Wieder einmal begab sich mein Herz auf Wanderschaft durch Seelenstadt. Unzählige Male lustwandelte ich hier schon. Ich kannte jede Ecke, jeden Stein, jedes Haus - doch noch nie habe ich das Ende von Seelenstadt gefunden. In den verwinkelten Gassen konnte man sich schnell verirren. Aber mitlerweile fand ich mich ganz gut zurecht.
Wie immer zu Beginn meiner Reise befand ich mich auf der "Straße der Einsamkeit" und wie jedesmal krampfte sich mein Herz zu einem steinernen Knoten zusammen. "Diesmal wirst Du es schaffen!", flüsterte eine Stimme in meinem Ohr. "Diesmal wirst Du die Straße bis zum Ende gehen!" Ich spürte, wie sich meine Füße in Bewegung setzten. Ich blickte nach links und rechts, wo die Versuchungen meiner Vergangenheit um Aufmerksamkeit buhlten. Da standen sie alle! Alle Verwandten und Bekannten. Sie lockten so süß mit Liebe und Zuwendung... Doch hinter ihnen lag die "Straße des Erfolgs"! Ich konnte diesen Weg noch nie zu Ende gehen. So oft ich es auch versucht hatte, am Ende blickten mir immer nur enttäuschte Gesichter entgegen. Also weiter. Da, meine Trainer! Direkt vor der "Straße der Leistung"! Fast bin ich sie mal bis zum Ende gegangen, aber ein Unfall hielt mich auf, und wieder erntete ich nur enttäuschte Gesichter.
Immer noch auf der "Straße der Einsamkeit" gehe ich weiter. Eine Abzweigung. Mein erster Freund lächelt mich an! Was hatte er mir nicht alles versprochen: Den Druck von mir zu nehmen, zu rebellieren, endlich glücklich zu werden... Doch der Weg, den ich eine zeitlang mit ihm ging, führte nur bergab. Die Flucht war eine Realitätsflucht. Glück empfand ich nur beim Rauchen, Schnupfen und Schlucken der Dinge, die er mir gab. Am Schluss verkaufte ich meinen Körper. Meine Seele hat er nicht bekommen. Danach ging es wieder bergauf und ich befand mich einsam und verlassen bei einer alten Gefährtin: Der "Straße der Einsamkeit" "Einfach nicht hinsehen,", sprach ich mir Mut zu," gehe einfach weiter. Du kannst das!" Und wieder kam ich an eine Abzweigung. Es war die "Straße der Verzweiflung" Eine Sackgasse, die im Nichts endete. Kein Licht befand sich darin, nur eine trübe Suppe, die einem den Blick nahm und am Weiterkommen hinderte. Blos da nicht hineingeraten!
So zog es mich weiter voran. Die Erinnerungen zerrten mich mal in diese, mal in jene Richtung. Ich kämpfte dagegen an und beschritt weiter die "Straße der Einsamkeit". So kam ich an einen wunderschönen Platz. Es war der "Platz der verlorenen Träume" Er ist geschmückt mit 1000 Seifenblasen, jede gefüllt mit einem Traum. Sie sind unfassbar schön, doch jedesmal, wenn ich nach ihnen greifen wollte, zerplatzten sie. Ein gefährlicher Ort! Man hängt in den Seifenblasen fest, die Träume verkleben einem die Seele und eh man sich versieht, achtet man nicht mehr auf seinen Weg und landet im "Jammertal", wo man eine Ewigkeit festsitzt.
"Heute nicht, keine Zeit für Träume!" - So ging ich weiter.
