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Dieses Thema hat 2 Antworten
und wurde 968 mal aufgerufen
 Karsten
Karsten Offline


Aktiver



Beiträge: 161

14.01.2008 22:52
Mondmädchen Antworten

„Regen im Dezember, Regen im Mai. Welcher Monat es ist, es ist einerlei.“ Päppel schaut ganz poetisch aus der Stalltür nach draußen. „Wenn im Winter Schneeglöckchen blühen, müssen die Vögel nicht in den Süden ziehen.“ Der Schäfer kommt in den Stall. „Hast Du etwas gesagt, Päppel?“ „Ach was ist mein Herz so bang, wird mir doch die Zeit im Stall zu lang.“ „Was redest Du denn da, Päppel?“ Der Schäfer schüttelt den Kopf. Päppel reagiert nicht. „Oh meine grüne Wiese, die Du mich einst so hast erfreut.....was reimt sich auf erfreut, Schäfer?“ „Päppele, Päppy, Päppichen.....Hallo!“ Der Schäfer winkt mit einer Hand vor Päppels Augen. „Bist Du krank?“ Jetzt schüttelt Päppel den Kopf. „Pass auf, ich habe ein ganz trauriges Liebesgedicht gedichtet:
Alma, Du schönstes Schaf der Welt,
ich pflücke die schönste Blume, die Dir gefällt.
Ich lege sie Dir vor die Nase,
weil Schafe brauchen keine Vase.
Doch dann kommt Berta und hat sie weggefressen.
Deine Liebe kann ich jetzt vergessen.

Ist das nicht traurig, Schäfer?“ Der Schäfer muss laut lachen. „Das ist nicht traurig. Das ist lustig, Päppel. Ich glaube, Schafe können keine traurige Liebespoesie dichten. Dir ist bestimmt langweilig und dann kommst Du auf solche Gedanken.“ Päppel schaut den Schäfer selbstbewusst an. „Ich bin schon wieder gewachsen, Schäfer und bald bin ich ein Schafbock. Das ist ganz normal, dass ich anfange zu dichten.“ Der Schäfer zögert etwas und räuspert sich. „Ähh Päppel, eigentlich sollst Du unser Leithammel werden und ähh.....das ist etwas anderes als ein Schafbock. Das erkläre ich Dir ein anderes Mal. Ich erzähle Dir jetzt eine Geschichte von einem jungen Fuchs, der auch solche Gefühle hatte, wie Du. Das lenkt Dich ab. Der Fuchs lebt oben über dem „Schürmich“ im tiefen Wald. Im Herbst bist du dort als kleines Lamm zu den Rindern in die Weide gelaufen, weißt Du noch? Ich habe den Fuchs in der Frühe noch im Dorf gesehen, als ich die anderen Schafe gefüttert habe. Er lief durch Irmgards Garten und suchte etwas zu fressen. Ich konnte ihn im Mondlicht sehr gut sehen..........“

