Wicht
Offline Treue Seele
19.09.2007 21:33
Hallo liebe Poetenfreunde Es ist mir eine große Freude Euch die Siegerin des Gedichtes des Monates August bekanntzugeben
Anette Espositomit : Triologie-Diesmal Noch einmal zog er an dem Stummel, dann drückte er ihn schweigend aus, ihm überdrüssig war der Rummel, erhob sich still und ging hinaus. Die Kneipe war ihm heut zuwider, beschloss, nicht mehr dort hin zu gehn. Geschwollen, seine Augenlider, der Alkohol, ihm anzusehn. Die Luft schlug kalt im, feucht entgegen. Er zog den Mantelkragen hoch, schritt schwankend durch den Nieselregen. Wie sinnlos war das alles doch. So oft wollt er ganz neu beginnen. Er dachte nach, `s wär an der Zeit. Und diesmal würd‘ es ihm gelingen, nahm er sich vor, ganz fest - bereit. Nun stand er still bei der Laterne. Ihm war auf einmal gar nicht gut. Er sah den Bus in weiter Ferne. Den würd er nehmen gleich, nur Mut. Zu Hause wollt‘ er mit ihr sprechen, wie schon so oft. Würd‘ sie verzeih’n? Denn oft schon brach er sein Versprechen. Würd diesmal es genauso sein? Wohl ahnte er die stillen Tränen, die heimlich sie doch stets vergoss. Doch nie tat sie den Schmerz erwähnen, der an ihr nagte, sie verdross. Er seufzte laut, konnt‘ kurz ihn spüren und hielt ihn fest, nur ein‘ Moment. Der Bus stand nun mit off’nen Türen vor ihm, den man den Trinker nennt. Entschlossen tritt er auf die Stufen. Auch diesmal steigt er wieder ein. Da hört er seinen Namen rufen - Nein! Diesmal soll es anders sein. Sein Blick erfasst den Trinkkumpanen, der wankend winkt im Lampenlicht. Der weiß ja nichts, kann nicht erahnen was in ihm vorgeht, diesmal nicht. Er sieht die Flasche lockend blitzen und zögert, kämpft mit sich… jedoch - nie wieder soll sie ihn besitzen- dreht er sich um. Nur diesmal noch… *** Die Zeit war weit schon fortgeschritten. Er sah zur Uhr, fast schlug es vier. Noch immer saß er dort inmitten von Kneipendunst und Flaschenbier. Er lallte zwischen Schnaps und Halben und log den andern was ins Ohr, begrapschte ein paar „ Bordsteinschwalben“ und eine nahm er sich dann vor. Gelächter war im Raum zu hören. Man nannte ihn „ den Supermann“ Er schien sich nicht daran zu stören, hob hoch das Glas und man stieß an. Als nun das Nass die Kehle kühlte, da sah er plötzlich ihr Gesicht, ganz kurz am Fenster, und er fühlte, wie er verlor sein Gleichgewicht. Erschrocken sprang er auf vom Hocker, hielt noch sich an der Flasche fest, stieß Kopf an Kopf mit einem Zocker. Das gab ihm offenbar den Rest. Er taumelte und fiel zur Seite. Jäh schien ernüchtert er zu sein. Der gläsern‘ Blick entfloh ins Weite hinaus durch dunst’gen Lampenschein. Und diesmal stand er auf alleine. -Sie durfte doch nicht einfach gehn - Wie Blei erschienen ihm die Beine, doch konnt‘ er wieder gerade stehn. Er lief hinaus, war wie von Sinnen. „ Bleib bei mir, geh nicht einfach fort. Ich werd‘ dem Alkohol entrinnen und schwör dir‘s hier an diesem Ort!“ Verzweifelt schrie er in den Regen. Schon dreht‘ sie müde ihr Gesicht. Doch als er schwankte ihr entgegen, da sagte sie nur: „Diesmal nicht!“ *** Schon viele Jahre sind vergangen, seitdem sie damals ihn verließ. Noch immer kämpft er mit Verlangen und oftmals er an Grenzen stieß. Auf seinem Schrank steht eine Flasche. Doch hat er sie nie angerührt. Sie lockt beständig mit der Lasche und hätte ihn sehr gern verführt. Wie oft hat er sie stehen sehen mit vielen Tränen im Gesicht. Könnt er die Zeit zurück nur drehen bevor er hörte: „Diesmal nicht“. Auch immer wieder sind Gedanken, wo er versinkt in Traurigkeit. Sie lassen seinen Vorsatz wanken. Nur einmal…, wegen Einsamkeit. Ermüdet sinkt er auf den Sessel. Die Flasche steht zum Greifen nah. Die Sucht umschleicht ihn, hält die Fessel, belauert ihn, steht wartend da. Wie oft muss er noch wiederstehen? Und wieder tobt es in ihm wild. Er kann sich selber nicht verstehen. Verzweifelt blickt er auf das Bild. Soll er letztendlich… soll er nicht? Vom Ringen will er einmal ruhn. Ihr silbern‘ Etikett besticht… Wird er es diesmal wieder tun? Hallo liebe Anette Ich freue mich sehr Dir ganz herzlich zu deinem Gedicht des Monates August gratulieren zu dürfen Mal wieder hast Du hier ein wunderschönes Werk geschrieben, welches die Auszeichnung sehr verdient erstklssige Erzählkunst mit einer Aussage vom hohen Niveau Liebe Grüße an Dich
Anette
(
gelöscht
)
20.09.2007 07:11
#2 RE: Sieger des Gedichtes des Monats August
Antworten
Vielen Dank an alle euch Lieben, die ihr euer X hinter bzw vor mein Gedicht gesetzt habt. Ich freue mich wirklich sehr.
