Für alle, die schon ungeduldig drauf warten...

Die Autorin des Gedichts ist
Iris 
Und hier sind die Kommentare dazu:Hallo Biggi, hier der gewünschte Kommentar zum Gedicht: einstweilen.
Kommentar:
I. Äußere Gestalt / Grammatik:
Zuerst mein Tipp: Ich tippe auf die liebe Iris.
Ihr Handschrift meine ich daraus zu lesen, drum spreche ich im folgenden von einer Autorin.
Mich überrascht ihr Mut, nachdem sie doch meinen Kommentar zu Monikas Sonett eigentlich hätte abschrecken müssen.
Na dann – leg ich mal los.
In eine konsequente Reimform lässt sich das sensible Werk nur mit Gewalt pressen.
Und da ich den Stil der Autorin respektiere, zwänge ich diese losen Zeilen in kein Korsett.
Um auf die gleiche Silbenanzahl zu kommen müssten Worte hinzugefügt werden,
die einem wie loses Blatt- oder Blendwerk das eigentliche nehmen,
die Sicht auf das Wesentliche versperren und ablenken, statt hinlenken würden.
Und das eben will die Autorin nicht; sie will aufzeigen, Schlagworte setzen, plakatieren.
Doch musste ich für mich persönlich aber, um Bezüge herzustellen,
einiges zurecht- und graderücken.
Die Form ihrer Verse/Strophen, die ich sonst passend finde,
erschwerten mir hier, den Bezug der einzelnen Worte zueinander herzustellen.
Also habe ich wie folgt etwas umgeschichtet und umgestaltet,
und es so als besser befunden:
einstweilen
(Panzer, Ketten)
Der Lust dienlich,
triumphiert die Liebe,
die einst überrollt,
krepiert.
Panzer,
stechend heiß,
zementiert.
Tränen
nicht mehr vergossen –
zu viele einst
davongeflossen.
Türen
einstWeilen
verschlossen.
Es gibt ihn nicht,
diesen reinen Raum,
diese eine Rose einst –
wohl kaum.
Es bleibt
mEin verwelkter Traum
einstweilen.
Man könnte bei der Umstellung auf die Interpunktion sogar ganz verzichten.
Ich selber nutze gerne diese Krücke.
II. Zum Inhalt / Interpretation:
Ein sensibles Werk, das wie viele lyrischen Werke das Thema der Liebe beinhaltet.
Der Lust, auch sexueller Lust dienlich, triumphiert die Liebe, die, wenn sie überrollt,
überfahren wird, wie einst geschehen, krepiert.
Wenn man hier noch keinen Bezug zu Panzer, PanzerKetten oder den Ketten (Fesseln) an sich hergestellt hat,
dann hilft die zweite Strophe, bzw. das zweite Kettenglied: Panzer zementieren durch ihr Gewicht.
Was allerdings mit "stechend heiß" hier gemeint ist, lässt sich nur vermuten,
eventuell eine Anspielung auf Panzer/Kriege in gegenwärtig (kriegs-)heißeren Regionen.
Aufgrund ihrer Enttäuschungen, ständig überrollt, überfahren und gar gefesselt worden zu sein,
ist der Tränenstrom versiegt, weil schon zu viele Tränen einst geflossen sind.
Türen (Herzens- und Wohnungstüren möglicherweise) werden "einstWeilen" geschlossen,
mit der Betonung durch das groß geschriebene W auf Weile, also für eine Weile,
um sich selbst vor den Panzern/Ketten, der rohen Behandlung zu schützen.
Man könnte von einer Dreiteilung sprechen, wobei im ersten der Tod der Liebe,
im zweiten die SchmerzReaktion darauf und im letzten dann die EntTäuschung zu folgendem Fazit führt:
Es gibt eben nicht diesen einen reinen (schneeweißen, heilen) Raum,
wie "diese eine Rose einst", die der Ausdruck von Liebe ist, und die man sich schenkte,
an die hier durch das winzige Wörtchen "einst" nochmals deutlich erinnert werden soll.