Heute ist es gefährlich sich im Dorf zu bewegen. Feris, der Fuchs, schaut zum Vollmond, der mit seinem Licht die Nacht beleuchtet. Vorsichtig schleicht Feris durch das Gebüsch nahe beim Haus. In einer Stunde wird es hell werden und der Fuchs hat seinen Hunger heute nacht noch nicht stillen können. Hier bei den Ställen und Scheunen der Bauern hat er schon so manche Maus gefangen. Ein Rascheln - der Fuchs hat es mit seinem feinen Gehör vernommen. Die Maus kann nicht weit entfernt sein. Feris verhält sich still. Er spitzt die Ohren, um die Maus zu finden. Wieder ein Rascheln, direkt vor ihm. Feris spannt alle seine Muskeln an und springt. Er hat Glück gehabt. Wieder hat ihn seine Jagdkunst überleben lassen. Der Fuchs will schnell in seinen Bau. Geduckt läuft er aus dem Dorf auf das freie Feld. Misstrauisch äugt Feris zu dem Hochsitz am Waldrand. Er läuft schneller. Plötzlich spürt er einen harten Schlag an der Schulter. Kurz danach erst hört er das Geräusch der abgefeuerten Kugel. Feris überschlägt sich. Der Fuchs nimmt alle Kraft zusammen, steht wieder auf und erreicht den Wald. Hinter den ersten Bäumen bricht Feris zusammen. Viele Gedanken und Erinnerungen schießen durch seinen Kopf. Er sieht wie durch einen Schleier seine Mutter und die Geschwister, die mit ihm vor dem Fuchsbau spielen. Er sieht sich selbst, wie er eine Fährte verfolgt und versucht einen Hasen zu jagen. Feris fühlt einen starken Schmerz, der ihm den Atem nimmt. Er schließt die Augen und fällt in einen tiefen Schlaf. Eine Hand berührt sanft seine Schulter. Eine Stimme redet zu ihm. „Sie redet wie ein Engel“ denkt Feris. „Es ist ein Traum.“ Feris kommt langsam wieder zu sich. Noch immer ist die Sonne nicht aufgegangen. Vor Feris kniet ein Mädchen. Sie streichelt seine Schulter. Der Schmerz hat nachgelassen. „Wer bist Du? Träume ich? Lebe ich?“ „Du lebst. Aber Du musst in Deinen Fuchsbau und ich kann auch nicht länger bleiben“ antwortet das Mädchen. „Die Sonne kommt gleich heraus. Ich werde gehen, wenn der Mond geht.“ „Was hast Du mit meiner Schulter gemacht? Der Jäger hat mich getroffen, doch ich habe keine Schmerzen.“ Feris schaut das Mädchen ungläubig an. „Ich habe die Wunde geheilt. Schnell, beeile Dich, bevor der Jäger kommt, um Dich zu suchen. Wenn Du heute nacht den Mond sehen kannst, werde ich wiederkommen.“ Noch einmal streichelt das Mädchen Feris´ Schulter. Dann ist sie im Wald verschwunden. „Komm zurück!“ ruft Feris ihr nach. Aber er sieht das Mädchen nicht mehr. Die ersten Sonnenstrahlen fallen in den Wald. Der Fuchs springt auf und läuft schnell zu seinem sicheren Bau. Den ganzen Tag über denkt Feris an das Mädchen. Er kann nicht erwarten, dass es endlich Abend wird. Irgendwann schläft er mit den Gedanken an seine Lebensretterin ein. Als er wieder erwacht, ist der Abend gekommen. Feris huscht aus dem Fuchsbau und läuft zu der Stelle, an der er das Mädchen getroffen hat. Es ist niemand zu sehen. Feris schaut zum Himmel, um den Mond zu suchen. Hinter einer dicken Wolke kann Feris den Vollmond erkennen. „Zeig Dich, Mond!“ ruft der Fuchs und sein kurzes helles Bellen klingt durch das ganze Tal. „Sei vorsichtig, Feris. Der Jäger sitzt in seinem Hochsitz.“ kreischt das Käuzchen im Vorüberfliegen. Feris setzt sich auf seine Hinterläufe und starrt in den Himmel. Die Wolke zieht weiter. Der Mond strahlt hell in den Wald. Eine Sternschnuppe scheint den Hof des Mondes zu streifen. Gebannt beobachtet der Fuchs ihren Weg. Feris spürt ihre Wärme und dann fühlt er ihre Hand auf seiner Schulter. „Lieber Feris. Ich bin bei Dir.“ Der Fuchs schaut sich um. „Ich sehe Dich nicht. Wo bist Du?“ Wieder hört Feris ihre Stimme. „Du hast mich nur einmal sehen dürfen, als Du in Not warst. Ich bin das Mondmädchen. Ich bin Dein Traum und Dein Schutz. Ohne das Licht des Vollmondes hätte der Jäger Dich nicht gesehen. Der Mond ist gerecht. Sein Zauber hat mich geschickt, um Dich zu retten. Ich werde immer über Dich wachen, weil Du mein Herz berührt hast.“ In Feris kommt eine tiefe Traurigkeit auf. „Für diesen einen Augenblick habe ich Dich gefunden, Mondmädchen? Und nun soll ich Dich für immer verlieren?“ „Du wirst mich nicht verlieren, Feris. Wie eine Sternschnuppe, die Du für einen kurzen Moment am Himmel sehen kannst, werde ich immer in Dir sein, wenn Du an mich denken willst.“
Seit diesem Abend sind viele Jahre vergangen. Aus Feris ist ein schlauer und starker Fuchs geworden. Kein Jäger hat ihn seither mehr vor die Flinte bekommen. Nur die Leute aus dem Dorf sehen ihn manchmal in den Vollmondnächten auf dem Feld. Er sitzt auf seinen Hinterläufen und starrt in den Himmel. Sein kurzes helles Bellen klingt dann durch das ganze Tal. Es hört sich an, als wolle er jemanden rufen......

Mondmädchen, ich bin hier und Du bist fern
Oben am Himmel leuchtet ein heller Stern
Wolken ziehen auf und verdecken sein Licht
Ich versuch´ Dich zu sehen, doch ich finde Dich nicht

Komm Mond, zeig Dein Gesicht am Himmelszelt
Nur wenn Du scheinst, kommt sie in die Welt
Nur wenn ich Dich seh´, find´ ich auch sie
Ohne den Mond kommt das Mondmädchen nie

Ich rufe Dich Wind, beginne zu wehen
Nur Du allein schaffst es, dass die Wolken gehen
Ich bleibe und warte die ganze Nacht
Und kommt auch der Jäger, ich gebe schon acht.

Du bist fern und ich bin hier
Mondmädchen, in Gedanken bin ich bei Dir


kb

Anette ( gelöscht )
Beiträge:

15.01.2008 07:24
#2 RE: Mondmädchen Antworten

bin ehrlich beeindruckt... Deine Geschichen werden mit Sicherheit sehr vielen Kindern Freude machen. um die Ecke..

Peter Bochanan Offline




Beiträge: 282

25.01.2008 13:53
#3 RE: Mondmädchen Antworten

BoW = (Bewunderung ohne Worte)

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Peter Bochanan

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