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Dieses Thema hat 7 Antworten
und wurde 436 mal aufgerufen
 Anette
Anette ( gelöscht )
Beiträge:

06.03.2007 07:49
Die Bank in der Altstadt Antworten

Ein Spätsommernachmittag, ich war in der Stadt.
Nach ein paar Stunden hatt’ ich den Lärm dort satt.
Ich ging Richtung Altstadt, es war nicht sehr weit.
Mein Bus fuhr noch nicht, ich hatte viel Zeit.
Links und rechts sah ich winzige Gassen
mit uralten Pflastern noch auf den Straßen.
Durch diese Wege, die kleinen, engen,
kann kein Auto sich mehr zwängen.
Die Häuser sind dicht aneinander gebaut,
mit ganz kleinen Fenstern, aus denen man schaut.
Ein romantischer Platz ,gleich hinter dem Tor,
verborgen durch eine Linde davor,
mit einem Brunnen, der klares Wasser noch hat.
Man spürt hier nichts von der Hektik der Stadt.
Alles ist friedlich, sauber und stille,
mit Blumenkübeln in Hülle und Fülle.
Ich war sehr beeindruckt und ruhte mich aus
auf einer uralten Bank, vor einem Haus.
Nach einer Weile, so kam es mir vor,
vernahm eine Stimme ich an meinem Ohr.
Ich schaute mich um und konnt’s nicht versteh’n,
es war nirgendwo irgend jemand zu sehn.

„Ich bin's, die alte Bank unter dir“,
sprach hier die leise Stimme zu mir.
„Vor fast 60 Jahren“, sagte sie stolz,
„baute man mich aus Tannenholz.
Auf meinem Rücken haben viele gesessen,
keinen davon habe ich jemals vergessen.
Ich kenne auch all ihre kleinen Geschichten,
des Großvaters, Kinder, der Enkel und Nichten,
hab immer geschwiegen, nur zugehört
und keinen von ihnen jemals gestört.“

Ich lehnte mich nun verwundert zurück,
das Holz der Bank knackte, das alte Stück.
„Schau ruhig hin“, erzählte sie mir,
„überall Risse und morsch steh ich hier
an dieser Stelle, nun Tag und Nacht.
Das Wetter hat arg mir zu schaffen gemacht.
Früher - ja - es liegt schon sehr weit,
bekam ich regelmäßig ein neues Kleid.
So alle zwei Jahre zirka war’s dann,
strich man mich mit neuer Farbe noch an.
Mal war ich braun, auch mal rot und mal weiß,
und beim emsigen Streichen lief manchem der Schweiß.
Seit vier Jahren bin ich, du siehst es genau,
das allererste mal dunkelblau.
„Doch“, seufzte sie leise, „es soll bald gescheh’n,
nächstes Jahr werde ich nicht mehr hier steh’n.
Meine Pflicht sei getan, hat man schon gesagt,
doch haben sie mich dazu gar nicht befragt.“
Ihre Stimme wurd’ leiser und plötzlich ganz schwer:
„Eine Neue aus Kunststoff soll nun hierher.“

Ich spürte kein’ Lufthauch, keine Fliege, die summte,
als die uralte Bank dann plötzlich verstummte.
Rasch stand ich auf, ich musste nun geh’n
und murmelte leise: „Auf Wiederseh’n.“
Nach ein paar Schritten dreht’ ich mich stumm
noch einmal zur alten Bank hin um.
Ich winkte verstohlen mit traurigem Blick,
und mir war’s, als winkte sie mir zurück.
silent Offline


Profi


Beiträge: 351

06.03.2007 09:24
#2 RE: Die Bank in der Altstadt Antworten

Wunderschön anheimelnd, aber zum Nachdenken angetan.

Hab ich sehr gern gelesen, liebe Anette.

Herzlichst
silent


Wirklich reich ist
wer mehr Träume in seiner Seele hat
als die Realität zerstören kann

Wicht Offline


Treue Seele



Beiträge: 1.533

06.03.2007 22:57
#3 RE: Die Bank in der Altstadt Antworten

Hallo liebe Anette!!
Deine Geschichte ist wirklich fantissimo
Du hast eine wundervolle Art Geschichten so zu erzählen ,das man sich einfach nur zurücklehnt und genießt und träumt!!
Alt gegen Neu ,welch ein Graus!!
Habe deine Geschichte sehr gerne gelesen!!

LG
Frank

Bernd ( Gast )
Beiträge:

07.03.2007 05:54
#4 RE: Die Bank in der Altstadt Antworten

Liebe Anette,
das Gedicht habe ich schon an anderer Stelle gelesen und es gehört zu meinen persönlichen Favoriten.
Es ist von der Aussage über die Dramaturgie des Themas bis zur Lesart ein Gedicht der Extraklasse.
Es gefällt mir ausgesprochen gut.

Stefanie Offline

Treue Seele



Beiträge: 1.347

09.03.2007 00:56
#5 RE: Die Bank in der Altstadt Antworten

Da schließ ich mich Bernd an! Wunderbar, Dieses Zwiegespräch!
Und man kann es auch auf Menschen übertragen.
Gefällt mir super, liebe Anette.
Deine gereimten Geschichten sind immer wieder mit Freude zu lesen!


Die Poesie heilt die Wunden, die der Verstand schlägt
Novalis

karl-heinz fricke Offline

Hausfreund/in



Beiträge: 655

15.03.2007 23:15
#6 RE: Die Bank in der Altstadt Antworten

Ich bin mir sicher, liebe Anette, dass die alte vieles erlebt und gesehen hat.- Ein wirklich fantastisches Werk.

sieghild ( Gast )
Beiträge:

16.03.2007 22:06
#7 RE: Die Bank in der Altstadt Antworten

liebe anette,
einfach wunderschön geschrieben,beschrieben.

harriebald Offline


Hausfreund/in



Beiträge: 428

19.03.2007 01:31
#8 RE: Die Bank in der Altstadt Antworten

Anette, einfach wunderschön.
Ich saß noch ein wenig im Grübeln, blieb auf der Bank
man konnt es mir nicht verübeln, ich sagte ihr Dank.
Ich weiß, ich lanns nicht lassen, Hartmut

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