
Liebe Judith,
das Leben hat Dich in die Welt gesetzt,
vom Baum der Erkenntnis zu kosten, die
Süsse des irdischen Seins in all seinen
Nuancen kennenzulernen, fürchten- aber
auch schätzen zu lernen, zu zweifeln und
zu hoffen und ..... die Liebe zu erfahren.
Wie eine zarte Feder im Wind kamst Du
herabgeschwebt, um zu werden, der Du bist.
So sei es denn !
So sehr mich Dein Gedicht auch hinabzieht
in die Unterwelt Deiner Gedanken, so sehr
zeigt es mir aber auch, das Du "Deinen"
Weg suchst, und ich bin davon überzeugt,
dass Dir Dein "Eigensinn" stets den Weg
zeigt, der Dir in die Wiege gelegt wurde.
Es wird Dir also nichts übrig bleiben, als
an Dich selbst zu glauben.
Dein Freund Hinrich
Wer da suchest .......Rastlos irrst du durch das Leben –
was du suchst, das weißt du nicht.
Wollte dir nur jemand geben,
dass sich lohne all dein Streben
sehnsuchtsvoll zu jenem Licht ......
Trostlos läufst du stets im Kreise –
was dir fehlt, das ahnst du nur,
und so fragst du dich wohl leise,
wer und wann auf welche Weise
zeigt im Sande jene Spur ......
Arglos folgst du jedem Zeichen –
was sich bietet, ist dir fremd,
doch dein Ziel bald zu erreichen
lässt du keine Zeit verstreichen –
keine Hürde, die dich hemmt ......
Hilflos hebst du deine Arme –
wider jegliche Vernunft:
„Hilf, wenn es DICH gibt, erbarme
und erlöse mich vom Harme,
eh ich völlig abgestumpft ......“
Sorglos sei der Mensch auf Erden –
suggeriert die Phantasie,
ja auch du willst glücklich werden,
doch es quälen dich Beschwerden,
Hoffnung, fragst du, hilft denn die ?
Zwecklos scheint dir zwar das Bitten,
schließlich bist du ja kein Christ –
nur weil Jesse einst gelitten,
für die Menschheit hat gestritten,
er doch nicht allmächtig ist ......
Fraglos wird das Blatt sich wenden,
wird auch dir das Glück zuteil,
wird dir allzeit Liebe spenden,
all dein Zweifeln wird dann enden –
ich glaube an dein Seelenheil !
