Lieber Hinrich, über diese Worte habe ich nun länger nachgedacht. Ist es denn nicht so, dass nur wenn du die anderen Ufer betrittst sie auch begreifst und dich weiter ent- wickelst? Oder sprichst du von der Untreue? Dann ist es klar, erst wenn wir zurückblicken, können wir erkennen was wir verlassen haben. Doch wenns mich nach fremden Ufern zieht, wird es seinen Grund im Hier und Jetzt haben. Vielleicht fehlt mir hier was und ich suche drüben nach Anregung und Neuem.
siehe, ich habe Dich erreicht, erreicht mit diesem Gedicht aber Du bist nicht das andere Ufer - dem Himmel sei's gedankt.
Dieses Gedicht ist entstanden, nachdem ich mir eine Zeit lang das "Weinen" eines guten Freundes angehört habe, der immer auf die "Große Reise" gehen wollte, weil er mit "diesem" Leben nicht fertig zu werden glaubte und doch bestens klar kam (er hatte eine Menge echte Freunde und machte viele Menschen mit seinen wirklich wundervollen Geschichten, die er zu erzählen wußte, wieder Mut zu neuem Leben). Dieser Freund wiederholte ständig: "Der da oben, der wird mir ein schöneres Leben bieten". Zugegeben, er trug ein schwerwiegendes Problem mit sich herum; er war in jungen Jahren ein hochbegabter Karrieremensch und hatte einen schweren Autounfall, der dazu führte, daß er mehrfach seinem Leben ein Ende setzen wollte, doch seine verborgenen Kräfte obsiegten und er rappelte sich immer wieder dazu auf, weiterzumachen. Aber es kamen immer neue Nackenschläge; die Familien brach auseinander, neue Bindungen scheiterten an seiner geistigen Überlegenheit. Facit: Er hat es immerhin noch gute 30 Jahre mit seinen "Gebrechen" auf dieser Seite des Flusses ausgehalten. Im vergangenen Jahr ist er dann endlich hinübergeschwommen. Möge er glücklich abgereist sein.
Aber Du hast recht, liebe Helga, es gibt auch andere Betrachtungsweisen. Und es gibt ja viele Sprüche, die das veranschaulich - z.B. " ...vom Regen in die Traufe usw.....)
Ich freue mich, daß Dich meine zu Papier gebrachten Gedanken interessieren. Wenn ich hier im "Garten der Poesie" stöbere, lerne ich stets dazu. So - nu is genuch !!!!!
Ich interpretiere Dein Gedicht so, lieber Hinrich, daß man nie zufrieden ist, mit dem, was man hat. Man hat Fernweh, ist man aber dann fort,hat man wiederum Heimweh. Ist man Single, wünscht man sich eine Familie. Manchmal ist man in einer Familie aber so genervt, daß man alle Singles beneidet. Kurzum: Man ist nie so richtig zufrieden. Ein gutes Gedicht, Du hast eine interessante Art zu schreiben.