»Warum machst du in Gedichten?« fragte mich ein Menschenkind. »Warum schreibst du nicht Geschichten, die doch leicht verkäuflich sind?«
Oh, ich habe meine Gründe für mein Tun – und sprach verträumt: »Weil ich es viel schöner finde, wenn sich hinten alles reimt.«
Warum die Zitronen sauer wurden
Ich muß das wirklich mal betonen: Ganz früher waren die Zitronen (ich weiß nur nicht genau mehr, wann dies gewesen ist) so süß wie Kandis.
Bis sie einst sprachen: »Wir Zitronen, wir wollen groß sein wie Melonen! Auch finden wir das Gelb abscheulich, wir wollen rot sein oder bläulich!«
Gott hörte oben die Beschwerden und sagte: »Daraus kann nichts werden! Ihr müßt so bleiben! Ich bedauer!« Da wurden die Zitronen sauer...
Das Fenster
Ich hab’ zu Haus ein Fenster stehn, jedoch die Aussicht ist nicht schön: Nur eine Mietskaserne!
Doch neulich sah ich vis-à-vis ein weiblich Wesen, schön wie nie! Nun guck’ ich ziemlich gerne...
Was wär...
Was wär ein Apfel ohne -sine was wären Häute ohne Schleim, was wär die Vita ohne -mine, was wär’n Gedichte ohne Reim?
Was wär das E ohne die -lipse, was wär veränder ohne -lich, was wär ein Kragen ohne Schlipse, und was wär ich bloß ohne dich?
Humanistisches Frühlingslied
Amsel, Drossel, Star und Fink singen Lieder vom Frühlink, machen recht viel Federlesens von der Gegenwart, vom Präsens.
Krokus, Maiglöckchen und Kressen haben längst den Schnee vergessen, auch das winzigste Insekt denkt nicht mehr ans Imperfekt.
Hase, Hering, Frosch und Lachs, Elke, Inge, Fritz und Max – alles, alles freut sich nur an dem Jetzt. Und aufs Futur.
Die Zelle
Das Leben entspringt auf alle Fälle aus einer Zelle. Doch manchmal endet’s auch bei Strolchen in einer solchen.
Die Gans
Die Gans erwacht im grauen Forst erstaunt in einem Adlerhorst. Sie blickt sich um und denkt betroffen »Mein lieber Schwan, war ich besoffen!«
Die Nase
Wenn gleich die Nas, ob spitz, ob platt, zwei Flügel – Nasenflügel – hat, so hält sie doch nicht viel vom fliegen, nein, das Laufen scheint ihr mehr zu liegen.
Der Fischer (frei nach Johann Sebastian Goethe)
Das Meer ist angefüllt mit Wasser und unten ists besonders tief. Am Strande dieses Meeres saß er, das heißt, er lag, weil er ja schlief.
Drum noch einmal: Am Meere saß er, das heißt, er lag, weil er ja schlief, und dieses Meer war voll von Wasser, und unten war’s besonders tief.
Da plötzlich teilten sich die Fluten, und eine Jungfrau trat herfür. Auf einer Flöte tat sie tuten, das war kein schöner Zug von ihr.
Dem Fischer ging ihr Lied zu Herzen, obwohl sie falsche Töne pfoff. Man sah ihn in die Fluten sterzen, da ging er unter und ersoff.
In nur vier Zeilen
In nur vier Zeilen was zu sagen Erscheint zwar leicht, doch ist es schwer! Man braucht ja nur mal nachzuschlagen; Die meisten Dichter brauchen mehr...
Die Dichter
Es soll manchen Dichter geben, der muß dichten um zu leben. Ist das immer so? Mitnichten, manche leben um zu dichten.
In eigener Sache
Ich häng oft den Gedanken nach, die teilweis stürmisch, teils gemach die Gänge meines Hirns erfüllen. Doch denken kann ich nur im Stillen.
Im Wald zum Beispiel! Zwischen Bäumen, dort kann ich dichten, kann ich träumen. In Gegenwart von Baum und Tier, da kommen die Gedanken mir.
Allein, inmitten jener Wesen, die schreiben können und auch lesen, die lieben könnten und nur hassen, fällt mir nichts ein, da muß ich passen!
Kunibert
Es war einmal ein altes Schloß, und Kunibert, so hieß der Boß. Er hatte Mägde, er hatte Knechte, und eine Frau – das war das Schlechte.
Ihr Mund war breit, ihr Hals war lang, und es klang scheußlich, wenn se sang! Drum zielte er mit Korn und Kimme, und Wut auf sie – das war das Schlimme.
Es machte bumm, natürlich lauter, da fiel se um, zum Himmel schaut er, und spricht, das Auge voll Gewässer: Vielleicht singt se da oben besser!
Urlaub in Urwald
Ich geh im Urwald für mich hin... Wie schön, daß ich im Urwald bin: Man kann hier noch so lange wandern, ein Urbaum steht neben dem andern. Und an den Bäumen, Blatt für Blatt, hängt Urlaub. Schön, daß man ihn hat!
An einen von vielen
Als du noch warst, wollt man nichts geben. Kaum warst du tot, ließ man dich leben! So ists! – Den höchsten Ruhm erworben hat man erst dann, ist man gestorben.
Als du noch warst, wollt man nichts geben. Kaum warst du tot, ließ man dich leben! So ists! – Den höchsten Ruhm erworben hat man erst dann, ist man gestorben.
Na, liebe Anette, dann quälen wir uns ja vollkommen umsonst ab... aufzufallen
Du scheinst, eine Verehrerin von Heinz Erhardt zu sein? Sie haben étwas erfrischend Witziges. Gefällt mir.
In Antwort auf: Den höchsten Ruhm erworben hat man erst dann, ist man gestorben.
So ist es doch meistens, oder?? Aber ich will gar keinen Ruhm erwerben, sondern meine Absicht, in dem ich schreibe, was mir auch sehr viel Freude macht, liegt in was ganz anderem
Für mich ist das Schreiben die beste Therapie. Mittlerweile verarbeite ich jede für mich schwierige Situation, aber auch die schönen Erlebnisse in Gedanken und Gedichten. Und ich habe im Schreiben ein sehr erfüllendes Hobby gefunden. Und ich teile es gerne mit anderen, freue mich natürlich, wenn meine Texte 'bewegen'. Das ist für mich Erfolg ( ,lieber Mirko). Nun ja, sollte sich irgendwann vielleicht mal der Ruhm einstellen, denn vielleicht arbeitet man ja (un)bewusst doch darauf hin, denn Träume und Ziele sind so wichtig, um jeden Tag weiter zu gehen, was allerdings noch ein weiter Weg ist, aber bekanntlich ist ja "der Weg das Ziel", nur sollte man darauf achten, dass man den Artikel nicht verliert, nun ja, DANN werden sich hoffentlich mein Urenkel ein goldene Nase verdienen