Auch eine Geschichte aus dem Jahreszeitenbogen von "Päppel geht spazieren". Auch in einem kleinen Teil autobiographisch. Und diese ausgedachte Geschichte hatte eine Nachgeschichte. In einer Tür unseres Küchenschranks hängt die Postkarte eines Mädchengymnasiums in Hersel, mit allen Unterschriften der Mädchen einer Schulklasse. Sie hatten zu einem Schulfest Luftballons in den Himmel steigen lassen. Hersel liegt am Rhein. Es war die zweite Karte, die ich auf der Weide fand. Also lange nach der Entstehung dieser Geschichte. Es gibt halt Zufälle, an die ich aber nicht glaube ;))) In dieser Klasse wurde dann die Geschichte in den Deutschunterricht eingebaut und sie wurde im Jahrbuch der Schule veröffentlicht. Das hat mich sehr gefreut und tief berührt.
Anna Lena
Anna Lena liebt Luftballons. Besonders gern hat sie große grüne Luftballons. Das Grün erinnert Anna Lena an die saftigen Wiesen, die sie auf den Fahrradtouren mit Mama und Papa entdeckt hat. Auf den Wiesen grasen Kühe, Pferde und Schafe. Den Schafen mit ihren kleinen Lämmern sieht Anna Lena am liebsten zu. Leider kommt Anna Lena immer nur am Wochenende hierher. Ausflüge mit dem Fahrrad machen Mama und Papa immer nur Samstags oder Sonntags. Und auch nur, wenn die Sonne scheint. Dann sagen die Eltern „Kommt, wir fahren zum Rhein.“ Anna Lena wohnt nämlich im Rheinland. Der Rhein ist ein großer Fluss, der durch das Land fließt. Deshalb also Rheinland. Aber heute ist Freitag. Mama und Papa wollen einkaufen gehen. Einkaufen ist manchmal schön und manchmal nicht schön. Wenn alle Menschen hektisch sind, ist Einkaufen doof. Wenn sich Anna Lena schöne Sachen angucken darf, ist Einkaufen gut. Heute sind wieder alle hektisch. Erst ist der Parkplatz voll, dann sind keine Einkaufswagen da. „Warum kaufen wir nicht ein, wenn die Parkplätze frei sind?“ fragt Anna Lena die Mama. Aber die Mama ist auch hektisch und zieht Anna Lena an der Hand mit sich mit. Auf ihren kleinen Beinen stolpert sie hinter der Mutter her. Papa hat doch noch einen Einkaufswagen gefunden und der wird jetzt gefüllt fürs Wochenende. Butter, Eier, Brot und Milch. Nudeln und Ketchup. Und noch Vieles mehr. Der Einkaufswagen ist jetzt so hoch gepackt, dass Anna Lena dahinter nicht mehr zu sehen ist. Deshalb können Mama und Papa auch nicht sehen, dass Anna Lena etwas entdeckt hat und in eine andere Richtung läuft. Ihre strahlenden Augen haben einen Stand mit Luftballons erblickt. Kleine blaue, mittlere rote und .......ein großer grüner Luftballon scheinen an der Decke des Geschäftes zu schweben. Aber dünne Seile halten sie fest. Hinter dem Stand steht ein dicker Verkäufer mit einer Brille und auf dem Kopf hat er keine Haare. Ständig wischt er sich mit einem Taschentuch durchs Gesicht, weil ihn die vielen Kinder um ihn herum ins Schwitzen bringen. Alle wollen einen Ballon haben und rufen wild durcheinander. Nur Anna Lena steht mit großen Augen vor dem dicken Verkäufer und schaut den großen grünen Luftballon an. Irgendwann fragt der dicke Verkäufer Anna Lena „ Und was ist mit Dir? Möchtest Du auch einen Luftballon auf die Reise schicken?“ Anna Lena hat die Frage gar nicht verstanden, nickt aber mit dem Kopf. „Dann füll mal die Karte aus“ sagt der Mann und reicht Anna Lena einen Stift und eine gelbe Postkarte. Anna Lena sieht den dicken Verkäufer fragend an und der lacht laut los „ Oder bist Du noch zu klein, um Deinen Namen zu schreiben? Hier kommt Dein Name hin und hier Deine Adresse, wo Du wohnst. Und wenn Du alles draufgeschrieben hast, binde ich die Karte an den großen grünen Luftballon, den Du so anstarrst. Dann lassen wir ihn fliegen und wenn er weit fliegt, kannst Du etwas gewinnen.