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 Geschichtenwettbewerb
Bernd ( Gast )
Beiträge:

04.02.2007 20:34
#1 RE: Geschichten Januar-Feb.-März 07 Antworten

Am Vorabend einer Katastrophe
Bernd Rosarius

Es war Nacht, fast in jedem Fenster brannte noch Licht. Die Straßen waren menschenleer,
die kleine Gastwirtschaft geschlossen. Die brütende Tageshitze lastete als kochende Glut immer noch über dem kleinen Dorf, das am fuße eines Vulkans lag, der seit hundert Jahren Frieden mit der Welt geschlossen hat. Anfangs hatten sich Wissenschaftler, Abenteurer und Aussteiger dort angesiedelt. Mittlerweile ist aus der Siedlung eine wirtschaftlich interessante Dorfgemeinschaft geworden, die zudem noch touristisch lukrativ war. Die im Bergmassiv eingebrannten kleinere Vulkane, haben ihre explosive Kraft verloren.

………………….doch der Boden kochte und formte seine große Tragödie………………
Der Bürgermeister saß an seinem Schreibtisch und sortierte die Tagespost. Hin und wieder sah er von seinem Schreibtisch auf und sein Blick fiel, durch die offene Tür im Nebenraum, auf seine spielenden Kinder. Er schenkte auch seiner, im Buch lesenden Frau, ein aufmunterndes Lächeln. Er liebte seine Familie und seine Familie liebte ihn.
Er sah noch die freundlichen Blicke seiner Kinder und wandte sich wieder seiner Arbeit zu.

………………….doch der Boden kochte und formte seine große Tragödie………………
Zur gleichen Zeit saß auch der Lehrer an seinem Schreibtisch und korrigierte die Hefte seiner Schüler. Über Hans schüttelte er den Kopf, “der wird es nie lernen“ sagte er leise zu sich und fügte hinzu, „Andreas macht mir große Freude“. Mehrmals Kopfschütteln, mal anerkennend nickend, so erledigte er die Korrektur der Arbeiten routinemäßig. Seine Frau war in der Küche und das monotone Geräusch des Geschirrspülers wirkte auf den Pädagogen einschläfernd.
Er lehnte sich in seinen Stuhl zurück und genoss für einen Augenblick wohltuende Entspannung.

………………….doch der Boden kochte und formte seine große Tragödie………………
Der Pastor kniete vor dem Kruzifix in seiner kleinen Privatkapelle neben dem Gemeindehaus
Er war vereint mit seinem Herrn. Er betete zu Gott, mit dem Wissen, was seine Gemeinde belastet. Es gab viele Probleme und er rief Gott um Hilfe an. Er war der Amboss und die Hammerschläge waren die Sorgen der Gemeinde, die treffsicher auf ihn niederprasselten.

………………….doch der Boden kochte und formte seine große Tragödie………………
Der Polizist sah Fernsehen als ein Geräusch ihn erschreckte. Er drehte die Lautstärke des Fernsehers mit seiner Fernbedienung herunter, lief zur Wand und nahm die Pistole aus dem Halfter. Er beobachtete die Tür, die halb offen war und lud dabei seine Waffe durch.
Eine Katze drängte sich durch den Türspalt und verschwand sofort unter dem Bett. Der Polizist lachte als er die Pistole wieder zurück in den Halfter steckte und dachte dabei, es war ein Glück das er sie noch nie gebraucht hatte. Schreckhaft und empfindlich ist er seit dem Tod seiner Frau geworden. Die Einsamkeit und die Leere seines Hauses schmerzten ihn immer noch.

………………….doch der Boden kochte und formte seine große Tragödie………………
Der Bäckermeister lief nervös durch das Wohnzimmer. Er hatte seine Hände auf den Rücken gelegt und sah immer wieder auf die monoton schlagende Wanduhr. Seine Frau kam wieder nicht nach Hause. Die Ehe war nicht mehr so, wie sie seien sollte. Zwanzig Jahre Altersunterschied waren einfach zu groß. Seine Liebe zu ihr war stärker denn je. Immer wieder fiel sein Blick auf die Uhr und dann zur Tür. Viele Gedanken durchstreiften sein Gehirn. Seine Frau kam nicht.

………………….doch der Boden kochte und formte seine große Tragödie………………
Der Bäckergeselle lag im Bett. Seine Augen fielen auf die junge schlafende Frau neben ihm. Er küsste bedächtig ihre feuchte Stirn und fuhr mit seiner Hand vorsichtig und zärtlich über ihr anmutendes Gesicht. Es war die Frau des Bäckermeisters. Sie fand bei dem Gesellen die Erfüllung, die sie bei ihrem Mann vergeblich gesucht hatte.

………………….doch der Boden kochte und formte seine große Tragödie………………
So gingen sie schlafen, alle oder einzeln, früher oder später, sorgenvoll oder glücklich, krank oder gesund, arm oder vermögend. Sie gingen schlafen mit dem Wissen am nächsten Morgen zu erwachen, traurig oder fröhlich aber zu leben.


…………doch der Boden kochte und formte in dieser Nacht seine große Tragödie…

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