Du bist die Nacht, du bist mir vertraut, so als hätte ich in einen Spiegel geschaut, der zwei verwandte Seelen zeigt, wie das andere Ich sich hinüber neigt. Worin liegt das, was uns zueinander zieht? Es ist ja verborgen, da man es nicht sieht. Du bist doch eine Königin, und ich lebe mein kleines Leben dahin im Reiche deines Konkurrenten Tag, was ich auch mag. Des Tages Braut ist die strahlende Sonne. Doch ich sehne mich voller Wonne nach der Stunde der Dämmerung, dem Umschwung, wenn du, Nacht, die Herrschaft antrittst über die Zeit. Gemischt mit ein wenig Bangigkeit erwarte ich dich mit freudigem Hoffen, begierig, die Rätsel zu lösen, die noch offen, die Rätsel um dich in vielfältiger Zahl, die du mir aufbürdest ein ums andere Mal. Manchmal begleitet dich dein Gemahl, der Mond, der mit dir den unendlichen Himmel bewohnt. Manchmal kommst du allein, bleibst dunkel, verzichtest auf Mond - und Sternengefunkel. Oft ist nur die Stille dein Begleiter; dann fühl ich mich wohl, ernst und doch heiter. Doch meist hast du den Schlaf an deiner Seite, damit er deinen Gang begleite. Den schickst du oft hinunter zur Erden, damit die Menschen erquicket werden. Zu anderen Zeiten tust du das nicht, lässt zu, dass es vielen an Schlaf gebricht. Das Wachsein bereitet Qual und Schrecken; die Angst, man kann sie nicht verstecken. Und dennoch lässt du solches zu. Doppelgesichtig und grausam scheinst du. Zuweilen führst du auch Träume mit dir. damit sie auf der Erde hier die Schläfer erquicken mit freundlichen Bildern oder mit qualvollen, kaum zu schildern, die Menschen erschrecken und sie dann wecken, sodass sie ohne Orientierung und Sinn geben sich qualvollem Grübeln hin über das, was die Träume ihnen gebracht und was es Schlimmes mit ihnen gemacht. Geheimnisvolle Wesenheit, die regiert die Dunkelheit, zeigst du mir dadurch, dass so, wie du bist, auch mein Wesen gestaltet ist? Ist es das, was uns zueinander zieht? Es ist ja verborgen, da man es nicht sieht. Bist du mein nicht gelebtes Ich, meine dunkle Seite, womit ich mich noch nie befasst in meinem Leben, von der ich wünschte, es würd sie nicht geben? Mit welchem deiner Gesichter identifiziere ich mich? Sind sie alle Ich? Kann ich in deinem vielfältigen Wesen meinen eigenen Charakter lesen? Erkenn ich durch dich: Nimand ist nur gut. Neben der Liebe existiert auch Wut Selbst in der Freundlichkeit lebt ein Stück Neid. Die Güte gibt von Zeit zu Zeit der Bosheit Raum, nicht nur im Traum. Geheimnisvolle Nacht, ich danke dir für diese Erkenntnis jetzt und hier! Die bringt mir doch ein großes Stück verlorener Zufriedenheit zurück. Du bist die Nacht, bist mir wieder vertraut. Ich habe in deinen Spiegel geschaut und habe dort geseh`n: Ich bin wie du. grausam und liebevoll, hässlich und schön.
Liebe Iris, für Dein feed back bin ich Dir sehr dankbar. Nur hätte ich noch gern gewusst, inwiefern Du findest, dass mein Text erschlägt. Ist es allein die Länge, oder gibt es sonst etwas darin, was Dir nicht gefallen hat? Kannst Du es etwas präzisieren? Liebe Grüße, Rose
Lieber silent, danke für Deine Meinung zu meinem Text und für die Anregung. Als Rap - Text kann ich mir das Gedicht noch nicht vorstellen; aber ich werde weiter darüber nachdenken. Liebe Grüße, Rose
Hallo Aykan, Du sprichst mir aus der Seele. Ich hatte zunächst Hemmungen, einen so langen Text ins Netz zu stellen. Aber dann habe ich gedacht, genau wie Du, auf den Inhalt kommt es an. Danke für Deine Mitteilung! Liebe Grüße, Rose
es war die Länge, die mich deinen Text erst gar nicht lesen hat. Kann also zum Inhalt gar nix sagen. Dichten ist für mich verdichten. Vielleicht solltest du eine Ballade daraus machen, aber selbst das würde glaube ich zu lang werden.
Lieber Frank, Dein Beitrag zu meinem Gedicht hat mich richtig froh gemacht. Es freut mich, dass Du meine Beiträge gerne liest. Wahrscheinlich gibt es einige verwandte Seelenzüge bei uns beiden. Liebe Grüße, Rose
Hallo Iris, danke, dass Du zurück geschrieben hast. Nun weiß ich, woran ich bin. Dein Vorschlag, eine Ballade aus dem Gedicht zu machen, scheint mir nicht umsetzbar, da eine Ballade ja normalerweise eine Menge Handlung enthält. Und ich wüsste nicht, wie ich meine geschriebenen Gedanken mit Aktionen füllen könnte. Das würde eine Anhäufung von Beispielen bedeuten, und das ist nicht Sinn meines Gedichtes. Freundliche Grüße, Rose
Was die Länge betrifft? Um Schillers Glocke gewissenhaft durchzulesen, brauchst Du ungefähr eine Stunde. Nicht, um Dich mit ihm zu vergleichen. Ich finde nur, dass wir uns heute viel zu wenig Zeit reservieren.
Danke für Deine gespiegelten Nachtgedanken Schatzgräber