“ Anna Lena ist nicht klein. „Ich bin 5 und komme bald in die Schule.“ sagt sie. „ Und meinen Namen kann ich schreiben und wo ich wohne, weiß ich auch!“ Etwas unsicher schreibt sie alles auf, so wie es ihr ihre Mama gezeigt hat. „Na, das schickt schon“, meint der dicke Verkäufer und schreibt noch schnell die Postleitzahl auf die Karte. Dann drückt er Anna Lena das Seilchen mit dem großen grünen Luftballon in die Hand. Anna Lena geht hinter den anderen Kindern her ins Freie und schaut in den Himmel. Sie sieht schon einige Ballons, die dort umhertreiben und lässt das Seil mit ihrem Luftballon aus der Hand gleiten. „Flieg weit“ ruft sie dem grünen Ballon zu. „Nein, flieg dahin, wo es schön ist!“ Der große grüne Luftballon steigt schnell hoch in die Luft und bald kann ihn Anna Lena kaum noch sehen. Sie bemerkt eine Hand auf ihrer Schulter und hört die Stimme ihrer Mutter. „Hoffentlich schreibt Dir jemand, wo er gelandet ist. Hab ich mir gedacht, dass Du zu den Luftballons gegangen bist. Aber jetzt ab nach Hause. Papa und ich haben Hunger.“ Anna Lena sucht ihren Ballon am Himmel und noch einmal wirft die Sonne einen Strahl auf ihn. Der große grüne Luftballon scheint zum Abschied zu winken. Hoch und höher steigt er. Der Wind treibt ihn nach Osten. Er fliegt über den Rhein, über Strassen und Städte. Er fliegt einige Tage und Nächte. Unter dem Luftballon sind große Wälder und Berge zu sehen. Und dazwischen liegen Wiesen. Auf einer Wiese entdeckt der große grüne Luftballon, der jetzt doch schon viel Luft verloren hat, eine Herde Schafe. „Das sieht schön aus“, denkt der Ballon und er erinnert sich an Anna Lenas Worte „ Flieg dahin, wo es schön ist!“ Langsam beginnt er zu sinken und er erkennt die Schafe jetzt viel besser. Weiße, braune, schwarze und gefleckte Schafe sieht der Ballon und alle schauen ihn erwartungsvoll an, als er auf der Wiese landet. Die Schafe scharen sich um den grünen Luftballon, der gar nicht mehr so groß ist, und bleiben bei ihm, bis die letzte Luft aus ihm entwichen ist. Auf der Wiese wird es jetzt dunkel. Am nächsten Morgen kommt der Schäfer mit Päppel auf die Wiese. Päppel wird über den Zaun gehoben. Er läuft direkt zu den Schafen und tobt mit den anderen Lämmern. Als er Hunger bekommt und am grünen Gras knabbern will, sieht er die gelbe Karte und den Rest des grünen Luftballons. „Das ist interessant“ denkt Päppel und knabbert an der Karte. Aber bevor er eine Ecke abgeknabbert hat, kommt der Schäfer und hebt Päppel und sein Fundstück aus der Wiese. „Das ist ja interessant!“ brummt der Schäfer und liest sich durch Anna Lenas Kinderschrift. „Ich glaube, wir können Jemandem eine große Freude machen, Päppel, wenn wir das hier mit der Post zurückschicken“ sagt der Schäfer und streichelt Päppels Ohren.
gehe ich recht in der Annahme, dass Du in einem früheren Leben ein Schaf gewesen bist ? Etwas anderes kann ich mir nicht vorstellen; denn wer solche zauberhaften Märchen Schreibt, hat viel mehr erlebt als gewöhnliche Menschen. Eines jedoch glaube ich mit Bestimmtheit zu wissen: Du hast Deine eigene Kindheit nicht vergessen. - "Anna Lena" sollte jeder lesen, der sich gerne erinnert an die Zeit, als das Träumen noch nicht verboten war.
Auch das wieder ein typischer Karsten, wie er leibt und lebt. Lass dir von mir bestätigen, du bildest einen festen und unumstößlichen Teil dieses hohen Hauses, denn deine Werke sind von einer beeindruckenden Intensität. Ich für meinen Teil denke, dein Buch rückt immer näher.