Wilhelm Busch
Sie war ein Blümlein, hübsch und fein, hell aufgeblüht im Sonnenschein. Er war ein junger Schmetterling, der selig an der Blume hing.
Oft kam ein Bienlein mit Gebrumm und nascht und säuselt da herum; oft kroch ein Käfer kribbelkrab am hübschen Blümlein auf und ab. Ach Gott, wie das dem Schmetterling so schmerzlich durch die Seele ging.
Doch was am meisten ihn entsetzt, das allerschlimmste kam zuletzt: Ein alter Esel fraß die ganze von ihm so heiß geliebt Pflanze. *****
Rainer Maria Rilke
ICH LIEB EIN PULSIERENDES LEBEN
ICH lieb ein pulsierendes Leben, das prickelt und schwellet und quillt, ein ewiges Senken und Heben, ein Sehnen, das niemals sich stillt.
Ein stetiges Wogen und Wagen auf schwanker, gefährlicher Bahn, von den Wellen des Glückes getragen im leichten, gebrechlichen Kahn ....
Und senkt einst die Göttin die Waage, zerreißt sie, was mild sie gewebt, - ich schließe die Augen und sage: Ich habe geliebt und gelebt!
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Johann Wolfgang von Gothe
Was giebst du dir mit Lieb und Ehre Und andern Dingen so viele Pein! Wenn ein tüchtiger Schwanz nur wäre Die Weiber würden sämmtlich zufrieden seyn.
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Heinrich Heine
Welcher Frevel, Freund! Abtrünnig Wirst du deiner fetten Hanne, Und du liebst jetzt jene spinnig Dürre, magre Marianne! Läßt man sich vom Fleische locken, Das ist immer noch verzeihlich; Aber Buhlschaft mit den Knochen, Diese Sünde ist abscheulich!
Das ist Satans böse Tücke, Er verwirret unsre Sinne: Wir verlassen eine Dicke, Und wir nehmen eine Dünne!
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