DEINE STIMME

hörte ich nie
noch sah ich dein Gesicht
und doch warst mir mit
jeder Zeile mehr vertraut
so als hätten wir gemeinsam gebaut
die Seelengedanken und die
Herzenswege
warst ein Zerrissener zwischen den Welten
Cherokee, Amerikaner und Österreicher
um zwischen Sprachen, Berufen und Kontinente zu pendeln
mit untrüglichen Instinkt ließest du nicht locker
der Wahrheit, Gerechtigkeit und Tradition
für die Menschen deiner Cherokee Nation
die Stimme erhobst
und die Blender zur Verantwortung zogst
wehrtest dich gegen jede Art von Kitsch
und Machenation
von reitenden Wilden im Kriegsgeheul
mit Pfeil und Bogen
die schöne Indianermaid da weint
um ihren Mann den Roten
hieltest du nichts
Fantasie der Filmindustrie und blöde erlogen
du folgtest allein der Wahrheit unbequemen Spur
kämpftest für Recht und Würden
der Ausgegrenzten, Heimatlosen und ihrer Bürden
aus deinem geschriebenen Worten nur
leuchtete Fürsorge, gönntest dir keine Ruh
schriebst mir vom Leben in der Reservation
manch Wehmut und Resignation
spürte ich durch deiner Zeilen Schnur
oh wie sehr vermisse ich dich
im Heulen des Sturmes ich oft deinen Namen schrie
wild zerraufte der Wind mir das Haar
schluchzte wie ein Kind, das ohne jede Hoffnung war.
Anmerkungen von Heidemarie Rottermanner zum Gedicht:
dieses Gedicht möchte ich Mike Ray Austin, Mitglied der Cherokee Nation mit österreichischer Mutter, der am 10. Jänner 2006 im 54 Lebensjahr verstorben ist, widmen.
Mike wurde am 1. Jänner 1954 geboren, wuchs sowohl in Linz als auch in Oklahoma, USA auf. Zwischen 1974 und 1989 war er Aktivist beim Native American Center of Oklahoma City. Seit 1990 lebte Mike in Wien und hielt enge Kontakte zu seinem Volk. Er war stolz auf die Leistung der Cherokee Nation in den USA und hatte deren Anliegen mit Enthusiasmus und Engagement in Österreich vertreten. Mike war ein fürsorglicher Vater, Großvater und der Freund in des Wortes höchster Bedeutung. Kein anderer konnte sich so öffnen und Einblick in sein großes Herz gewähren. Wenn du seine Hilfe brauchtest, trug er dich über den Abgrund, wenn du glaubtest nicht mehr gehen zu können.
Dies Zeilen schrieb Eva Junga in der Zeitschrift COYOTE als Nachruf!
Und vergessen werde ich dich nicht!