Du willst wissen was das Alter ist Nichts weiß ein Mensch vom Tod Aber vom Sterben kann ich dir erzählen Vom Sterben, das im Alter beginnt Leise, fast behutsam raubt es dir Alltägliches
Keine Milch mehr im Kaffee Vergessen die Toilette zu spülen Wie schalte ich das Fernsehprogramm um?
Das Sterben beginnt mit dem Sitzen, Liegen- ohne Müdigkeit Begleitet von den Wiederholungen am Vormittag Unterhalten von den Talkshows am Nachmittag Noch vor den 20 Uhr Nachrichten schläfst du
Das Sterben findet vor dem Fenster statt Stunde um Stunde schaust du hinaus In ein Bild, in dem vielleicht nur ich nichts erkenne Es schmerzt mich nicht, dich sterben zu sehen, es verwundert mich
Ich frage mich ob du dich vermißt Wie ist es, den Menschen zu verlieren, mit dem das Leben entstand? Glaubst du das der Schmetterling seine Raupe vermißt? Vielleicht bist du für dich immer noch du
Manchmal wieder das Kind Das mit seinem Essen spielt Manchmal die Dame Die über ihrem Nachthemd ihren Pelzmantel trägt Manchmal das junge Mädchen Das verschmitzt über eine Bemerkung lächelt, ohne Zähne im Mund Manchmal das Baby Das in sein Bett näßt Manchmal die Frau Die ihren faltigen Körper schamhaft mit einem Handtuch umhüllt
Lieber Kai Uwe, das Sterben, ein schwieriges Thema, das auch mich immer wieder beschäftigt. Es gibt zu wenig Antworten, als das man es wirklich verstehen könnte. Mein 24-jähriger Sohn starb in der Blüte seines Lebens und es ist auch heute noch für mich schwer zu begreifen. Ich musste lernen, es anzunehmen; es gibt auf all meine Fragen keine Antworten. Einen Menschen am Ende seines Lebens zu begleiten ist wohl schwer und doch eine verdienstvolle Aufgabe, ihn so anzunehmen, geduldig und liebevoll. Falls das Gedicht authentisch ist, möchte ich Dir ganz viel Kraft und ganz viel Liebe wünschen und Dir auf diesem schweren Weg das Verstehen wünschen, das Du Dir so sehr wünscht.
Liebe Grüsse Sonja
Mit unserem Dasein versuchen die Welt ein wenig besser zu machen
der Titel deines Gedichtes hat mich neugierig gemacht - und ich muß sagen, du hast mich sehr, sehr tief berührt.
Ich gehe davon aus, dass diese Worte authentisch sind, sonst könntest du nicht diese Gefühle weitergeben. Du beschreibst mit sehr warmen Worten eine Situation, die sicher nicht leicht zu bewältigen ist, die aber der ein oder andere von uns auch durchmacht, oder durchmachen muß. Ich habe mir darüber auch schon oft Gedanken gemacht, meine Eltern sind beide über 80 und man sieht schon, wie das Leben abbaut. Dann kommen diese Gedanken, die du auch beschreibst - man denkt daran, dass diese Menschen uns behütet haben, uns beschützt haben und lebensfähig gemacht haben und nun werden sie langsam hilfsbedürftig.
Du hast wunderbare Worte gewählt, um diese Situation zu schildern, man spürt die Liebe und Wärme zu dieser Frau - eigentlich ist es eine riesengroße Liebeserklärung an deine Mutter.
Dein Gedicht gefällt mir sehr gut, weil es so menschlich ist, weil es voller Liebe ist - und mit ganz leisen Worten geschrieben !!!
Das Gedicht ist authentisch, in erster Linie privater Natur, da es sich um meine Mutter handelt die vor ca. 25 Jahren an Krebs starb. In zweiter Linie ist es aber auch aus beruflicher Sicht authentisch, da ich exam. Altenpfleger bin. Dieses Beruf übe ich mittlerweile 15 Jahre aus. Drei Jahre habe ich in einem Hospiz als Sterbebegleitung gearbeitet. Man kann den Tod noch soviel begegnen: es bleiben die Fragen die man sich auch beim ersten Mal gestellt hat – es gibt einfach keine Antworten. Und das ist wohl das Schwerste: dieses annehmen zu können. In seinem Leben so zu integrieren, dass man damit leben kann.
Es gibt keine Worte, keinen Trost, was den Verlust Deines Sohnes lindern könnte – im Gegenteil: jedes Wort ist unzulänglich, zu klein für den unbeschreiblichen Schmerz. Nur das Dasein, das Halten Deiner Hand durch einen Dir nahestehenden Menschen kann so etwas wie Trost geben. Und das auch nur für eine sehr, sehr kurze Zeit.
Grüß Dich Eleonore ....
Vielen Dank für Deine Worte, sie haben mich sehr gefreut. Wie Du sicherlich schon in der Antwort gelesen hast, ist dieses Gedicht in der Tat authentisch. Ich finde es sehr erstaunlich, dass Du sofort erkannt hast, dass es sich um meine Mutter handelt.
Euch Beiden nochmals vielen, vielen Dank für Eure Worte. Ja, sie geben mir Kraft.
Berührende, bewegende Zeilen... auch ich verlor meine Mutter letztes Jahr an Krebs und ich kann jede Zeile deines Gedichtes nachempfinden... Gott sei Dank war ihr Leidensweg nicht allzu lang... tröstende Worte...ja, das fällt schwer...
ich verstehe...und fühle nach...
mitfühlende Grüße,
Heike
Das Leben und dazu eine Katze, das gibt eine unglaubliche Summe.[small]- Hermann Hesse- [small]