Schon morgens um sieben stand sie am Tor, den Stock in der Hand und mit krummem Rücken. Sie schaute sehr oft durch den Zaun hervor, vielleicht um ein Lächeln von jemand zu pflücken.
Verwitwet war sie seit zwanzig Jahren, ihr Mann starb am dritten, schweren Infarkt. Auch wenn die Zeiten hart für sie waren, war sie stets gerne im Dorf, auf dem Markt.
Verkaufte ihr Obst und Gemüse vom Feld, das sie mit viel Liebe, Arbeit und Zeit, im Schweiß ihres Angesichts hatte bestellt, jahraus, jahrein in Freude und Leid.
Sie hat nie gelebt in Reichtum und Glück, ging schlicht und bescheiden umher. Als endlich ihr Mann aus dem Krieg kam zurück, war er ein Krüppel und konnte nicht mehr.
Trotz Armut und Schicksal waren sie glücklich, durch manche Jahre gemeinsam gegangen. Obwohl sie es fand nicht immer schicklich, lachte sie gern, ganz unbefangen.
Als sie ihn zu Grabe dann tragen musste, floss ihr keine Träne über’s Gesicht, doch sie nur alleine im Innern wusste, dass sicher ihr Herz vor Kummer zerbricht.
So hat über manchem Jahr Trauer gehangen. Seit ein paar Monaten sah man sie kaum. Doch niemand zeigte jemals Verlangen, sie zu besuchen in ihrem Raum.
Heut’ morgen fand man sie in ihrem Haus, die Augen geschlossen und kalt ihre Hand. Man trug sie im Billigsarg einfach hinaus und gönnte ihr nicht mal ein Totengewand.
Sie war wohl gestürzt, vor längerer Zeit, und hat’ sich gebrochen das Bein, lag lang in der Küche im dünnen Nachtkleid, und eisige Kälte zog durch’s Gestein.
Die Nachbarn fragten, betroffen der Blick, „Ach, wie ist das wohl passiert?“ Dann gingen sie wieder zum Alltag zurück, scherzten und lachten ganz ungeniert.
Das ist eins aus der Schublade meiner Anfängerzeit, bzw aus meinem Buch "streiflichter gleich"
also ich muss schon sagen, für die Anfänge ist das doch schon beachtlich gewesen. Wenn ich da an meine Anfänge denke, auweia. Ich glaube, wenn ich die Sachen hier vorstellte, würde man mich in die dunkelste Hölle der bösen Undichter verbannen.