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Dieses Thema hat 8 Antworten
und wurde 478 mal aufgerufen
 Anette
Anette ( gelöscht )
Beiträge:

27.11.2007 09:40
Die Eiche am Tor Antworten


Die Eiche am Tor


Sie drohte dem Tod zu erliegen,
von quälendem Hunger geschwächt.
Vermocht noch im Wind sich zu wiegen,
doch ging es ihr zunehmend schlecht.

Woraus sie im Wachstum sich nährte,
schien ehemals reichlich zu sein.
Doch was sie zum Leben begehrte,
bot jetzt ihr nur kaltes Gestein.

Bald hielt‘ sie vertrocknende Zweige
ermattet zum Lichte empor.
Es gingen die Säfte zur Neige
in ihr, dieser Eiche am Tor.

Ein Baum kann nach Ferne nicht wandern,
verwurzelt steht fest er, gebannt.
Verkümmernd beschaut er die andern
in Weiten auf fruchtbarem Land.

Schon lang trug sie welkende Blätter
für den, der sich zu ihr gesellt‘.
Zum Schutze vor jeglichem Wetter
hatt‘ stets sie bereit sich gestellt.

Sie ahnte ihr baldiges Sterben,
an Kraft sie verdurstend verlor.
Der Boden ließ Wurzeln verderben,
von ihr, jener Eiche am Tor.

Doch flog in dem Wind ihre Klage
weit fort mit verklingendem Weh.
Ganz plötzlich spürt‘ Leben sie wage,
zu Füßen, wie Frische vom See.

Erstaunt blickte rasch sie zu Boden
und sah eines Fremden Gestalt.
Er räumte hinweg, um zu roden,
die Steine mit sanfter Gewalt.

Schon nahm er viel nährende Erde,
bedeckte die Wurzeln ganz dick,
begoss sie in sanfter Gebärde
mit Liebe und Herzensgeschick.

Dann strich er ihr über die Rinde,
voll Güte, so kam es ihr vor,
und sprach in das Blättergebinde:
„ Ich liebe dich, Eiche am Tor.

Schon bald wirst du nicht mehr hier stehen.
Ich lass dich nicht sterben in Qual.
Man wird dich als Eiche besehen,
fortan bei mir unten im Tal.

Und muss ich beim Graben mich mühen,
bedrückt doch die Arbeit mich nicht.
Im Frühling wirst‘ wieder erblühen,
voll Blätter die Zweige im Licht.“

Seitdem hat sie vieles gesehen
und lange stand wartend sie still,
sich fragend; wann wird es geschehen,
dass endlich er holen sie will?

Heut kam er mit großem Gesinde
mit Äxten, geschliffen und scharf
und trennte den Stamm von der Rinde
für weiteren Brennholzbedarf.

Sie fiel unter mächtigen Hieben
und ließ es geduldig gescheh’n.
Nur Wurzeln sind übrig geblieben,
die leben und weiter besteh‘n.
Arne ( gelöscht )
Beiträge:

27.11.2007 20:08
#2 RE: Ballade Antworten

für dieses Gedicht, Anette.
Gut. Heftig! Ich stehe sprachlos davor. Was selten vorkommt.


Arne

Anette ( gelöscht )
Beiträge:

28.11.2007 06:13
#3 RE: Ballade Antworten

danke Arne, ich habe aber nachgedacht, die vorletzte Strophe umzuschreiben. klingt vielleicht nicht ganz so theatralisch.

Heut kam man, bereit zum Gefechte,
mit Äxten, geschliffen und scharf
und fällten ob gut oder schlechte
viel‘ Bäume als Brennholzbedarf.


Was meinst du?? L.G.Anette

Heggse Offline


Profi



Beiträge: 369

28.11.2007 06:16
#4 RE: Ballade Antworten

Nein mutti, ich würds so stehen lassen!!!
Gefällt mir so wies ist!!!!

Anette ( gelöscht )
Beiträge:

28.11.2007 06:17
#5 RE: Ballade Antworten

wenn du meinst.....

Heggse Offline


Profi



Beiträge: 369

28.11.2007 06:19
#6 RE: Ballade Antworten

Ja!

Arne ( gelöscht )
Beiträge:

28.11.2007 09:35
#7 RE: Ballade Antworten

Ausnahmsweise hat Heggse absolut recht. Um Himmels willen, ändere dieses Ende nicht. Die Wirkung wäre dann verpufft und das gesamte Gedicht eher harmlos. Der Trick ist doch gerade diese Erwartungshaltung, dieses absolute Vertrauen und dann - *ZACK* - der Schlag mit der Axt direkt an die Wurzel dieses Baumes, nicht irgendwelcher generischer Bäume, zu denen wir noch gar kein emotionales Verhältnis im Gedicht aufbauen konnten.

Es sprach der Baum, ich möchte weg
und betete zu diesem Zweck.
Es kam die Axt, er war empört.
Dabei ward nur sein Wunsch erhört ...

Das Leben ist hart, aber ungerecht.

Mirko Offline


Hausfreund/in



Beiträge: 536

28.11.2007 19:26
#8 RE: Ballade Antworten

Statt Brennholz daraus zu machen,
wäre doch eine Bank in der Altstadt
die angemessenere Würdigung für eine Eiche...

Camaela ( gelöscht )
Beiträge:

29.11.2007 19:53
#9 RE: Ballade Antworten

ich mag keine Nicht-happyends

trotzdem: vom Anfang bis zum Ende
sehr gern gelesen (und mit dem Baum gelitten)

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