wär das E ohne die -lipse,
was wär veränder ohne -lich,
was wär ein Kragen ohne Schlipse,
und was wär ich bloß ohne dich?

Humanistisches Frühlingslied

Amsel, Drossel, Star und Fink
singen Lieder vom Frühlink,
machen recht viel Federlesens
von der Gegenwart, vom Präsens.

Krokus, Maiglöckchen und Kressen
haben längst den Schnee vergessen,
auch das winzigste Insekt
denkt nicht mehr ans Imperfekt.

Hase, Hering, Frosch und Lachs,
Elke, Inge, Fritz und Max –
alles, alles freut sich nur
an dem Jetzt. Und aufs Futur.


Die Zelle

Das Leben entspringt auf alle Fälle
aus einer Zelle.
Doch manchmal endet’s auch bei Strolchen
in einer solchen.


Die Gans

Die Gans erwacht im grauen Forst
erstaunt in einem Adlerhorst.
Sie blickt sich um und denkt betroffen
»Mein lieber Schwan, war ich besoffen!«

Die Nase

Wenn gleich die Nas, ob spitz, ob platt,
zwei Flügel – Nasenflügel – hat,
so hält sie doch nicht viel vom fliegen,
nein, das Laufen scheint ihr mehr zu liegen.

Der Fischer
(frei nach Johann Sebastian Goethe)

Das Meer ist angefüllt mit Wasser
und unten ists besonders tief.
Am Strande dieses Meeres saß er,
das heißt, er lag, weil er ja schlief.

Drum noch einmal: Am Meere saß er,
das heißt, er lag, weil er ja schlief,
und dieses Meer war voll von Wasser,
und unten war’s besonders tief.

Da plötzlich teilten sich die Fluten,
und eine Jungfrau trat herfür.
Auf einer Flöte tat sie tuten,
das war kein schöner Zug von ihr.

Dem Fischer ging ihr Lied zu Herzen,
obwohl sie falsche Töne pfoff.
Man sah ihn in die Fluten sterzen,
da ging er unter und ersoff.


In nur vier Zeilen

In nur vier Zeilen was zu sagen
Erscheint zwar leicht, doch ist es schwer!
Man braucht ja nur mal nachzuschlagen;
Die meisten Dichter brauchen mehr...

Die Dichter

Es soll manchen Dichter geben,
der muß dichten um zu leben.
Ist das immer so? Mitnichten,
manche leben um zu dichten.


In eigener Sache

Ich häng oft den Gedanken nach,
die teilweis stürmisch, teils gemach
die Gänge meines Hirns erfüllen.
Doch denken kann ich nur im Stillen.

Im Wald zum Beispiel! Zwischen Bäumen,
dort kann ich dichten, kann ich träumen.
In Gegenwart von Baum und Tier,
da kommen die Gedanken mir.

Allein, inmitten jener Wesen,
die schreiben können und auch lesen,
die lieben könnten und nur hassen,
fällt mir nichts ein, da muß ich passen!

Kunibert

Es war einmal ein altes Schloß,
und Kunibert, so hieß der Boß.
Er hatte Mägde, er hatte Knechte,
und eine Frau – das war das Schlechte.

Ihr Mund war breit, ihr Hals war lang,
und es klang scheußlich, wenn se sang!
Drum zielte er mit Korn und Kimme,
und Wut auf sie – das war das Schlimme.

Es machte bumm, natürlich lauter,
da fiel se um, zum Himmel schaut er,
und spricht, das Auge voll Gewässer:
Vielleicht singt se da oben besser!

Urlaub in Urwald

Ich geh im Urwald für mich hin...
Wie schön, daß ich im Urwald bin:
Man kann hier noch so lange wandern,
ein Urbaum steht neben dem andern.
Und an den Bäumen, Blatt für Blatt,
hängt Urlaub.
Schön, daß man ihn hat!


An einen von vielen

Als du noch warst, wollt man nichts geben.
Kaum warst du tot, ließ man dich leben!
So ists! – Den höchsten Ruhm erworben
hat man erst dann, ist man gestorben.





Taube ( gelöscht )
Beiträge:

12.07.2008 23:50
#2 RE: Und noch'n Gedicht.. Heinz Erhardt Antworten

In Antwort auf:
An einen von vielen

Als du noch warst, wollt man nichts geben.
Kaum warst du tot, ließ man dich leben!
So ists! – Den höchsten Ruhm erworben
hat man erst dann, ist man gestorben.


Na, liebe Anette,
dann quälen wir uns ja vollkommen umsonst ab... aufzufallen

Du scheinst, eine Verehrerin von Heinz Erhardt zu sein?
Sie haben étwas erfrischend Witziges. Gefällt mir.

Anette ( gelöscht )
Beiträge:

13.07.2008 15:17
#3 RE: Und noch'n Gedicht.. Heinz Erhardt Antworten

ja.. ich liebe die Verse von Heinz Ehrhardt.


In Antwort auf:
Den höchsten Ruhm erworben
hat man erst dann, ist man gestorben.


So ist es doch meistens, oder?? Aber ich will gar keinen Ruhm erwerben, sondern meine Absicht, in dem ich schreibe, was mir auch sehr viel Freude macht, liegt in was ganz anderem

Taube ( gelöscht )
Beiträge:

13.07.2008 20:17
#4 RE: Und noch'n Gedicht.. Heinz Erhardt Antworten
Für mich ist das Schreiben die beste Therapie. Mittlerweile verarbeite ich jede für mich schwierige Situation, aber auch die schönen Erlebnisse in Gedanken und Gedichten. Und ich habe im Schreiben ein sehr erfüllendes Hobby gefunden. Und ich teile es gerne mit anderen, freue mich natürlich, wenn meine Texte 'bewegen'. Das ist für mich Erfolg ( ,lieber Mirko). Nun ja, sollte sich irgendwann vielleicht mal der Ruhm einstellen, denn vielleicht arbeitet man ja (un)bewusst doch darauf hin, denn Träume und Ziele sind so wichtig, um jeden Tag weiter zu gehen, was allerdings noch ein weiter Weg ist, aber bekanntlich ist ja "der Weg das Ziel", nur sollte man darauf achten, dass man den Artikel nicht verliert, nun ja, DANN werden sich hoffentlich mein Urenkel ein goldene Nase verdienen
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