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Dieses Thema hat 4 Antworten
und wurde 591 mal aufgerufen
 Karsten
Karsten Offline


Aktiver



Beiträge: 161

30.12.2007 15:41
Wieschönwiewunderschön Antworten

Wieschönwiewunderschön

Im Märchenwald geht der Sommer zuende. Wenn die Sonne am Ende des Tages untergeht, wird es sehr kühl und die Moosteppiche sind feucht vom Abendhauch. Die Feen holen die dicken Pullis aus den Truhen in ihren Baumhäusern und die Zwerge ziehen die dünnen Mützen ab und setzen ihre Wintermützen auf.
Die Elfe Wieschönwiewunderschön aber fliegt noch in ihrem Sommerkleidchen durch den Märchenwald.
„Wie leichtsinnig, wie dumm, wie elfenhaft“ hört man die Feen tuscheln. „Sie wird sich erkälten!“ Doch die Elfe stört das Getuschel der Feen nicht. Sie liebt den Sommer so sehr, dass sie den Herbst am liebsten gar nicht wahrnehmen will. Wenn sie friert, fliegt sie eben ein wenig schneller, damit es ihr wieder warm wird.
„Wie schön, wie wunderschön ist Wieschönwiewunderschön in ihrem Sommerkleid“ rufen die Zwerge. Sie halten ihre Hände vor die kleinen dicken Bäuche und sehen der Elfe bei ihrem Rundflug zu. Die alte Hexe läuft mit einer lauten Glocke durch den Märchenwald. Sie läutet und ruft: „Herbei, herbei! Ihr Feen, ihr Elfen, Zwerge, Zauberer und was es sonst noch alles gibt. Die Vollversammlung beginnt!“
Aus dem ganzen Wald strömen sie zusammen auf den großen Platz unter der Eiche. Vorne sitzen die kleinen Zwerge, damit sie etwas sehen können. Sie haben sich Wolle mitgebracht, die sie von den Zäunen bei den Schafsweiden gepflückt haben. Die Zwerge legen die Wolle unter sich und setzen sich darauf. Weil sie so ungeduldig sind, rutschen sie auf der Wolle hin und her. Und am Ende der Vollversammlung haben die Zwerge aus der Wolle kleine Teppiche gefilzt. Das wissen alle hier. Die noch kleineren Kobolde und Trolle sitzen auf den Pilzen neben dem Platz. Weil sie die anderen Märchenwaldbewohner immer ärgern, dürfen sie nur am Rande der Versammlung Platz nehmen. Von dort können sie nicht alles sehen und hören. Also werden sie wütend und ärgern die Anderen noch mehr. So ist das im Märchenland. Hinter den Zwergen stehen die Feen. Jetzt, wo es kalt geworden ist, sehen sie nicht mehr so elegant aus in ihren Pullis und Westen. Aber sich selbst können Feen keinen Wunsch erfüllen, sonst würden sie sich wünschen auch in der Winterkleidung elegant auszusehen. Deswegen laden die Feen die Zauberer ein, damit diese neben ihnen stehen. Dann hoffen sie darauf, dass die Zauberer sie elegant zaubern. Aber sie hoffen jedes Mal vergeblich. Die Zauberer schauen nur Wieschönwiewunderschön, der Elfe, zu. Sie fliegt ihre Runden über den Versammlungsplatz und hört von dort aus zu. Die Hexe läutet wieder mit ihrer Glocke und alle werden ganz still. Zu großen Respekt haben alle vor der Hexe, weil sie schon viele hundert Jahre im Märchenwald wohnt. Schon lange ist sie die Vorsitzende der Versammlung und jeder hört gespannt auf das, was sie zu sagen hat. Auch im Märchenwald ist eine Versammlung nur eine Versammlung.
