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Dieses Thema hat 9 Antworten
und wurde 595 mal aufgerufen
 Stefanie
Stefanie Offline

Treue Seele



Beiträge: 1.347

06.10.2006 16:59
Im Café Antworten


Im Café


Ich geh so gerne in´s Café
weil ich da viele Menschen seh.
Da gibt es hübsche, die adrett
und andere so gar nicht nett

Es gibt die Dicken, auch extrem
die trotzdem sehr schön anzusehn
Und andere, die dünn und schmal,
jedoch verlaust, für mich ne Qual

Es gibt die blonden, roten, braunen
und Farben da muß ich arg staunen
Es gibt "ich bin besonders fein"
die einen groß, die andren klein

Der eine "schwebt" - es ist ne Zier
der nächste trampelt wie ein Tier
Dem in der Eck´ hör ich gern zu
denn seine Stimme ist der Clou

Beim nächsten aber, mit Verlaub,
da wünschte ich, ich wäre taub
Der eine duftet wie nach Rosen,
der andere nach vollen Hosen.

So gibt es vielerlei Facetten
ich hoff, mich zählt man zu den netten
Und freu mich selbst, daß ich erkannt:
Ich bin wohl Durchschnitt, Gott sei Dank!




Sebastian Offline

Treue Seele



Beiträge: 359

06.10.2006 17:07
#2 RE: Im Café Antworten

dein gedicht erinnert mich (wenn auch nicht sprachlich, so aber inhaltlich) sehr stark an ein bekanntes werk des expressionismus....ach ich komm jetzt aber nicht drauf. Nachtcafe oder so ähnlich muss es geheißen haben. auf jeden fall ging es da auch um die beschreibung verschiedener "hässlicher" menschen, die sich laut, vulgär und unangenehm waren. allerdings war das eine sehr verschlüsselte, hinter ekligen und typisch expressionistischen Chiffren ("Eiter", "Galle", das "blut chopaiins" daran erinner ich mich noch) verdichtete form der gesellschaftskritik. dein lustiges gegenstück wirkt fast wie eine "übersetzung". eine erfrischen bodenständige sprache, gepaart mit klaren deutlichen bildern und einer prise ironie. muss schon sagen: der schreibstil steht dir gut zu gesicht. lob der meisterin


Ich bin schön, reich, sportlich und intelligent.
Was aber besonders auszeichnet, ist meine außerordentliche Bescheidenheit!

Stefanie Offline

Treue Seele



Beiträge: 1.347

06.10.2006 17:18
#3 RE: Im Café Antworten

hehe, Danke lieber Sebastian. Also, ähem, ich muss jetzt 2 Dinge zugeben:
1. Das von Dir erwähnte Gedicht kenne ich nicht *schäm*
2. Dies war ein 5 - Minuten Werk von mir
Mir war einfach mal nach was leichtem, und leicht ist es mir
tatsächlich gefallen, war ich doch erst ne schöne Tasse Kaffee trinken,
und konnte all diese Subjekte so schön beobachten.
Ich bin immer wieder über die Vielfalt erstaunt, die die Menschheit
an den Tag legt. Jeder ist für sich was besonderes, gleich, wie er
aussieht. Aber bei manchen fragt man sich schon ob sie schon mal was
von der Erfindung Spiegel oder Dusche gehört haben
Und wenn man ne zeitlang da sitzt, fühlt man sich so herrlich normal
Also, nix Meisterin heute, eher faul aber einfallsreich

Sebastian Offline

Treue Seele



Beiträge: 359

06.10.2006 17:43
#4 RE: Im Café Antworten

na dann zieh ich meinen hut vor dir als freidenkerin....

ne im ernst: dein gedicht wirkt wirklich wie auf besagtes werk bezogen. wenn du es aber nichtmal kennst, dann sind dir eben die selben gedanken wie dem dichter gekommen. das verdient doch auch mal respekt

ich habs übrigens auf meiner festplatte gefunden. kein besonders tolles gedicht von gottfried benn...aber du wirst die parralelen zu deinem sehen


Gottfried Benn

Nachtcafé

824: Der Frauen Liebe und Leben.
Das Cello trinkt rasch mal. Die Flöte
rülpst tief drei Takte lang: das schöne Abendbrot.
Die Trommel liest den Kriminalroman zu Ende.

Grüne Zähne, Pickel im Gesicht
winkt einer Lidrandentzündung.

Fett im Haar
spricht zu offenem Mund mit Rachenmandel
Glaube Liebe Hoffnung um den Hals.

Junger Kropf ist Sattelnase gut.
Er bezahlt für sie drei Biere.

Bartflechte kauft Nelken,
Doppelkinn zu erweichen.

B-Moll: die 35. Sonate.
Zwei Augen brüllen auf:
Spritzt nicht das Blut von Chopin in den Saal,
damit das Pack drauf rumlatscht!
Schluß! He, Gigi! –

Die Tür fließt hin: Ein Weib.
Wüste ausgedörrt. Kanaanitisch braun.
Keusch. Höhlenreich. Ein Duft kommt mit. Kaum Duft.

