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Eine etwas andere Weihnachtsgeschichte!Die Kirche war hell erleuchtet, in den vorderen Bänken saßen erwartungsvoll die Kinder mit ihren Laternen. Am Chor übten die Volkschulkinder mit der Frau Lehrer.
Mütter, Väter, Onkel, Tanten, ältere Geschwister, ja beinahe der ganze Ort versammelte sich zur Kindermette.
Laut und ungestüm jubelte nun die Orgel und die jugendlichen Stimmen begleiteten den Einzug des Herrn Pfarrer und seiner zahlreichen Ministranten. Festlich in weißen Gewändern schritten sie zum Altar und nahmen ihre Plätze ein. Doch dies war an jenem späten Nachmittag des 24. Dez. gar nicht so einfach. Die mächtigen und hohen Tannenbäume machten sich im Altarraum breit und so mancher Ministrant bekam die spitzen Nadeln zu spüren.
Die Kindergartenkinder spielten ihr Herbergs- und Krippenspiel und gerade in dem Moment als Maria das Kind in die Krippe legte, blickte Lukas zu den Tannen, auf dessen Ästen die goldenen Strohsterne tanzten. Da stockte sein Blick, nein das gibt es doch nicht: da saß wirklich und leibhaftig eine Kohlmeise. Sie wippte hin und her, beugte sich plötzlich weit vor und schaute hinab auf die wogende Menschenmasse. Jetzt saß sie ganz ruhig, nur das kleine Köpfen mit der schwarzen Kappe bewegte sich, bestaunte den hellen Schein der Kerzen und das Licht in den Laternen der Kinder.
Lukas versuchte vorsichtig und unauffällig Philipp, den neben ihm sitzenden Ministranten auf den ungewöhnlichen Kirchenbesucher aufmerksam zu machen. Endlich gelang es und jetzt blickten schon zwei Augenpaare auf das winzige Geschöpf. Dem Vogel war es nicht geheuer und schnell versteckte er sich wieder im grünen Geäst. Doch lange hielt er es dort nicht aus um gleich wieder nach vorne zu fliegen und das Kirchenvolk zu bestauen. Und jetzt wie keck flog er schnurstracks zum nächsten Tannenbaum. Da blickten schon alle Ministranten zu dem gefiederten Gast und selbst der Herr Pfarrer schaute verwundert in die Höhe, bemerkte den Vogel und da huschte ein Schmunzeln über sein Gesicht.
Die Kindergarten- und Schulkinder in den ersten Reihen rutschten schon unruhig in ihren Bänken hin und her. Die Zeit schien ja endlos lange, bis endlich zu Hause das Christkind kommen würde und die heiß ersehnten Geschenke mitbrachte.
Doch jetzt erblickten auch sie den kleinen Vogel, der wagemutige eine Runde flog und am Rand des Kreuzwegbildes der fünften Station innehielt und auf die Kinderschar blickte, zaghaft hin und her wippte um endlich wieder Reißaus zu nehmen und im Geäst der Tannen zu verschwinden.
Die Messe war zu Ende und alle Gottesdienstbesucher strömten auf den Kirchenplatz um einander frohe Weihnachten zu wünschen.
In der Sakristei herrschte reges Treiben und die Ministranten stellten aufgeregt die abenteuerlichsten Vermutungen an, wie dieser Vogel in die Kirche gelangt sein könnte. Der Herr Pfarrer glättete die Wogen indem er nüchtern feststellte: „Die Kohlmeise hat sich vormittags beim Aufstellen der Christbäume in die Kirche verirrt.“ „Und jetzt muss dieses arme Tier die Nacht alleine hier bleiben“, Lukas war vollkommen entsetzt.
„Im Stall bei der schönen Krippe, scheint ein Licht. Dort sind Ochs und Esel, Lämmer und Hirten und natürlich Maria und Josef. Das liebe Jesuskind liegt auf frischem Heu in der Krippe. Der kleine Vogel braucht sich nicht zu fürchten und er kann ganz sicher in den hohen Tannen gut schlafen“, meinte Birgit zuversichtlich. „Und morgen ganz zeitig in der Früh, werde ich die Kirchentüren weit aufmachen, da wird unser kleiner Freund sicher schnell zu seinen Kameraden fliegen“, sagte der Pfarrer beruhigend. „Und dann kann er ihnen erzählen, dass er die heilige Nacht in der Kirche bei der Krippe verbracht hat“, redete Philipp froh weiter.
Dann eilten auch alle Ministranten nach Hause um dort mit ihren Familien endlich Weihnachten zu feiern.
Heidemarie
