Du stolze Stadt liegst dem Vesuv zu Füssen, lässt streicheln dich von sanften Meereswellen. Vom Sonnenschein lässt’gerne dir versüßen die prachtvoll schönen kulturellen Stellen.
Gebaut wardst du nach Ausbruch des Vulkans - Pompei starb in heißer Lavaglut - in Schutt und Asche zerfiel der helle Glanz. Mit neuen Mauern wuchsen Stolz und Mut.
Ich wand’re oft durch deine Pflasterstrassen, betracht’ voll Ehrfurcht Schlösser und Ruinen, Quartieri spagnoli mit ihren engen Gassen, lass mich von Pulcinella gerne dort bedienen.
Castel dell’Ovo liegt an der Meeresküste, Maschio Angioino gar nicht weit davon, viel läng’re Zeit ich wirklich haben müsste für den Palazzo mit seinem alten Thron.
Auf dem Berg steht strahlend San Martino, blickt lächelnd auf den silbern’ Golf herab. Entfern’ ich mich vom schönen Posillipo find schließlich ich auch Katakombengrab.
Bewundernd steh ich, schaue mir noch an die Statue Dantes und die von Garibaldi. Am Abend, im Teatro di San Carlo dann, entspann ich mich bei Klängen von Vivaldi.
Welch Panorama hat die Küste von Amalfi, fahr südlich weiter ich, Richtung Sorrent, genieß sehr gern, bei Pizza und auch Vini, beson’dre Gastlichkeit, die man dort kennt.
Du stolze Stadt mit deinem goldnen Herzen, ein Denkmal bist du in der weiten Welt. Voll Sehnsucht, Lieb’ und Seelenschmerzen sind die Geschichten, die man von dir erzählt.
Ich darf dich kennen und werde stets dich lieben, für deine Kunst und Schönheit will ich werben. Große Männer haben’s schon geschrieben: Neapel sehen – und dann sterben.
… und dann sterben
Doch gibt es auch die große Schattenseite, vor der du schamhaft birgst dein Angesicht. Der Banden viele liegen längst im Streite und angstvoll man von der Camorra spricht.
Sie halten Stadt und Leute in den Händen, sind skrupellos und handeln sehr brutal. Willst du dich aus ihren Schlingen wenden, wird’s am Ende sicherlich fatal.
Es geht um Macht nicht nur, nicht bloß um Geld, das Böse selbst ist’s das will siegen. Es greift um sich wie Unkraut auf dem Feld, zerstört das Leben und lässt’s am Boden liegen.
Du hast vor diesen Mächten keine Chance, Verbrechen sind sehr gut organisiert. Die Leute akzeptier’n aus Angst das Ganze und flüstern nur: „Wohin uns das wohl führt?“
Es wird geraubt, gemordet und erpresst. Man macht sogar vor Kindern keinen Halt. Zahlst du kein „Schutzgeld“ für dein eig’nes Nest, dann bist du dran, man bringt dich um – eiskalt.
Die Gäste in der Stadt möchte ich warnen: Liegt in Neapel schlafend Abendrot, lasst euch von ihrer Schönheit nicht umgarnen Neapel sehen – kann auch bedeuten - Tod.
Liebe Anette, Ein Gedicht voller Eindringlchkeit. erst eine Liebeserklärung an eine bewundernswerte Stadt. Man spürt aus Deinen Worten Leidenschaft.... ...und dann? ...die schreckliche und grausame Seite. Wie schwer muss es sein mit der Angst zu leben? Wie in allen Kriegen sind es immer die Frauen und Kinder, die falsche Politik auszutragen haben. Es ist ein sehr nachdenkliches Gedicht.
Dein Reisebericht gefällt mir. Ich habe einen Reiseführer über die Region Neapel, da wird die Stadt und die Umgebung ausführlich beschrieben, aber so liebevoll wie Du es hier tust, finde ich 's darin nicht.
Vor rund 50 Jahren bin ich per Anhalter dort gewesen, da habe ich zwar auch alles sehr romantisch gefunden aber so eher die damals doch recht ärmlich wirkenden Häuser gesehen. Die Menschen waren damals nach meinem Empfinden alle sehr freundlich, lieb und hilfsbereit.
Und von Kriminalität, wie es sie Deiner Beschreibung nach offensichtlich gibt, habe ich nichts mitbekommen. Dort warnte man eher vor den Banditi aus Sizilien, vor denen man sich in acht nehmen sollte aber auch diese sind mir nie begegnet.
Ich habe zweimal den ganzen Stiefel von Nord nach Süd und umgekehrt durchwandert (Teilstrecken auf sehr abenteuerliche Weise per Anhalter aber auch sehr lange Wegstrecken auf Schusters Rappen) jeweils für rund 3 Monate und dabei habe ich das Land und die Menschen lieben und schätzen gelernt - so war das von 50 Jahren !!!! -
Dein Gedicht macht richtig Lust auf eine Erneuerung meiner italienischen Impressionen. Sicherlich haben sich Land und Leute genau so wie in Deutschland so sehr verändert, daß ich Italien nicht mehr wiedererkennen würde.
Meine Eindrücke von damals möchte ich jedoch nicht verlieren - es waren halt meine Jugendjahre, Jahre des leichten Sinns und der Unbefangenheit.
Liebe Anette, es hat mit Freude bereitet, Dein Gedicht zu lesen - danke !
Ich danke euch beiden: Lieber Hinrich, die Menschen, die dort wohnen, haben noch den gleichen Flair wie du sie einst kennengelernt hast, jedenfalls diejenigen die sich noch nicht mit den heutigen Aktivitäten beschmutzt haben. Die Stadt an sich hat an ihrer Schönheit nichts verloren. Es gibt noch genau die alten verfallenen Häuser wie du sie in Erinnerung hast und den Zauber, der von ihr ausgeht. Aber leider.....!!! Der skrupellose Schmutz überwiegt.