Es ist nur eine süße Vorwölbung der Luft
gegen mein Gehirn.

Eine Fettleibigkeit trippelt hinterher.

"In seinem Gedicht „Nachtcafe“ stellt der expressionistische Dichter Gottfried Benn Ideal und Wirklichkeit, Schein und Wahrheit, Vorstellung und Realität gegenüber. Das lyrische Ich beobachtet das Geschehen in einem Cafe, das Musizieren von hoher Kunst und das flache Alltagsverhalten der Gäste. Mit gnadenlosen Kommentaren bewertet das lyrische Ich, was er sieht und entdeckt, was sich hinter „Der Frauen Liebe und Leben verbirgt“."
hab das mal aus einer rezenssion kopiert.


Ich bin schön, reich, sportlich und intelligent.
Was aber besonders auszeichnet, ist meine außerordentliche Bescheidenheit!

Stefanie Offline

Treue Seele



Beiträge: 1.347

06.10.2006 17:51
#5 RE: Im Café Antworten

Na vielen Dank für Deine Mühe!!
Jetzt weis ich auch, warum ich es nicht kannte
Ich glaube ich hab schon mal irgendwo erwähnt, daß ich eine Art hass-Liebe zu Herrn Benn
pflege, da ich, wie Du mal so treffend gesagt hast, einige Dinge irgendwie
"abstoßend" finde. Dies soll seiner Genialität keinen Abbruch tun, aber ich les es einfach nicht gerne
bzw. ich merks mir nicht, weil ich mich immer schütteln muss
Aber ich danke Dir für den Aufwand, es mir näher zu bringen.

Karin Lissi Obendorfer ( Gast )
Beiträge:

06.10.2006 21:01
#6 RE: Im Café Antworten

Liebe Steffi,
ohne Zweifel zählt man dich zu den Netten. Ein lustiges Gedicht
voll aus dem Leben. Endlich konnte ich heute schmunzeln, trotz
meiner dicken Backe wegen eines ach so blöden Zahnziehens
Sei ganz lich in deinen Abend gegrüßt, Karin Lissi


Klein ist der Mensch -
gegenüber seiner großen Unwissenheit.
Aber groß ist die Liebe in seinem Herzen –
für ein klein wenig Achtsamkeit.
© Karin Obendorfer

Camaela ( Gast )
Beiträge:

08.10.2006 12:34
#7 RE: Im Café Antworten

...es gibt doch kaum etwas Schöneres als in einem Café zu sitzen
und Leute zu studieren...

Diese Vielfalt der einzelnen Charaktere hast du klasse in Szene gesetzt

und ich bin sicher, sollte jemand dich im Café´ beobachten: Du kommst dabei
ganz bestimmt gut weg


Früchte reifen durch die Sonne, Menschen reifen durch die Liebe.
(Julius Langbehn)

Stefanie Offline

Treue Seele



Beiträge: 1.347

08.10.2006 13:09
#8 RE: Im Café Antworten

@Karin Lissi: Och Du Arme! Zahnschmerzen sind was grausames.
Na ja, wenn der Übeltäter mal raus ist, und die Backe wieder dünne,
wirds auch wieder besser gehen
Ich freue mich, daß Du schmunzeln konntest und ich Dir den Tag
ein bissel versüßt habe. Darauf jetzt ne Tasse Kaffee!
Ganz liebe Grüße und einen schönen Sonntag, Steffi

@Camaela: Gell, das ist herrlich. Am liebsten sitz ich im Sommer
draußen unter einem Sonnenschirm, und beobachte, was da so
kreucht und fleucht Was muß man da manchmal schmunzeln
Ich danke Dir für den netten Kommentar, und sei gedrückt für Dein liebes
Kompliment Hach, das geht runter wie Öl



helga ( Gast )
Beiträge:

10.10.2006 21:40
#9 RE: Im Café Antworten

Mir hat dein Gedicht großen Spaß gemacht. Mußte echt lächeln, denn ich sitze ab Frühling
oft in einem Cafe in der Ecke und schaue was da auf der Hauptstraße so vorbei läuft,
latscht, marschiert, zieht und zerrt, schleppt und schlurft. Zu schön und oft zum lachen,
manchmal aber auch sehr traurig. Trotzdem ziehe ich meinen Kaffee immer sehr in die Länge
weil ich nicht genug bekommen kann.

Stefanie Offline

Treue Seele



Beiträge: 1.347

11.10.2006 15:09
#10 RE: Im Café Antworten

hähä, wer macht das nicht gerne??
Ich könnte da stundenlang zusehen.
Dabei gehts mir mehr ums Benehmen als ums Aussehen.
Was da an Hektikern, Zicken, Proleten, Duckmäusern usw. rumläuft
ist einfach nur faszinierend.
Man könnte meinen, manche haben 3 Leben
Ich danke Dir noch mal herzlich für die lieben Worte.
Vielleicht gehen wir irgendwann mal gemeinsam ne Tasse kaffee
trinken - und dann wird gelästert, was das Zeug hält



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