So, hier und heute startet also die Umfrage zum Gedicht des Monats April! Erstmals durften auch alle Mitglieder ihre Favoriten des Monats zur Wahl nominieren und 6 Mitglieder haben diese Möglichkeit wahrgenommen. Dankeschön dafür! (hätten aber gerne noch ein paar mehr sein dürfen)
Die Umfrage endet am Montag den 14. Mai und wir bedanken uns schon jetzt für die rege Wahlbeteiligung!
Hier nun also die Gedichte:
Elfchen Eine wackere Mannschaft von Hinrch
Elf auserwählte Wortgebilde – im Forum sind sie einst zu seh’n – das erste führte ’was im Schilde und übrig blieben nur noch zehn.
Zehn unerhörte Denkanstöße – im Forum soll’n sie uns erfreu’n – das zweite Wort gab sich die Blöße, und übrig blieben nur noch neun.
Neun wohlbekannte Kurzbegriffe – im Forum hat man sie erdacht – das dritte Wort, verscheucht durch Pfiffe und übrig blieben nur noch acht.
Acht wunderbare Lückenfüller – im Forum kann man die nur lieben – das vierte meidet man als Knüller, und übrig bleiben nur noch sieben.
Sieben kaum erkannte Sprachfetzen – im Forum nur ein Tintenklecks – das fünfte konnt’ man nicht ersetzen, und übrig bleiben nur noch sechs.
Sechs exzellente Fachausdrücke – Im Forum reimt man sie auf Strümpf – Das sechste hielt man für ’ne Krücke, und übrig bleiben nur noch fünf.
Fünf Hauptmerkmale einer Ode – Im Forum wählt man sie zur Zier – Das siebte Wort kam aus der Mode, und übrig bleiben nur noch vier.
Vier spielerische Lautgirlanden – Im Forum sind sie einerlei – Das achte hat verkehrt gestanden, und übrig bleiben nur noch drei.
Drei ungenutzte hübsche Namen – im Forum nutz man sie im Mai – das neunte fiel dann aus dem Rahmen, und übrig bleiben nur noch zwei.
Zwei nunmehr passend schöne Werben – im Forum schätzt man sie des Scheins – das zehnte ließ man kürzlich sterben, und übrig bleibt jetzt nur noch eins.
Eine gab’s noch, eine Vokabel – Im Forum rufen Zehn nun: „helfe !“ – Das elfte Wort hielt seinen Schnabel, und dichtete uns eine „Elfe“
Der Dorfteich von Karl-Heinz
Hinter dem Anger so friedlich und seich\' liegt schilfumrandet des Dorfes Teich. Lampenputzer in Reih und Glied singend wiegend ihr lautloses Lied.
Leichte Wellen kräuseln ans Land, auflösend sich an des Ufers Rand. Ein Fischlein spring plötzlich leis, die Wellen durchbricht ein kleiner Kreis.
Der Wind stirbt mit dem Abendschein, die Dämmerung bricht jäh herein. Sofort erhebt sich allenwärts der Frösche quakendes Nachtkonzert.
Der Angler zieht seine Leine ein, schreitet heimwärts zu Weib und Wein. Ein silberner Schimmer liegt auf dem Teich, vom Monde gespendet aus hohem Bereich.
Das Kind von Janet
Mir träumte jüngst…an meiner Hand ein zartes Wesen ging. Es war so klein und fand den Weg nur, weil ich schützend es umfing.
So dachte ich… da fragt es fein: „Mein Freund, was ist Dein Ziel?“ Ich stellte fest…ich kannt es nicht… „Ich folge nur dem kalten Wind!“
„Dann leit ich Dich und Du wirst seh`n, die Sonne ist nicht fern. Der feste Glauben an das warme Licht den starren Frost um Dein Herz zerbricht.“
Zuversicht strahlte aus dem sanften Gesicht und mutig schritt ich aus. Als ich erwachte, erkannte ich… das Kind…meine Seele, sie lenkte mich.
Die Moritat vom Raben Krah(bac) von Sebastian
Es war einmal in alten Tagen vor langer Zeit – ich kann nicht sagen, an welchem Tage ganz genau, drum trag ich’s wage euch zur Schau und künd, wie wenn’s ein Märchen wäre, sing euch ein Lied von hoher Lehre, die ihr daraus zu zieh’n gewillt, und euren Durst nach Wissen stillt.
Der Rabe Krah, ein ganz Gemeiner, im Reich der Tiere ziemlich kleiner Ganove, Gauner, Spießgeselle saß wie gewohnt auf hoher Stelle und spähte frech aus seinem Neste, zerkaute Stroh und Weidenäste und dachte schweigend bei sich hin, als ihm ein Licht fuhr durch den Sinn:
„Sieh dort, den Pfau, der wohl erpichte! Der stünd’ genau mir zu Gesichte. So eitel, bunt und reich verzieret, nicht einfach nur so hingeklieret wie meiner einer, der’s zersauste Federkleid nicht einmal tauschte - Ich will so sein wie dieser Pfau. Krahrah! Das weiß ich ganz genau.
