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Das “Opfer” der Annette
Mit 75 faltig und grau nahm sich der Reiche die zweite Frau. Diese jung und voller Leben sollte den Lenz ihm wiedergeben.
Angeschlagen, von gebeugter Gestalt, sind typische Zeichen bei Menschen, die alt. Der Greis kannte jedoch genau das Motiv seiner schönen, jungen Frau.
Wäre er arm wie eine Kirchenmaus, weilte sie nicht in seinem Haus. Er wollte es ihr aber beweisen, es folgten für beide schöne Reisen.
Sie flogen um die ganze Welt, es gab keine Einschränkung für sein Geld. Fünf Jahre ein Leben in Saus und Braus, dann ging dem Alten die Puste aus.
Tagtäglich klagte er über Wehen, es wollte nichts mehr richtig gehen, und als die Beschwerden sich mehrten, seine Kräfte sich verzehrten.
Bevor er verschied todkrank im Bett, übergab er seiner lieben Annett’ drei Umschläge, in jedem Geld, zu öffnen, nachdem er verlassen die Welt.
Verschleiert stand Annette am Grabe, sie erbte all seine Habe. Der Schleier vor ihrem Gesicht verriet ihre wahren Gefühle nicht.
Was sie ersehnt, war nun erreicht, es war gewiss nicht immer leicht, denn sie musste ohne Bedenken, dem Alten die tägliche Liebe schenken.
Dieses er von ihr erwartete, während sie nach Erfüllung schmachtete nach einem jungen, schönen Mann, der nicht nur liebäugeln kann.
Endlich, endlich war sie am Ziel, jung und reich mit Sex-Appeal. Die ganze Welt lag ihr zu Füßen, und die wollte sie genießen.
Sie wog die Umschläge in ihrer Hand, wieviel sich wohl in ihnen befand ? Im ersten lagen zehntausend Mark für einen guten Eichensarg.
Zwanzigtausend gebündelt im zweiten für die Grabpflege für lange Zeiten. Das Geld im dritten für einen Stein, 30000 Piepen, Schein für Schein.
Ihre Freundin, die kesse Gisela, besuchte sie im Februar. An Annettes rechter Hand funkelte ein Diamant.
Der blitzte nur so im Sonnenschein, Gisela kriegte sich nicht rein. “Großzügig war mein Theolein, er liess mir Geld für einen Stein!”
Anmerkung: Die Namen in diesem Gedicht sind frei erfunden. Sie haben keine Beziehung zu irgendwelchen Personen.
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