Oftmals gehen mir, oh Graus, meine Kochideen aus. Hab zwar reichlich Fantasie, doch für’s Essen quasi nie. Heut jedoch, fiel mir rasch ein: Kohlrouladen wären fein.
Wirsing, ein paar Tage alt, lag im Kühlschrank unten, kalt. Reis vom Vortag, nicht zu viel, äußerst brauchbar, kam ins Spiel. Rinderhackfleisch, aufgetaut, das sich in der Truhe staut.
Gut gewürzt und durchgemengt, in die Blätter eingezwängt, hab als“ Packerl“ sie gefüllt und mit Zwirn sie fest umhüllt, Dann gebraten, kross und scharf. Wein dazu nicht fehlen darf.
Diesmal nur ergriff ich Sekt, weil das sicher besser schmeckt, um danach den Flaschenrest auszutrinken wie zum Fest, was mir gar nicht gut bekam, weil mir das den Durchblick nahm.
Angeheitert – nicht ganz klar, - nicht, dass ich betrunken war - rötete sich mein Gesicht, als, von Allergie man spricht, die, wenn ich Promill‘ bestückt mich desöft’ren „beglückt“.
Doch was darauf schlimmer kam, mir die Luft zum Atmen nahm. Nach dem Essen, reichlich auch, rebellierte gleich mein Bauch. Aufgebläht, wie ein Ballon, kam er rasch aus der Fasson.
Sekt und Kohl im Darm vergärte, der sich lautstark dann entleerte, wie aus Rohren von Kanonen, donnergleich wie auch bei Bohnen, die mich selbst vor mir verscheuchten, weil sie mit Gestank entfleuchten.
Doch was dieses mich gelehrt: Kohl mit Sekt den Darm beschwert. Wird mit beidem er geladen, kann er auch der Umwelt schaden. Lärmbelästigung, Gestank, macht auf Dauer schließlich krank.
Liebe Anette, dieses Gedicht ist nicht nur in vielerlei Hinsicht sehr lehrreich, sondern eher eine "MUSS-Lektüre" für jeden gern kochenden Menschen. Ganz großartig. LG, G. Ast
Ein feiner ironischer Zusatz ... bestimmt habt Ihr alle bemerkt, daß die Software, die unsere Werbeanzeigen zwischen die Kommentare schaltet, den Text "liest" und jeweils in ihrem Sinne interpretiert. Nun, bei mir wird folgende Werbung zum Gedicht von Anette hier eingeblendet:
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Das Gedicht ist ein kulinarisches Meisterwerk und läßt einen frischen Wind durch die dichterische Küche ziehen *Pruuuust*. Wenn auch das Thema etwas windig erscheint, so verdichtet es doch die Spannung, bis diese sich in einem befreienden Höhepunkt entlädt. Kohl und Sekt als Symbole für arm und reich, Unglück und Wohlstand, Yin und Yang stehen im ständigen Wettstreit der Gegensätze. Es gärt förmlich in jeder Zeile. Wolken am Horizont, ein Sturm zieht auf. Der befreiende Donner läßt dann auch uns Leser erleichtert aufatmen. Halt nur nicht in unmittelbarer Nähe des Gedichtes ...
Anette, ich hab selten an einem Morgen so herzhaft gelacht, wie beim Verzehr deiner dichterischen Kohlrouladen. Einsame Spitze !!