„Mutti, ich bin ja so schrecklich verliebt, kenn‘ einen Jungen, den’s zweimal nicht gibt. Äußerst charmant ist er, sieht auch gut aus, einzig sein Rauchen ist manchmal mir Graus.“
„Mädchen, der ist nichts, das glaub mir geschwind. So eine Macke ist schlecht für dich, Kind. Denn mit der Zeit, das ist sicherlich wahr, wird sie noch größer, beherbergt Gefahr.“
Nach ein paar Wochen kommt‘s Mädel nach Haus. Überaus glücklich schaut wieder sie aus. „Mutti, ich hab einen kennengelernt. Er ist der Beste“, sie wiederum schwärmt.
„Einzig sein Trinken macht mir etwas Gram. Kannst du mir sagen, wie’s dazu denn kam?“ „Kind, oh wie schrecklich, das ist ja ein Hohn, lass lieber gleich deine Finger davon.
Diese Gewohnheit, die kenne ich gut, hatte dein Vater, es nahm mir den Mut. Gestern noch wenig, doch morgen, mein Herz, wird sich das mehren, und das ist kein Scherz.“
Wieder vergingen die Wochen im Land. Töchterchen folgte dem Rat mit Verstand. An einem Abend kam fröhlich sie an, hatte im Schlepptau erneut einen Mann.
„Mutti, was sagst du, ist dieser nicht fein? Hab mich verliebt und mich trügt nicht der Schein. Nur ist die Sache, ich weiß nicht so recht, er will es ständig, sag, ist das nun schlecht?“
„Ach, meine Liebe, so ist doch der Brauch. Den kannst du nehmen, das kenne ich auch. Meiner Erfahrung nach, bin doch vom Fach, kann ich dir sagen: Das lässt schnell nach.“
Du bist einfach umwerfend ! Deine Argumente sind unwiderlegbar, Dein trockener Witz ist kaum zu überbieten, Wie in all Deinen Gedichten, kommt auch die Liebe nicht zu kurz.
Von Dir kann manch einer noch etwas lernen - in jeder Beziehung !
Ich wünsche Dir und den Deinen einen schönen Sonntag.
Danke lieber Hinrich. Du schmeichelst mir ja ganz gewaltig. Es freut mich, wenn ich dich ein wenig erfreuen konnte. Aber von mir noch was lernen? das glaub ich kaum.
Anette, Anette, wieder aus dem Leben und in die Vollen Dieses Gedicht gereichte nun vollends dem literarischen Charakter der Nanny Ogg zur Ehre. Ich habe mich köstlich amüsiert und aus vollem Halse gelacht.
Zunächst.
Dann blieb mir das Lachen im Halse stecken, weil ich merkte, Du hast alles andere als ein lustiges Gedicht geschrieben. Die schwierige Suche nach einem Partner, mit dem man sein Leben lang auskommen kann, die teuflischen Aspekte gemeinsamen (Er)Lebens, wie Alkoholsucht, nicht ausgenommen, beschreibst Du die Odyssee eines jungen Mädchens, unsicher, aber lebenslustig, wagemutig und dennoch immer auf den Rat der Mutter bedacht. Die erfahrende Mutter, bedacht, der Tochter die eigenen schlimmen Erfahrungen zu ersparen, rät ihr am Ende dazu, das schwierigste von drei schweren Schicksalen als das ihre anzunehmen. Du malst den schlimmsten aller Teufel an die Wand, die sich stetig aufzehrende Lust nach dem anderen, den versiegenden Quell körperlicher Nähe, bis zum Schluß eine trockene Wüste der Gefühle übrigbleibt. Bitterlich habe ich geweint, als ich das Gedicht zum zweiten und dritten Mal las. Es ist eine anrührende Ballade. Unsere Heldin schließt schlußendlich einen Pakt mit dem Schicksal und erwählt das vermeintlich geringste aller Übel, Verzicht auf Berührung, Sinnlichkeit und romantische Nähe. Das hat mich tief ergriffen und erschüttert.