Hier kommt mal eine Ballade aus meiner Anfangszeit, das weniger bekannt geworden ist, als " die Bank in der Altstadt". Die setzte ich auch noch hier ein.... Gemach, gemach..
Am späten Nachmittag, das Geh'n fällt ihr schwer, auf zwei alten Krücken kommt sie daher. Das Gesicht voller Falten, die Augen krank, setzt sie sich zum Ruhen auf eine Bank. Das Holz knackt leise unter ihrem Gewicht, von der Bank im Park, dort vor dem Gericht. Ein schmerzvolles Stöhnen dringt aus ihrem Mund. Sie ist ja schon lange nicht mehr gesund. „Sie müssen sich schonen, nicht mehr viel wagen“, gab der Arzt ihr zur Antwort auf ihre Fragen. Sie lässt sich jetzt sinken, ist nun bereit, und weiß, ihr bleibt nicht mehr viel Zeit. Die Krankheit verfolgt sie auf Schritt und Tritt, das Herz macht auch schon lang’ nicht mehr mit, das Atmen bereitet ihr große Not, und hinter jeder Ecke lauert der Tod.
Sie schließt die Augen, sucht vergangene Sterne und ihre Gedanken ziehen weit in die Ferne. Fast siebzig Jahre ist es schon her, dass sie ihn verlor und das war sehr schwer. Sie denkt nun an ihn, und in ihrem Herzen bemerkt sie schon wieder die furchtbaren Schmerzen. Sein schönes Gesicht konnt sie niemals vergessen, seine ganze Liebe hatte sie einst besessen. Doch dann musst’ er fort und zog in den Krieg. Die Briefe blieben aus, selbst nach dem Sieg.
Eine Träne, die jetzt ihr Augen benetzt, wischt sie fort, als sich ein Mann zu ihr setzt. Sie streift ihn ganz kurz mit scheuem Blick und denkt an ihren Liebsten zurück.
Nach einer Weile, die Zeit rasch verrinnt, plötzlich der Mann zu reden beginnt. Sie kennt diese Stimme, nun horcht sie auf. Dann nimmt das Schicksal seinen Lauf … Er erwidert den Blick, der auch ihm so vertraut. Lang’ haben sie sich in die Augen geschaut. Freude und Glück sich jetzt in ihr regt und erwärmt ihr Herz als er den Arm um sie legt. Sie reden nicht mehr, jedes Wort ist verklungen, halten sich nur noch ganz eng umschlungen.
Sie spürte nichts mehr von der Kälte der Nacht, der Tod hatte sie wieder zusammengebracht. Am anderen Morgen fand man sie recht bald, mit erstarrtem Blick und die Hände kalt. Ein glückliches Lächeln lag auf ihrem Gesicht - allein saß sie da, auf der Bank vorm Gericht.
Da musste ich jetzt erst mal schlucken, liebe Anette. Ein wunderschönes Gedicht hast Du da gezaubert. Da wird einem ganz warm ums Herz. Ich werd es bestimmt noch ein paar mal lesen.
Die Poesie heilt die Wunden, die der Verstand schlägt Novalis
Deine Ballade verliert nichts an Spannung bis zum bittersüßen Ende. Als Leser warte ich bis zum Schluß was geschehen wird - und in den letzten beiden Versen schließt sich dann der Kreis: Der Tod hatte sie, die immer treu gewartet, gehofft und geliebt hat, zärtlich tröstend in den Arm genommen und hinüber getragen.......