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Dieses Thema hat 3 Antworten
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 Elfie (Inselchen)
inselchen Offline


Amateur

Beiträge: 22

14.02.2008 14:31
Kurzgeschichte: Heimat Antworten

Heimat

Ihre Hände waren ganz wund, so wund wie ihre Seele.
Gab es überhaupt etwas zu essen, so aus einer Blechschüssel und man aß mit den Händen. Die Mutter war nervös und ungerecht und die Schwester sang den ganzen Tag unsinnige Lieder auf einer Melodie.
Das Haus, in dem sie wohnten, zeigte noch, dass es einst Herrensitz war, nun war alles verfallen. Es gab kargen Boden, harte Arbeit, im Hause war alles heruntergekommen. Sie wollte aufräumen, kam sich aber vor als sein sie verdammt zu einer nie aufhörenden Arbeit.
Sie war das Land nicht mehr gewöhnt und die Menschen.


Nun war sie wieder hier, ihr Stipendium in Mailand war abgelaufen und die Mutter hatte erwartet, dass sie zurückkommt. Sie hatte sich ja auch gefreut, aber sie hatte sich alles anders vorgestellt.
Ihr fehlten ihr kleines Studentenzimmer in der WG, wo immer frische Blumen standen, das Lachen ihrer Freundinnen, die Scala, die Oper, das fröhliche Bummeln auf der Strasse. Alles fehlte ihr und sie fand sich nicht mehr zurecht. Die Mutter war ungeduldig und der Vater nicht mehr da. Sie war unschlüssig, sie wollte Mutter und Schwester nicht ihrem Schicksal überlassen, aber sie war überfordert und es kam ihr der Gedanke alles dran zu setzen um zurückzukönnen, da wo sie hingehörte, wo sie sich zurechtfand. Ihr Studium war vielversprechend gewesen, ihr Examen hervorragend und sie hatte ein Angebot als Assistentin an der Uni. Das alles hatte sie nun aufgeben.
Die Freundin ihrer Mutter sagte, sie solle ihre Tochter loslassen, gehen lassen, die Mutter wurde nachdenklich. Sie einigten sich, es noch eine Zeit lang zu versuchen, es war schwer für alle.
Sie suchte sich einen Freiraum, ging am Rio spazieren und plötzlich stand ein junger Mann vor ihr, der sie glücklich anlachte. Er kam ihr irgendwie bekannt vor und sehr vertraut. "Komm", sagte er "ich habe auf dich gewartet. Du gehörst hierher." Er nahm sie bei der Hand und zu ihrer eigenen Verwunderung ließ sie es geschehen. Ihre Schritte wurden leicht, sie liefen am Fluss entlang, er nahm ein kleines Boot und sie fuhren über den Rio. Er sagte: "Ich zeige dir unser Land, die Bolivianer, Copacabana, den Glauben der Menschen, wie sie den Erfolg der Ernte feiern. Ich zeige dir Folklore und die lebendige Tradition in der bedrohten Kultur. Ich habe auf dich gewartet. Deine Aufgabe ist hier bei uns."

(Sommer 2004)

© Elfie Nadolny

Sage mir, mit wem du umgehst, so sage ich dir, wer du bist. Goethe

Aykan ( gelöscht )
Beiträge:

21.02.2008 00:19
#2 RE: Kurzgeschichte: Heimat Antworten

habe es von dir sehr gerne gelesen...danke dafür...




LG.Aykan

G. Ast ( Gast )
Beiträge:

29.02.2008 11:07
#3 RE: Kurzgeschichte: Heimat Antworten

Hallo Inselchen,
eine bemerkenswerte Geschichte.
Wer Süd-Amerika ein wenig kennt, so auch deren extremen Gegensätzlichkeiten von Schönheit und Grausamkeit, der wird sich sicher in diese atmosphärischen Lebensbedingungen einfühlen können.
Oder vieleicht doch nicht?
Scheinbar wirkt die Bestimmung über alles hinweg.
Da hatte sich die junge Dame die Chance auf ein erfolgreiches Leben durch gute Bildung (die dort nicht sonderlich selbstverständlich ist) erworben und schwupp, schon führt eine scheinbar höhere Macht die Dinge der Gerechtigkeit.
Manche würden meinen, dass Woodoo-Zauber dahinter steckt, andere wiederum würden eher von göttlichem Segen sprechen oder wie auch immer.
Was am Ende den Mann so vertrauensvoll erschienen ließ, werden wir wohl nie wirklich ergründen können, aber wie bestimmend stark die Liebe sein, dass lässt sich sehr gut aus deiner Geschichte lesen.
Ganz toll und absolut empfehlenswert.
LG, G. Ast

inselchen Offline


Amateur

Beiträge: 22

28.03.2008 20:29
#4 RE: Kurzgeschichte: Heimat Antworten
Danke für eure konstruktive Antworten. :-)

Ja, das offene Ende gehört ja zu einer Kurzgeschichte und der Leser hat ja die Freiheit, sich das Ende selber vorzustellen.

Sage mir, mit wem du umgehst, so sage ich dir, wer du bist. Goethe

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