Und dort am Himmelszelte droben blick ich, und fange an zu toben, hoch majestätisch Kreise ziehend, den Adler, dem die Spatzen fliehen, dem selbst die Welt zu Füßen lieget, denn gleich, worüber er auch flieget, ein alles beugt sich seiner Pracht. - Krahrah! Wie schön wär’ solche Macht.
Was streift der Blick mir in die Tiefe, ersieht mein Aug’, was dorten schliefe, so manchen lieben langen Tage, ein Vogel wohl aus alter Sage: Minervens starrer Weisheit Säule, die graue gleichgemüt’ge Eule, von scharfem Sinn und tiefem Blick - Krahrah! Das wär auch mein Geschick.
Achja, wie sehr ich’s ihnen neide! Was ich erleid, was ich erleide, wonach mein Rabenherz sich sehnet und was mein Geist im innern wähnet*, ist wahrlich eine einz’ge Gabe, die ich bis an mein Grab ertrage. - Ob Anmut, Wissen oder Macht, mit Gaben wär’ ich gern bedacht.“
Doch nichts von alldem war hienieden dem rabenschwarzen Lump beschieden, war er doch kaum von dem Geblüte, dem Gaben stünden zu Gemüte, nein nein, viel eher, das muss man sagen, war ihm die Bürde aufgetragen, allein zu sein in seiner Schmach der Sinne frei, des Geistes brach.
Gleichwie*, es schlug in seiner Bruste das schwarze Herz fort und es wusste sehr wohl darum, was ihm gegeben, von all den gottgewollten Segen war etwas auch auf Krah gefallen, und wenn’s auch nicht aus Himmelshallen, er hielt fest an diesem Stücke: Ja, ganz recht, an seiner Tücke!
So weilte er und sann im Stillen, wie er’s nur brächt’ zu seinem Willen, er wand und band’s in müden Zähren, doch kaum ein Licht wollt’ ihn je nähren. Nicht mal die Musen, die er riefe, hätten erweckt, was in ihm schliefe. Da ward es klar: Was ihm gebrach, war, dass ihm Neid das Herz zerstach!
Drum zog’s ihn in die weiten Welten, nun flog er unter blauen Zelten und wanderte in finstren Nächten, blieb allzeit auf dem Weg, dem rechten geleitet von den hohen Kränzen, gesellet bei des Jahres Tänzen, bis er an eine Ortschaft stieß, sogleich ins Horn Begrüßung blies:
„Krahrah, du Stadt mit deinen Dingen, sprich zu, wie mag* ich mich verdingen, dass man mir dies und jenes gebe, wonach im Leben ich so strebe, was mir der Himmel doch verwehret, was nun im Grunde mich verzehret; an Liebreiz, Geist und edlem Sinn, so sage mir, wie ich’s gewinn.“
So sprach er’s kaum, da fiel – ich glaube, ein Ladenschild ihm wohl ins Auge, von Hut und Zier und Schneiderei versprach das Holz; ein spitzer Schrei durchschnitt die Luft und mit Geflatter warf Krah sich in das Fenstergatter. Au wei! Ein Sturz, welch Schmerzeswehn’! Geschlossen war’s – Wer konnt’ das seh’n?
Nach langem Hin und langem Here, der Kopf, er wog dem Raben schwere, beschloss er, kaum vom Stürzen wache schon seinen Aufschwung auf das Dache; von dessen herrschaftlichen Zinnen sprach Krah: „So wird es mir gelingen.“ Gesagt, getan, er ließ’s nicht sein und zwang sich in den Schornstein rein.
Entbunden aus dem dunklen Schlunde, fand er sich just in einer Runde aus Stoff und Zwirn und manchen Waren, den Dingen, die des Schneiders waren. Ein Ringen*! Viel gab’s zu entdecken für, ach, den „kühnsten aller Recken“. Der sprang sodann recht vogelfrei von Bein zu Bein, als ob er’s sei.
Nun glitt der Eifer, die Begierde, gleichsam dem Blick auf jene Zierde, die zwischen Hut und Sack und Spindel und all dem lumpigen Gesindel: Ein Weidenkorb der Federn fülle, „Krah, dies scheint mir die rechte Hülle! Mit diesem Schmuck da bin ich wer. Wohlan! Nun denn! Was will man mehr?“
Doch war sein Dingen, war sein Hecken noch voller Makel, voller Flecken: Wie sollte denn dies Kleid ihm passen, den Lausbub’ in den Adel fassen, war er doch aller Haltung ledig; wie hüllt man ein, was gar so schäbig wie stülpt man nur von Fuß bis Kopf solch Zierrat über einen Tropf?