Arne
(
gelöscht
)
20.09.2007 08:15
#3 RE: Sieger des Gedichtes des Monats August
Antworten
Heike
Offline
20.09.2007 09:25
#4 RE: Sieger des Gedichtes des Monats August
Antworten
Das Leben und dazu eine Katze, das gibt eine unglaubliche Summe.[small]- Hermann Hesse- [small]
Heggse
Offline Profi
21.09.2007 08:03
#5 RE: Sieger des Gedichtes des Monats August
Antworten
WOW! Muddi! Allerhäslichen Glückwunsch! Das Gedicht fand ich schon klasse als dus mir vorgelesen hast! Sehr verdient!!!! Hab dich lieb!
#6 RE: Sieger des Gedichtes des Monats August
Antworten
Herzliche Gratulation liebe Anette, finde ich super dass Deine Triologie den ersten Platz erreichte
_____________________________Mit liebem Gruss Gabi
#7 RE: Sieger des Gedichtes des Monats August
Antworten
Mit unserem Dasein versuchen die Welt ein wenig besser zu machen
Hifify
Offline Treue Seele
23.09.2007 19:29
#8 RE: Sieger des Gedichtes des Monats August
Antworten
Hi, Anette,
an diesem 3-Teiler konnte man ja gar nicht vorbeigehn.
Ich gratuliere Dir ganz
lich zum Monatssieger.
- Für den Optimisten ist das Leben kein Problem, sondern bereits die Lösung. - ( Marcel Pagnol)
hinrich*
Offline Hausfreund/in
23.09.2007 20:23
#9 RE: Sieger des Gedichtes des Monats August
Antworten
Liebe Anette, mit diesem erschütternden "Tatsachenbericht" hältst Du den Finger in die Wunde unsrer so "humanen" Gesellschaft. Menschen verschließen sich in ihrem Kummer, fressen ihn so tief in sich hinein, bis sie schließlich in ihrer Not zum Alkohol greifen, im Glauben, sich befreien zu können. Es endet nicht selten in vollkommener Abhängigkeit - in unkontrollierbarer Sucht. Die Ursachen sind zu genüge bekannt. Abhilfe gibt es nicht - im Gegenteil, es wird schlimmer ! - Die Menschen verlernen es mehr und mehr, miteinander zu kommunizieren, ihren Kummer mitzuteilen, bzw. dem Beladenen zuzuhören. Man flüchtet in all der Wortlosigkeit vor den Fernseher und letztlich zum Alkohol ...... Ich gratuliere Dir, liebe Anette, zu diesem Gedicht - zu dieser verdienten Ehrung. Liebe Grüße Hinrich
Karin Lissi Obendorfer
(
Gast
)
01.10.2007 10:40
Liebe Anette, ein Schauer lief mir über den Rücken, Deine Wortwahl ist einfach besonders einfühlsam und tatsachengetreu. Es ist eine kleine Geschichte, ein kleiner Film, wie er sich täglich abspielt. Es ist schlimm für einen Alkoholiker von der Sucht wegzukommen, da hilft nur eine professionelle Hilfe. Die Einsicht kommt oft zu spät leider....Ein tolles Werk, mein Kompliment, Du hast es verdient, daß es das Gedicht des Monates August wurde. Liebe Grüße, Karin Lissi
Anette
(
gelöscht
)
17.10.2007 06:32
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