Justitia

Was hat Wahrheit schon für Werte,
wenn ein andrer sie verkennt ? –
Dort, wo Lüge uns belehrte,
Wahrheit heiß wie Feuer brennt !

Und so denke ich im Stillen,
alles hat doch seinen Sinn –
geschieht auch manches wider Willen.
Fragt nicht, ob ich zufrieden bin.

Wahrheit könnte schnell verhindern,
daß ein Streit vor ’n Richter muß.
Es würd’ des Anwalts Brotkorb mindern –
Doch wo bleibt hier der Genuß ?

Schließlich gibt es da noch Zeugen,
die zum Schwure gern bereit;
diesen wird das Recht sich beugen ! –
Die Wunden heilt vielleicht die Zeit.

Ach, ich kann euch nur bedauern,
denn ihr Richter habt es schwer –
hinter Paragraphenmauern
Rechtes ihr erkennt nicht mehr !

Nun, ich denke mir – sehr kindlich –
Richter haben ihren Zweck;
ziehen sie doch unverbindlich
andrer Ehre durch den Dreck !

Ach ja – Richter kommt von richten,
und richten kommt von Richtung dann;
doch dazu braucht man Geschichten,
nach denen man sich richten kann.

Und Geschichten schreibt der Anwalt –
Dazu braucht er ein Objekt,
daß zunächst mal kräftig anzahlt,
was dem Anwalt wied’rum schmeckt.

Das Objekt wird er bedichten,
denn er hat doch Phantasie;
und so schreibt er die Geschichten
voller Witz und Ironie.

Derlei Dichtung aus dem Leben
hat so manchen schon verwirrt;
doch es soll wohl Richter geben,
die da richten unbeirrt !

Manch ein Richter hat Courage. –
Klägern und Beklagten hier
bleibet oft nur die Blamage –
„Geschlichtet“ steht auf dem Papier !

© whp

Ein leidiges Thema, lieber Hinrich.
Ein Rechtssystem brauchen wir - leider versagt es oft.
Ich weis nur, ich könnte kein Anwalt sein. Niemals könnte
ich jemand verteidigen, von dem ich wüsste, daß er schuldig ist.
Es wird aber zuviel geklagt.
Gesunder Menschenverstand alleine würde oftmals reichen.
Schön geschrieben!