Die Liebe wurde ent-täuscht, man hatte sich getäuscht oder etwas vormachen lassen, wurde getäuscht.
Im Grunde sogar ein positives Fazit, dem nun Verhaltensänderungen folgen wollen.
Es bleibt für die Autorin "ein" (einer von vielen) bzw. ihr (mEin) verwelkter Traum,
schön dargestellt mit der ihr eigenen dichterischen Freiheit, es so zu schreiben: mEin.
Denn was wir träumen, entzieht sich unserer bewussten Einflussnahme;
was wir aber wünschen, können wir sehr wohl beeinflussen.
Hoffnungsvoll der Abschluss, wenn man einstweilen so interpretiert,
dass dieser Traum ein vorläufig verpatzter gewesen war.
Mit wenigen Worten viel gesagt, wenn es nicht auf die Schnelle runtergelesen wird,
sondern der Versuch gewagt wird, sich mit den Worten, egal wie sie aufeinander folgen,
auseinanderzusetzen.
Ich hab’s gewagt und danke der Autorin für das Vertrauen.
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Ich empfinde das Gedicht als sehr traurig. Die Liebe verwelkt, langsam, kaum spürbar...
Der Schmerz weicht Gleichgültigkeit. Irgendwann kann man nicht mal mehr weinen.
Es fällt mir im Moment sehr schwer, einen wirklich guten Komm dazu zu geben, oder gar einen
Schreiber zu benennen, denn irgendwie drückt das ganze Werke meine aktuellen Gefühle aus, wenn auch auf
eine ganz andere Art.
Ich würde mich aber wagen zu sagen, der Schreiber ist männlich. Ich tippe auf Rolf, kann aber total daneben
liegen.
Ich empfinde das Gedicht als so gefühlsstark, daß man glaubhaft eine Wahrheit, eine Erfahrung, daraus
hervorlesen kann.
So schreiben kann man nur, wenn man es selbst erlebt hat.
Ein starkes Werk in Prosa, daß in Reime gepresst alle Kraft verloren hätte.
Ich finde es beeindruckend, sich so schmerzhaft in dieser Kürze ausdrücken zu können!
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Eine Menge Resignation steckt in diesen Zeilen - einstweilen
denn am Ende offenbart eben dieses
'einst weilen',
dass da dennoch der Glaube an das 'Gute' nicht verloren wurde
und noch nicht alles zu spät scheint.
'einst weilen' also... erst einmal abwarten...Zeit verstreichen lassen...
nichts überstürzen...
Wird dieses eine Wörtchen am Ende allerdings zusammengesetzt zu einem
'einstweilen'hat es für mich beim Lesen all die Schwere und die Traurigkeit die
das Gedicht zu Anfang birgt, überdeckt. Die Hoffnung überwiegt.
Zu den Zeilen selbst muss ich wieder sagen, dass ich mir den ein oder anderen Absatz gewünscht hätte um einfach die Aussagen noch zu intensivieren. Das ist etwas, was mir persönlich immer sehr wichtig ist - etwas, das ich so gemacht hätte, damit man schon beim ersten Lesen genauestens erfasst, wie die Worte zusammenhängen und wo es 'quasi weiter geht'
So z.B.:
einstweilen
(Panzer, Ketten)
-Lust-
dienlich
triumphiert
-Liebe-
einst überrollt
krepiert
-Panzer-
stechend heiß
zementiert
-Tränen-
nicht mehr
vergossen
zu viele
einst davon
geflossen
-Türen-
einstWeilen
verschlossen
es gibt ihn
nicht diesen
reinen Raum
diese eine Rose
einst wohl
kaum
-es bleibt-
mEin
verwelkter
Traum
einst weilenMein Fazit:
Wenig Worte, sehr minimalistisch und dennoch so viel Inhalt, so viel Tragik,
so viel Resignation, aber auch so viel Optimismus/Hoffnung, so viel (versteckte) Stärke!