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Dieses Thema hat 9 Antworten
und wurde 366 mal aufgerufen
 Anette
Anette ( gelöscht )
Beiträge:

12.08.2007 08:28
Triologie - Diesmal Antworten

Noch einmal zog er an dem Stummel,
dann drückte er ihn schweigend aus,
ihm überdrüssig war der Rummel,
erhob sich still und ging hinaus.

Die Kneipe war ihm heut zuwider,
beschloss, nicht mehr dort hin zu gehn.
Geschwollen, seine Augenlider,
der Alkohol, ihm anzusehn.

Die Luft schlug kalt im, feucht entgegen.
Er zog den Mantelkragen hoch,
schritt schwankend durch den Nieselregen.
Wie sinnlos war das alles doch.

So oft wollt er ganz neu beginnen.
Er dachte nach, `s wär an der Zeit.
Und diesmal würd‘ es ihm gelingen,
nahm er sich vor, ganz fest - bereit.

Nun stand er still bei der Laterne.
Ihm war auf einmal gar nicht gut.
Er sah den Bus in weiter Ferne.
Den würd er nehmen gleich, nur Mut.

Zu Hause wollt‘ er mit ihr sprechen,
wie schon so oft. Würd‘ sie verzeih’n?
Denn oft schon brach er sein Versprechen.
Würd diesmal es genauso sein?

Wohl ahnte er die stillen Tränen,
die heimlich sie doch stets vergoss.
Doch nie tat sie den Schmerz erwähnen,
der an ihr nagte, sie verdross.

Er seufzte laut, konnt‘ kurz ihn spüren
und hielt ihn fest, nur ein‘ Moment.
Der Bus stand nun mit off’nen Türen
vor ihm, den man den Trinker nennt.

Entschlossen tritt er auf die Stufen.
Auch diesmal steigt er wieder ein.
Da hört er seinen Namen rufen -
Nein! Diesmal soll es anders sein.

Sein Blick erfasst den Trinkkumpanen,
der wankend winkt im Lampenlicht.
Der weiß ja nichts, kann nicht erahnen
was in ihm vorgeht, diesmal nicht.

Er sieht die Flasche lockend blitzen
und zögert, kämpft mit sich… jedoch
- nie wieder soll sie ihn besitzen-
dreht er sich um. Nur diesmal noch…

***

Die Zeit war weit schon fortgeschritten.
Er sah zur Uhr, fast schlug es vier.
Noch immer saß er dort inmitten
von Kneipendunst und Flaschenbier.

Er lallte zwischen Schnaps und Halben
und log den andern was ins Ohr,
begrapschte ein paar „ Bordsteinschwalben“
und eine nahm er sich dann vor.

Gelächter war im Raum zu hören.
Man nannte ihn „ den Supermann“
Er schien sich nicht daran zu stören,
hob hoch das Glas und man stieß an.

Als nun das Nass die Kehle kühlte,
da sah er plötzlich ihr Gesicht,
ganz kurz am Fenster, und er fühlte,
wie er verlor sein Gleichgewicht.

Erschrocken sprang er auf vom Hocker,
hielt noch sich an der Flasche fest,
stieß Kopf an Kopf mit einem Zocker.
Das gab ihm offenbar den Rest.

Er taumelte und fiel zur Seite.
Jäh schien ernüchtert er zu sein.
Der gläsern‘ Blick entfloh ins Weite
hinaus durch dunst’gen Lampenschein.

Und diesmal stand er auf alleine.
-Sie durfte doch nicht einfach gehn -
Wie Blei erschienen ihm die Beine,
doch konnt‘ er wieder gerade stehn.

Er lief hinaus, war wie von Sinnen.
„ Bleib bei mir, geh nicht einfach fort.
Ich werd‘ dem Alkohol entrinnen
und schwör dir‘s hier an diesem Ort!“

Verzweifelt schrie er in den Regen.
Schon dreht‘ sie müde ihr Gesicht.
Doch als er schwankte ihr entgegen,
da sagte sie nur: „Diesmal nicht!“

***

Schon viele Jahre sind vergangen,
seitdem sie damals ihn verließ.
Noch immer kämpft er mit Verlangen
und oftmals er an Grenzen stieß.

Auf seinem Schrank steht eine Flasche.
Doch hat er sie nie angerührt.
Sie lockt beständig mit der Lasche
und hätte ihn sehr gern verführt.

Wie oft hat er sie stehen sehen
mit vielen Tränen im Gesicht.
Könnt er die Zeit zurück nur drehen
bevor er hörte: „Diesmal nicht“.

Auch immer wieder sind Gedanken,
wo er versinkt in Traurigkeit.
Sie lassen seinen Vorsatz wanken.
Nur einmal…, wegen Einsamkeit.

Ermüdet sinkt er auf den Sessel.
Die Flasche steht zum Greifen nah.
Die Sucht umschleicht ihn, hält die Fessel,
belauert ihn, steht wartend da.