Also redet die Hexe und redet. Sie redet mal laut, mal leise, aber nur sie allein redet. Als die Hexe wieder einmal leise redet und noch dazu eine Pause einlegt, damit alle denken, es sei sehr wichtig, was sie sagt, kommt plötzlich von oben ein „Hatschiiiii!“ Die Hexe zischt:“ Wer war das?“ und die Köpfe der Märchenwaldbewohner recken sich nach oben. Wieschönwiewunderschön flattert erschrocken ganz schnell mit den kleinen Flügeln. In ihrer Nase kribbelt und krabbelt es, wie in einem Ameisenhaufen. „Hatschiiii! Das wollte ich nicht, Hexe, glaube es mir! Entschuldigung!“. Die Elfe landet mitten auf dem Versammlungsplatz. „ Mir ist so schwummerig und auch so schwindelig. Ich glaube, ich werde krank.“ Die Feen zetern: „ Das haben wir immer gesagt, sie wird noch krank. Das dumme Ding!“ Die Zauberer nicken und laufen zu Wieschönwiewunderschön, um sie zu stützen. Alle blättern in ihren Zauberbüchern und suchen nach Zauberrezepten gegen eine Erkältung. Die Zwerge jammern: „ Nicht das es so etwas ist, wie bei Schneewittchen.“ Die Hexe kann über die Männer im Märchenwald nur den Kopf schütteln. „ Wie dumm ihr alle seid! Die Elfe hat eine Erkältung. Es wird schon nicht so schlimm sein. Ich habe seit hundert Jahren Rheuma. Hat Euch das je bekümmert? Die Versammlung ist beendet. Wieschönwiewunderschön kommt jetzt mit in mein Hexenhaus.“ Die Hexe nimmt die Elfe an die Hand und beide verschwinden hinter der Tür des Hexenhauses. Langsam zerstreut sich die Versammlung und alle gehen nach Hause. Die Feen schimpfen noch über die Dummheit der Elfe und die Zauberer diskutieren auf dem Heimweg, welcher Zauberspruch der beste gegen eine Erkältung ist. Die Zwerge wischen sich die kleinen Tränen aus den Augen. Die Kobolde und Trolle ärgern sich, weil sie keiner mehr beachtet hat. Nur eine Eule sitzt noch in der Eiche und ruft ihr „Huhuuu! Huhuuu!“ in die Nacht. Der Mond wirft sein dämmriges Licht auf das Hexenhaus. Die Fenster sind alle hell erleuchtet, aber von innen beschlagen sie mehr und mehr. „Was ist denn das?“ denkt die Eule und fliegt auf eine der Fensterbänke. Wenn die Hexe hext, muss die Eule eigentlich immer auf der Hexenschulter sitzen. So gehört sich das im Märchenland. Aber heute will die Hexe mit Wieschönwiewunderschön alleine sein. Die Erkältung muss kuriert werden und das Durcheinander, das die Elfe bei den Zauberern und den Zwergen anrichtet, muss auch aufhören. Die Hexe hat Wieschönwiewunderschön ein heißes Bad in dem Holzzuber bereitet und wirft, begleitet von allerlei Hexensprüchen, Kräuter in das Wasser. Die Elfe spürt, dass es ihr in dem heißen Bad direkt besser geht.
„Pfefferminz und Raspelholz,
Melissenkraut und Hexenstolz,
Thymian, Ysop, Rosmarin,
Lasst jetzt die Erkältung ziehen.
Lavendel, Salbei, Pfennigkraut,
zieht durch ihre schöne Haut.
Bachblüten, es steht in Eurer Macht,
dass sie nicht so einen Wirbel entfacht.“

