Die Tür ging auf und herein kam ein kleines Mädchen.Es hatte schwarzes langes Haar uns braune Augen und trug eine rote Pudelmütze auf dem Kopf.Wer bist du ? Anne sagte das Mädchen leise.Langsam schloß sie die Tür und schaute durch mein Zimmer.Wohnst du alleine hier ? Ja antwortete ich etwas verwundert über die Frage. Gib mir bitte etwas Wasser sagte Anne dann.Wofür wollte ich wissen.Frag nicht war die Antwort und dann griff Anne in ihre Manteltasche und holte ein paar Farbentuben herraus. Was machst du da wollte ich wissen.Ich mische.. Was mischst du denn ? Du mußt ganz leise sein sonst geht es nicht.Anne gab einen Tropfen Schwarz in das Wasser und schaute mir in die Augen. Ist das deine Farbe fragte sie mich. Wie meinst du das? Ist so dein Leben ? Manchmal sagte ich. Und jetzt , jetzt grad fragte Anne mich . Gib mir mal etwas blau.Ich holte noch ein weiteres Glas Wasser aus der Küche und kniete mich nieder zu Anne auf den Boden. Magst du blau ? Ja sagte ich . Blau ist das Meer der Himmel die Kornblumen und manchmal mein Hemd. Viele Gläser wurden noch herbeigeholt und Anne und ich mischten die ganze Nacht durch. Grün färbte sich das Wasser wie die Wiesen die Pflanzen und Bäume. Gelb färbte sich das Wasser wie die Sonne die Weizenfelder und der Kerzenschein bei Nacht. Rot färbte sich das Wasser wie das Lebensblut die Erde und die Flammen im Feuer. Violett frbte sich das Wasser wie der blühende Flieder und der Umhang des Pfarrers am Altar Immer wieder wechselten die Farbmuster . Manchmal machten sie mir Angst, waren finster und undurchschaubar und dann wieder fröhlich leuchtend und schön. Draußen wurde es schon hell und Anne stand plötzlich auf und ging zur Tür. Lebe wohl sagte sie , schaute mich noch einmal an , drehte sich um und verließ mein Zimmer. Ich saß da auf dem Boden und glaubte geträumt zu haben. War es denn Wirklichkeit ? Dieses Kind ? Das Spielen mit den Farben? Ich stand auf und schloß meine Zimmertür . Dann schaute ich auf den Boden und erschrack . Die Farben , die Gläser , Nix war mehr da - der Boden war leer.Nicht ein einziger Farbtupfer war zu sehen. Ich muß geträumt haben und ging in die Küche . Die Sonne ging langsam auf und ich setzte mich ans Fenster. Plötzlich öffnete sich ein Fensterpflügel und eine weiße Taube flog herein. Wer bist du fragte ich fast Geistesabwesend. Ich bin Du ...spürst du nicht deine Flügel und die starken Federn ? Komm und flieg . Es ist an der Zeit . Flieg los Sofie . Ich öffnete den anderen Fensterflügel und flog ...drei Meter hinunter ins Gras. Ein paar leichte Kratzer aber sonst nix . Wieder nur geträumt ? Die Taube das Fenster ...das Licht der Sonne. Ich schaute hinauf zum Fenster um mich herum lag zerbrochenes Fensterglas. Weit und breit war keine Taube zu sehen. Plötzlich kam meine Mutter durch das Gartentor sie wollte mich besuchen und ein Kaffe mit mir trinken. Was machst du denn für Sachen fragte sie . Hast du dich verletzt? Ich dachte ich kann fliegen antwortete ich . Du spinnst wohl völlig! Ich dachte kann sein und ging wieder rauf in meine Zimmer. Ich schloß das Fenster ,legte mich auf mein Bett und schloß für immer meine Augen.
Danke für dein Lob . Habe sie heute in einem Tagebuch von 87 gefunden und war selbst erstaunt drüber ....was mich wohl dazu bewegt hat so zu schreiben ? Weiß nicht. Habe mit zwölf angefangen Tagebuch zu schreiben und oft war das sicher auch nötig und befreiend.
Hallo Sonnenschein, eine wirklich interessante Geschichte, zumal du nach 20 Jahren selbst darüber erstaunt bist, was du damals geschrieben hattest. Manchmal stelle ich mir die Frage, ob wir nun herrlich oder furchtbar emotionelle Wesen sind. Vieleicht lohnt sich aber auch eine solche Frage erst gar nicht, denn wer weiß, sie könnte in 20 Jahren eine ganz andere Bedeutung bekommen. Jedenfalls darf man bestimmt annehmen, dass dein Tagebuchauszug auch zukünftig eine erstaunliche Geschichte bleibt. LG, G. Ast
Danke ihr Beiden für eure Komplimente . Ist schon manchmal mysteriös , was man so aus den Regalen kramt. Mir gibt diese Geschichte einige Rätsel auf aber das soll sie wohl.