Wie oft muss er noch wiederstehen?
Und wieder tobt es in ihm wild.
Er kann sich selber nicht verstehen.
Verzweifelt blickt er auf das Bild.

Soll er letztendlich… soll er nicht?
Vom Ringen will er einmal ruhn.
Ihr silbern‘ Etikett besticht…
Wird er es diesmal wieder tun?

Butterfly ( Gast )
Beiträge:

12.08.2007 12:48
#2 RE: Triologie - Diesmal Antworten

Liebe Anette!

Eine Super-Trilogie, hervorragend und äußerst realistisch beschrieben.
Dein Gedicht erinnert mich sehr an einen Bekannten, der letztendlich gegen den Alkohol verloren hat.
Diese Trilogie würde auch sehr gut auf die momentan in Österreich laufende Jugendkampagne
"Nachdenken statt einschenken" passen.

Liebe Grüße
Ernestine


Anette ( gelöscht )
Beiträge:

12.08.2007 15:09
#3 RE: Triologie - Diesmal Antworten

danke liebe Ernestine

na dann nimm es ruhig und schick es dorthin... vielleicht wirds ja genommen und nützt was, und wenn es nur einem dient, war es nicht umsonst..

Butterfly ( Gast )
Beiträge:

12.08.2007 17:02
#4 RE: Triologie - Diesmal Antworten

OK, liebe Anette, wird erledigt

Liebe Grüße
Ernestine

Heike Offline




Beiträge: 1.177

13.08.2007 10:44
#5 RE: Triologie - Diesmal Antworten

Wie schon bei deinem ersten DIESMAL...

WUNDERBAR!!


Es ist einfach nur super geschrieben!

Sehr sehr gut! DANKESCHÖN!

Lieben Gruß in deinen Tag,

Heike


Das Leben und dazu eine Katze, das gibt
eine unglaubliche Summe.[small]- Hermann Hesse-
[small]

Heidemarie Rottermanner Offline


Treue Seele



Beiträge: 1.032

13.08.2007 16:08
#6 RE: Triologie - Diesmal Antworten
Liebe Anette,
dein Gedicht ist super gut geschrieben.

Leider liegt es viel an der Gesellschaft. Kenne ich von meinen Jungs. Mittrinken ist cool, wenn nicht,
dann bist Außenseiter.
Und wie oft werden mein Mann und ich schief angesehen, wenn wir Alkohol ablehnen. Ist ja so
super, hört man von Jugendliche, wenn die blau ist, sonst ist es ja kein Spaß.
Toll! Und ist einer in dem Teufelskreis dann kommt er schwer heraus,
die ganze Familie leidet, wenn der Familienvater sein Geld im Wirtshaus braucht.

Ich brauche mich nur umsehen und sehe das Elend Tag für Tag.

Grüße
Heidemarie
hinrich* Offline

Hausfreund/in



Beiträge: 803

13.08.2007 19:13
#7 RE: Triologie - Diesmal Antworten



Liebe Anette,

Du hast den Trinker und seine "Leidenschaft"
so realistisch, so detailgenau beschrieben,
dass man annehmen muss, Du hast ihn sehr gut
gekannt und oft beobachtet. Nur allzu viele
teilen dieses schier unabänderliche Dilemma
mit diesem Mann, der seine Komplexe, seine
Lebensängste, vielleicht auch Depressionen im
Rausch zu ertränken versucht.

Liebe Grüße
Hinrich

Anette ( gelöscht )
Beiträge:

14.08.2007 06:30
#8 RE: Triologie - Diesmal Antworten

Ihre Lieben,
erstmal ganz herzlichen Dank für eure Zustimmungen.

HInrich, Ja, vielleicht könnte man wirklich meinen,ich hätte " ihn" gekannt. Dazu zwei Dinge: Ich fühle mich durchaus in der Lage in den Schuhen anderer zu gehen, da meine Gedichte nur zu vielleicht 90% nicht autobiografisch sind.
Als Kind habe ich meinen Stiefvater so erleben müssen, der mit dem Feind Alkohol im Bunde war. Zum Glück nicht sehr oft, da ich nur die Ferien dort verbracht habe. Er ist zwar schon Jahrzehnte lang trocken, aber ich bin mir dessen durchaus bewusst, was es für ihn für einen Kampf gekostet haben muss.

harriebald Offline


Hausfreund/in



Beiträge: 428

16.08.2007 02:02
#9 RE: Triologie - Diesmal Antworten

Anette, wunderbar und sehr tiefgründig durchdacht. Eine Variante habe ich auch dazu. Liebe Freundin, du weißt, ich genieße deine Balladen, Hartmut

Camaela ( gelöscht )
Beiträge:

20.08.2007 13:41
#10 RE: Triologie - Diesmal Antworten



Liebe Anette,

laaang aber unglaublich gut
da man diesen Kampf mit dem Alkohol aber bis
zum Ende liest, kannst du dir sicher sein, dass
es ein wirklich gelungenes Gedicht geworden ist

Liebe Grüße
Regine

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