Was bringt dir Liebe, die aus schönen Worten nur besteht, die immer wieder tatenlos dein Dasein nur umweht, da dir im Kämmerchen doch heimlich Tränen rinnen, wo du versuchst erneut dein Hoffen zu beginnen?
Was nützt dir Liebe, die dir immerzu es nur verspricht: „Bald wird sich’s ändern“, doch im Grunde tut’s das nicht und du dich tröstest, dass es morgen wird geschehen, dass du dein Leben glücklich und erfüllt kannst sehen?
Was schenkt dir Liebe, die versprechend nur sich dir erweist? Auch ohne Worte zeigt sie sich, wie’s anderswo doch heißt. Wie lange noch willst du im Stillen darauf warten, dass sie dich führt an fester Hand durch ihren Garten?
Wenn dir die Liebe sich versprechend nur in Worten zeigt, doch jede Tat, die selbstlos daraus wächst, nichts tut als schweigt, dann sollte dein Verstand es doch sehr bald erkennen, dass diese Liebe niemals Liebe sich kann nennen.
Toll, Anette, was Du alles aus dem Ärmel zauberst. Du sprichst ein sehr wichtiges und oft unterschätzes Thema in einem bewegenden Gedicht an. Dieses Thema der "tatenlosen Liebe" hat unglaublich viele Facetten und Du schaffst es, sie gleich einem klirrenden Kristall alle gleichzeitig anschwingen zu lassen. Danke für diese nachdenklich stimmenden Zeilen, in denen ich noch viele Male stöbern werde. Mir gefällt das Gedicht sehr gut und es freut mich, zu sehen, wie Du als Schöpferin auf der Höhe Deiner Kunst Gedichte förmlich ausatmest und als lyrischen Odem auf das Papier hauchst. Hervorragende Kunst, immer wieder inspirierend, da inspiriert.
Arne, welch poetische Kritik du mir da aus deinem Ärmel schüttelst. Vielen dank
Es ist aber doch so. Liebe ohne Taten ist tot. Taten, deren Wurzeln in der Liebe stecken, werdenaus sich selber sichtbar wachsen und gedeihen. da muss man nicht erst drum bitten oder bitten müssen. Stimmts?
Eine Tochter versorgt ihre alte, bettlägrige Mutter, eine Mutter säugt ihren hilflosen Sohn, ein Mann kocht der kranken Frau einen Holundertee und legt ihre Lieblingsmusik auf. Ein Großvater schaukelt seinen Enkel auf dem Schoß, eine Großmutter backt Plätzchen für alle ihre lieben Kinder und Kindeskinder.
Alles, ohne gefragt worden zu sein. Alles aus Liebe.
Liebe ist eine Entscheidung, eine stumme Wahl, jeden Tag wieder. Liebe ist soviel mehr als ein Gefühl. So und nur so will ich diese Zeilen, einem Ehepaar in den Mund gelegt, verstanden wissen:
"Kein Ring, kein heil'ger Schwur kann Liebe ewig binden. Gemeinsam schaffen wir das nur, wenn täglich wir sie finden."
Liebe ohne Taten gibt es nicht, Taten ohne Liebe wohl. Manchmal aber ... manchmal gibt Liebe auch die Kraft, eine Tat zu unterlassen. Manchmal gibt Liebe die Kraft, loszulassen, wo man kräftig halten will, zu schweigen, wo man beredte Schwüre leisten will, unsichtbar zu bleiben, wo man hüpfen und winken will. Diese Liebe ist nicht weniger wahr. Aber sie darf nie hoffen, eine Antwort zu erhalten.
Als kleiner Junge fand ich ein Nest mit jungen Vögeln. Arglos nahm ich einen mit nach Hause, weil ich ihn putzig fand. Er starb, weil ich nicht in der Lage war, ihn zu pflegen und seine Mutter ihn mit dem Menschengeruch nicht mehr annahm. Hätte ich diesen Vogel als Geschöpft geliebt, und mit Verstand geliebt, über mein impulsives Gefühl hinaus, dann wäre meine Tat der Liebe gewesen, ihn einfach sein zu lassen.
Manchmal erklingt mir das Lied im Morgengrauen, welches er gesungen hätte, wenn ich den Vogel nur hätte sein lassen.
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