War das ein langer Hexenspruch! Die Hexe ist müde von der Hexerei geworden und sie schaut auf die Elfe, die in dem heißen Kräuterbad eingeschlafen ist. Noch im Schlaf lächelt Wieschönwiewunderschön ihr Elfenlächeln. „Die Erkältung ist verschwunden. Aber die Elfe ist wie sie ist. Dagegen ist kein Hexenkraut gewachsen. Ich kann den Zwergen und Zauberern nicht helfen, wenn sie sogar mich mit ihrem Lächeln verzaubert“ denkt die Hexe und kann ihren Blick nicht von der Elfe wenden.

„ Sie ist wie der Frühling, der die Hoffnung bringt
und sie ist wie der Sommer, der die Seele beruhigt,
wie ein Weizenfeld im Wind.
Sie ist wie der Herbst, der mit Farbenkraft
in jedem Jahr ein Wunder schafft.
Und sie schläft wie im Winter,
wenn die Ruhe kommt bei Groß und Klein.
Wieschönwiewunderschön,
niemand kann Dir böse sein.“

kb

Peter Bochanan Offline




Beiträge: 282

03.01.2008 12:01
#2 RE: Wieschönwiewunderschön Antworten

Auch dies ist wieder eine wunderschöne Geschichte und die Kombination aus Geschichte und Gedichten finde ich klasse. Sag mal, hast du einmal überlegt, ein Kinderbuch in dieser Art zu schreiben? Ich bin der festen Überzeugung, dass kommt märchenhaft an bei den Kids.

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Das geschriebene Wort ist das Tor zur unendlichen Freiheit der Gedanken


Peter Bochanan

Karsten Offline


Aktiver



Beiträge: 161

03.01.2008 12:35
#3 RE: Wieschönwiewunderschön Antworten

Danke Peter für Deine Worte. Vor etwa 5 Jahren habe ich begonnen diese Art Geschichten zu schreiben. Das erste war ein Jahreszeitenbogen, inspiriert durch ein wirklich aussergewöhnlich anhängliches Flaschenlamm, das mit uns und den Hunden spazieren gegangen ist und das wir Päppel, von Aufpäppeln, getauft hatten. Im Laufe des Jahres entstanden etwa 12 Geschichten, die einen Hauch autobiographisch waren, also ein reales Erleben stand am Anfang einer jeden Geschichte. Darauf baute ich dann märchenhafte Dinge auf. Den Jahreszeitenbogen hatte ich "Päppel geht spazieren" genannt. Ich war begeistert, dass mir so etwas gelungen war und natürlich sehr naiv. Die einzelnen Geschichten waren sehr unbearbeitet, aber ich war davon überzeugt. Im Internet habe ich mich nach einem Verlag erkundigt, der Kinderbücher im Hauptprogramm hat. Ich sandte einen dicken Umschlag nach Hamburg, Verlag weiß ich jetzt gar nicht mehr. Nach einigen Monaten kam dann eine Absage. Dabei wollte ich doch entdeckt werden ;))) Also sehr, sehr naiv :)) Ich habe mir aber vorgenommen alle Geschichten noch einmal neu zu überarbeiten, quasi aus der Distanz. Und dann muss ich mal sehen, wie ich weiter vorgehe. Hoffe, ich lerne hier bei Euch noch entsprechend viel dazu.

Freue mich über Deine Kommentare! Danke!

Karsten

kb

Anette ( gelöscht )
Beiträge:

03.01.2008 12:44
#4 RE: Wieschönwiewunderschön Antworten

karsten... schicke es an den Richmond Verlag!!!!

Hinrich Offline


Hausfreund/in



Beiträge: 591

03.01.2008 18:37
#5 RE: Wieschönwiewunderschön Antworten



Lieber Karsten,

Dein Märchen ist zauberhaft -
ein Märchen für Jung und Alt,
das mir beim Lesen so klingt,
als würde es mir vorgelesen -
und ich .......
bin muksmäuschen still !

Ich habe zwei Enkelinnen -
Carlotta und Antonia - die
werden bestimmt aufmerksam
zuhören, wenn ich es ihnen
vorlese. Künftig werde ich
nach Deinen gar spannenden
Geschichten Ausschau halten,
denn wenn die Mädchen bei
Oma und Opa weilen, dann
komme ich nicht umhin, vor
dem Einschlafen noch ein
Märchen zu erzählen oder
vorzulesen.

(Übrigens danke für Dein Lob)

Liebe Grüße
Hinrich

©whp

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