Das Fernweh des Seemanns
Mit abfälligen lächelnden Blicken ziehen die Menschenmengen,an einem sonnigen Tag im Juli,am Hamburger Elbufer,an dem alten verwahrlosten Obdachlosen,dessen langes Haar und sein ungepflegter Baart,der ihm mittlerweile fast bis zum Bauchnabel reicht,vorbei,der am Rande des Weges mit leicht zitternden Händen eine alte Kappe in der Hand hält,in der recht überschaulich einige Centstücke ihren Platz gefunden haben.Er riecht stark nach Schweiß und dem letzten Rest Wodka den er vor wenigen Augenblicken getrunken hat.Resignierend starrt er ins Nichts,spürrt nichts vom feinen Kies des Weges,dem ihm vorbeilaufende Kinder entgegen werfen und dabei fröhlich lachen. Ja ,Kinder ,denkt er, hätte ich gerne gehabt ,eine Frau mit der ich alt werde ,ein kleines Haus mit Garten ,nichts ist ihm geblieben.
Aufgewachsen war er wie all die Menschen die ihn jetzt verhöhnen,behütet in einer gut bürgerlichen Familie.Gewohnt haben sie in einer kleinen Mietswohnung am Rande der Stadt,die dem Gehalt der Eltern,die Beide als Bedienung im ersten Restaurant der Stadt arbeiteten,entsprach.Seine Kindheit verlief recht „normal“ ,obwohl seine Eltern,seinem Bruder ,der zielbewußt und problemlos seine Kindheit meisterte ,mehr Aufmerksamkeit und Annerkennung schenkten.Er, eher der Einzelgänger,Revoultionär,sich selbst bezeichnend,seiner Zeit weit vorraus ,konnte mit dem strukturierten Leben ,welches ihm vorgelebt wurde ,nichts anfangen.Schon mit 10 Jahren träumte er von der großen, weiten Welt mit Fernweh,das schmerzte. Mit 20 Jahren,nachdem er eine Lehre als Kellner abgeschlossen hatte,beschloß er Steward auf einem Kreuzfahrtschiff zu werden ,was ihm dann auch bei der ersten Bewerbung bei einer großen Reederei ,gelang.Plötzlich war er Seemann,schippte um die ganze Welt ,genoß das Leben in vollen Zügen ,verdiente viel Geld ,hatte viele gleichgesinnte Freunde und Freundinnen. Mit 23 Jahren hatte er schon mehrfach die Welt umsegelt und innerlich damit abgeschlossen ,jemals ein bürgerliches Leben führen zu können ,in nur einer Beziehung ,wo ihm doch die ganze Welt offen lag ,bereit zu erkunden. Mit 30 Jahren, konnte er sich ein Leben an Land ,gar nicht mehr vorstellen ,in seinen Urlauben ,belächelte er seine alten Freunde aus Kindertagen ,die ihren monotonen Alltag mit Ehefrau und Kindern ,mit recht überschaulichen Einkommen bestritten ,leuchtende Augen bekamen ,wenn er von seinen Reisen erzählte.Irgendwann unterließ er dann auch diese Urlaube,als die letzten Familienangehörigen verstorben waren ,seine letzten Freunde ihn dann doch noch vergessen hatten .Seine Urlaube verbrachte er nun in fernen Ländern ,die ihm vertraut ,wie zur Heimat geworden waren . Mit 40 Jahren,erkannte er plötzlich ,das es nirgendwo eine Heimat für ihn gab ,sein einstiger Traum ,glich einem Albtraum ,wich der Erkenntnis das er immer nur für sich gelebt hatte und nun einsam und alleine war .Seine einstige Freiheit ,glich einem Gefängnis ,für Versuche auszusteigen ,das merkte er sehr schnell an Land ,war es lange schon zu spät . In den letzten Jahren nutzte er die Landgänge nur noch um das aufkommende Bewußtsein zu ertränken ,mit Cocktails ,deren Namem er schnell vergaß . Mit 60 Jahren,gesundheitlich angegriffen , wurde er dann in Rente geschickt.Heimatlos,allein ,verbrachte er wenige Wochen in einem schmuddeligen Seemannsheim ,frustriert und depremiert zog ihn die Fernweh wieder hinaus,aber diesmal bettelned,würdelos auf , für ihn , namenslosen Sraßen .
„Papa ,Papa, wach auf, wir wollen weiter,“ Das kleine Mädchen,mit leicht roten Gesicht,sich ärgernd darrüber das ihr Papa mal wieder, während einer Pause ,ihres Spazierganges eingeschlafen war ,wo er sie doch hier am Hamburger Elbufer ,auf der einzigen Schaukel zwischen zwei uralten Bäumen,schaukeln wollte.Neben ihr steht ihre Mama ,die lächelnd auf ihn herabschaut und ihm einen Becher vom mitgebrachten schwarzen Tee reicht . Kurze Zeit später laufen sie alle Drei am Elbufer entlang .Am Rande des Weges sitzt ein alter , verwahrloster Mann mit einer Kappe in der Hand ,langsam greift der Papa des Mädchens zu seiner Geldbörse und legt einen großen Schein in die Kappe........ und weint.
© by Frank Laser
| |