Doch auch dies Hürd’ war rasch genommen, dem Raben fuhr der Sinn, verschwommen, nun durch des Raumes milde Tiefen, und senkte seinen Blick, den schiefen denn auf ein großes Fass aus Eiche. - Was ihm daran zum Vorteil reiche? Ganz leicht: Er fand sich einen Reim auf dessen Inhalt – Es war Leim!
So hob er denn bedächt’ger Schritte den schweren Deckel aus der Mitte und stemmte ihn mit aller Kraft: „Ach, gleich, mein Herz, hab ich’s geschafft. Dann kommt die Eitelkeit des Raben, dem Leim sei Dank, auch gut zum Tragen. Da will ich denn den ganzen Leib beglänzen in der Federn Kleid.“
Mit fremden Federn sich zu zieren, mit Tand und Glitter zu brillieren, da war der Krah nun drauf und dran, doch, Weh, ihn traf der dunkle Bann, der alle Narren in sich schläget: Denn Krah, du hast nicht überleget! Ja, Krah, dass du nicht oben schwimmst, den Leim in vollen Zügen nimmst!
Nun sank der Rabenwicht zu Grunde, ertrank im Eifer jener Stunde, in der er nichtig sich erhoben, so stolz und mutig ausgeflogen; ja alle wollt’ er überflügeln, an Glanz den Mond, an Kraft die Hügeln - Was er erstrebt an Ruhm und Pracht, hat nur den Tod ihm eingebracht.
So merket auf, ihr Sangesknaben, dir ich euch wollt am Ruhme laben: Es singe, wem Gesang gegeben. Gesang ist Atmen! Kunst ist Leben! Doch nehmt zur Lehre euch den Raben; die Alles streben und Nichts haben, die nicht erschaffen, sondern stehlen, die werden dieser Welt nicht fehlen!
Der müde Wanderer von Anette
Es geht am Wegesaume ein alter Wandersmann und unter einem Baume hält seinen Schritt er an.
Ermattet von der Reise, ganz faltig sein Gesicht, lauscht er nach einer Weise, die von der Heimat spricht.
Er ging auf vielen Wegen und irrte oft umher im Sonnenschein und Regen. Nun fällt ihm’s Wandern schwer.
Nahm oftmals große Hürden, beschritt manch morschen Steg und trug so viele Bürden auf seinem Lebensweg.
Die Zeit hat ihn getrieben. Im Frühling schritt er leicht. Als Sommer wurd\' geschrieben, war’s Gipfelglück erreicht.
Die Lebensherbsteswende liegt auch jetzt schon zurück und bis zum Wegesende fehlt noch ein kleines Stück.
Jetzt setzt er sich danieder für eine kurze Rast, bevor er wandert wieder am Abend, ohne Hast.
Nur kurz möcht\' er verweilen, ein wenig ruhen aus auf seinem Weg, dem steilen, der bald ihn führt nach Haus.
Schließt nun die müden Lider, Erinn‘rung holt ihn ein. Da klingt die Weise wieder: „ Bald wirst‘ zu Hause sein.“
Er spürt in seinen Venen, dass ihn die Kraft verlässt. Doch drängt ihn jenes Sehnen: will gehen noch den Rest.
Ein Seufzen kling im Winde, die Bäume rauschen sacht: „Ach, müdes Menschenkinde, dein Ziel wird dir gebracht.“
Schon sieht er in der Ferne das off‘ne Tor zur Ruh‘. Es glänzt wie gold’ne Sterne, kommt leuchtend auf ihn zu.
Er springt auf seine Beine, wirft weg den Wanderstab. Ihm weichen selbst die Steine und Nacht senkt sich herab.
Der Wander steht im Lichte. Es war die Reise wert. Verklärt scheint sein Gesichte. Er ist jetzt heimgekehrt.
Schutzlos von Lizzy
Wie auf den Planken eines Schiffes auf hoher See bei rauhem Sturm, fühl ich mich ruhelos und schwankend, ich armer, kleiner Erdenwurm.
So wie ein Tropfen in der Wüste der dünstend in der Sonne liegt. So wie ein Vogel ohne Flügel, der nur noch hüpft,statt einfach fliegt.
Wie eine Spinne ohne Weben, die kauernd in der Ecke sitzt, wie schutzlos draußen ausgeliefert wenn es gewittert, donnert, blitzt.
Wie eine Leiter ohne Sprossen die achtlos an der Mauer lehnt, wie eine Blume, die sich dürstend nach Wasser und nach Regen sehnt.
Wie eine Kanne ohne Boden, man füllt sie auf, doch sie bleibt leer. Was ist ein Ofen ohne Feuer? Die Wärme fehlt, sie ist nicht mehr.