Der junge Tag verlässt sein Ruhelager, verwebt am Horizont ein helles Band. Er schreitet in Gestalt noch etwas mager und reicht der Nacht zum Abschied seine Hand.
Noch wandern still die ruhgenährten Stunden im Schutz der Dämmerung am Wegessaum, wo nun geflocht’ne Träume, nachtgebunden, sich zögernd lösen aus dem Zeitenraum.
Auf nassen Wiesen kriechen graue Schleier und schlängeln sich empor zum warmen Licht. Es ruht im Schoß des Tals der kleine Weiher, auf dem das Morgenrot sich spiegelnd bricht.
Die frühen Stimmen ziehen mit dem Wehen der milden Luft durch ruhende Natur, so dass es scheint, wenn sie vorübergehen, als folgten bunte Farben ihrer Spur.
Schon spürt man frische Düfte sich erheben und streunend atmen sie die Freiheit ein. Bald werden sie in raschem Flug entschweben und etwas später schon vergessen sein.
Ich stehe fröstelnd hier am offnen Fenster in Neugier, was der Tag mir offenbart. Noch immer tanzen nächtliche Gespenster und narren mich mit ihrer Gegenwart.
Erwartend bilden sich wie Schaumeswogen, die leisen Hoffnungen im Anbeginn. Oft fühlen sie am Abend sich betrogen und fließen unerfüllt, enttäuscht dahin.
Ein leises Mahnen streift mich in Gedanken. Ergreifend nehme ich es in Gewahr. In scheuer Angst will’s weiter vorwärts wanken, als bürg’ der neue Tag in sich Gefahr.
Doch munter streckt er seine jungen Glieder, verschenkt mit reinen Händen frohen Mut. Erbauend singt er alt bekannte Lieder, auch seine Stimme klingt vertraut und gut.
Begrüßend lasse ich ihn froh gewähren. Er winkt mir zu in strahlendem Gewand. Gern will er mir sein Wesen neu gebären, das gestern ich zu deuten nicht verstand.