Horcht! Eine kleine Seitenstraße. Gedämpftes Licht und leise Musik lies die Dunkelheit angenehmer werden. Ja, jetzt fiel es mir wieder ein. Die "Straße der Versuchung", gleich neben der "Straße der leichten Freuden". Hier hatte ich mich auch schon mal verirrt. Doch das Licht, daß zunächst wohltuend wirkte, war kaltes Licht. Es schmerzte in den Augen. Es brannte sich schon einmal in mein Herz, bis es explodierte und nur Dunkelheit und Schmerzen zurücklies. Alle standen sie da und lachten mich aus. Die Kurzbeziehungen, One-Night-Stands... Wie lockten sie mit schnellem kurzen Glück. Vielleicht doch nur ein kleines bißchen Herzwärme?? Ein Hupen ertönte. Aus dem Nichts tauchte ein Taxi auf. "Na,", fragte der Fahrer, "soll ich Dich ein Stück mitnehmen?" Ich war verwirrt und fragte ihn:"Wo soll es denn hingehen?" "Nun ja,", antwortete er, "bis zur `Straße der Erfahrungen`? Aber die kann schmerzhaft sein. Du kannst auch gerne hier bleiben!" Ich blickte auf die Grimassen in der Straße hinter mir. "Heute nicht," flüsterte ich mir selbst zu, "Ich komme mit!" Ich beeilte mich und stieg ein. Die Wärme im Auto tat gut. Aber mein Herz lag noch immer wie ein Stein in meiner Brust. Die "Straße der Einsamkeit" war schier endlos, aber irgendwie erschien sie mir in diesem Moment schmaler. Ich rieb meine Augen. Mehrere Kreuzungen hatten wir schon passiert, und ich war froh, sie nicht alleine durchwandert zu haben. "Da sind wir,", hörte ich den Fahrer sagen, "vorerst!". Da war ich also! Die "Straße der Erfahrungen". Ich bedankte mich artig und stieg aus. Das Taxi brauste davon und ich sah ihm noch lange hinterher, bis es in der Dunkelheit verschwunden war!
Liebe Stefanie, die vielen Wege der Verirrungen der Seele hast du so gefühlvoll dargestellt. Ich habe das Gefühl wir sind seelenverwandt, ich erkenne mich so oft in deinen Gedanken und Worten, daß ein Schauer mein Herz berührt. Philosophisch, therapeutisch, lyrisch, einfach grandios geschrieben. liche Drücker und Kndudels von Karin Lissi PS: Ich schrieb einmal ein Aphorismus, der von einem bekannten Dichter sehr gelobt wurde: "Wenn die Seele weiter wandert, holt die Vergangenheit sie ein"
Endlich darf ich auch von dir einmal eine Kurzgeschichte lesen.
Mir kam es vor, als ginge ich so einige Straßen mit dir, die Raucherstraße, die Straße der Versuchung und natürlich die der Einsamkeit. Am Anfang war ich voller Abwehr.... seltsam. Doch dann habe ich mich auf dich eingelassen und möchte dir sagen, der Bezug den du da hergestellt hast ist wunderbar. Und so ehrlich! Toll! Ich bin nun sehr gespannt auf die Fortsetzung, die ja schon zu lesen ist, aber nun muß ich auf den Anruf einer Freundin warten und möchte nicht weggerissen werden aus der Geschichte. Also werde ich sie entweder später oder morgen lesen. Möchte das ganz genußvoll und in Ruhe tun. Darf ich dich mal drücken?
Hallo Stefanie, habe den I.Teil gelesen und bin gespannt wie es weitergeht. Ich hoffe und wünsche mir,dass Du nach vielen Kilometern, durch die Straßen der Hoffnung, des Glücks , der Zuversicht, endlich ans Ziel Deiner persönlichen Wünsche gelangst. Sicher wirst Du dann müde und abgespannt sein, aber ich nehme an, mit einem Lächeln wirst Du Dich auf Neues und Schönes freuen. Die Hindernisse, die man aus sich Selbst heraus überwunden hat, geben Kraft und Lebensmut. Ich wünsche Dir eine gute Nacht und morgen einen glücklichen und schönen Tag, Martina
Ich danke euch herzlich für´s lesen meiner Geschichte. Aber natürlich möchte ich euch nicht die Spannung nehmen, in dem ich euch schon hier erzähle, wie es denn endet Nur soviel zu dem Gesamtbild möchte ich sagen. Manches sind eigene Erfahrungen, manches ist stark dramatisiert, und manches einfach nur - erfunden Aber immer mit dem Hintergrund, es könnte tatsächlich so sein. Ich hoffe, jeder erkennt seine eigene Seelenstadt. Da wird es wieder ganz andere Wege geben, dunkle Pfade und helle Alleen. Dies wollte ich hauptsächlich damit ausdrücken. Und kein Weg ist so dunkel, daß er nicht irgendwann ins Helle führt. Herzlichen Dank nochmals fürs lesen und kommentieren. Ich habe mich wirklich sehr darüber gefreut!