Ihr Schneckenhaus war verschlossen. Beinahe luftdicht versiegelt vom Schleim den die Unsicherheit absonderte. So lag sie eine kleine Ewigkeit ängstlich zusammengekauerte in der Ecke ihrer Enge. Doch eines Tages entschloss sie, sich nach dieser langen Verschnaufpause nicht länger in ihrem Schneckenhaus zu verkriechen. Vorsichtig streckte sie ihre Fühler aus, atmete tief die erfrischende, stärkende Luft ein und mutig machte sich die Schnecke auf den Weg. Ihr Ziel war, zusammen mit einigen anderen Tieren das Plateau oben auf dem Selbstsicherheits-Berg zu erreichen. Der Weg dorthin war sehr steil und unwegsam und oft musste sie Rast einlegenund manchmal rutschte sie auch wieder zurück, den steilen Hang hinunter.
Tapfer schaffte sie sich jedoch immer wieder langsam voran bis… ja bis ihr Blick bei einer kurzen Rast auf die Weggefährten fiel. Diese Steinböcke, wie sie sich schwungvoll, elegant und sicher in dieser Umgebung bewegten und jeden Stein, jeden Felsvorsprung kannten. Sie waren diesen Weg sicher schon oft gegangen und hatten sich erfolgreich an der Quelle dort auf dem Gipfel gelabt, denn leichtfüßig, geschickt und selbstbewusst, zogen sie an der Schnecke vorbei. Und plötzlich wurde es ihr bewusst… sie hatte sich viel zu viel vorgenommen und war an ihren persönlichen Grenzen schon längst angelangt. Nein, sie würde dieses Plateau dort oben auf dem Gipfel niemals erreichen können. Nicht über diesen Weg. Sie war hier fehl am Platz. Wie dumm und dreist war sie nur, anzunehmen, dass sie diese Strecke erfolgreich gehen könnte! Resigniert hielt sie inne, wünschte den kräftigen Tieren viel Glück und drehte sich um. So rutschte sie den Berg hinunter, verlor unterwegs die kleinen Selbstsicherheits-Tröpfchen, die sie am Hang eingesammelt hatte ...und war sie wieder angekommen. Gelandet, im Tal der Unsicherheit.