Wie gestern schon bereits angekündigt, setzen wir heute unsere 1. Autorin der Woche auf unseren Podest!
Anette Esposito:
Sie wurde 1956 in Hamm/Westfalen geboren und lebt heute im Siegerland. Sie ist Mutter von sechs Kindern, vierfache, NEIN, seit zwei Tagen FÜNFFACHE Großmutter und arbeitet als Krankenschwester in der mobilen Pflege. Sie verfasst Balladen, Poesien, Gedichte in heiteren und besinnlichen Formen, Liedtexte und komponiert nebenbei auch die Musik zu ihren eigenen Liedern. Selbstverständlich veröffentlichte sie diverse Gedichtbänder, mit großem Erfolg.
Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Leben der Anette, aber wie wir meinen, ein schon recht bemerkenswerter...
Ihr könnt euch nun hier "austoben", Fragen stellen, Gedichte oder Geschichten einstellen, so dass unsere Anette und ihr euch hier 14 Tage lang wohlfühlt! (...und danach natürlich auch noch)
Wir machen den Anfang und präsentiéren ein Gedicht von Anette. Die Auswahl fällt natürlich nicht so schwer, da jedes einzelne Gedicht eben ein Gedicht ist!
Anette...danke, dass du hier unser Forum bereicherst!!
Der müde Wanderer
Es geht am Wegesaume ein alter Wandersmann und unter einem Baume hält seinen Schritt er an.
Ermattet von der Reise, ganz faltig sein Gesicht, lauscht er nach einer Weise, die von der Heimat spricht.
Er ging auf vielen Wegen und irrte oft umher im Sonnenschein und Regen. Nun fällt ihm’s Wandern schwer.
Nahm oftmals große Hürden, beschritt manch morschen Steg und trug so viele Bürden auf seinem Lebensweg.
Die Zeit hat ihn getrieben. Im Frühling schritt er leicht. Als Sommer wurd' geschrieben, war’s Gipfelglück erreicht.
Die Lebensherbsteswende liegt auch jetzt schon zurück und bis zum Wegesende fehlt noch ein kleines Stück.
Jetzt setzt er sich danieder für eine kurze Rast, bevor er wandert wieder am Abend, ohne Hast.
Nur kurz möcht' er verweilen, ein wenig ruhen aus auf seinem Weg, dem steilen, der bald ihn führt nach Haus.
Schließt nun die müden Lider, Erinn‘rung holt ihn ein. Da klingt die Weise wieder: „ Bald wirst‘ zu Hause sein.“
Er spürt in seinen Venen, dass ihn die Kraft verlässt. Doch drängt ihn jenes Sehnen: will gehen noch den Rest.
Ein Seufzen kling im Winde, die Bäume rauschen sacht: „Ach, müdes Menschenkinde, dein Ziel wird dir gebracht.“
Schon sieht er in der Ferne das off‘ne Tor zur Ruh‘. Es glänzt wie gold’ne Sterne, kommt leuchtend auf ihn zu.
Er springt auf seine Beine, wirft weg den Wanderstab. Ihm weichen selbst die Steine und Nacht senkt sich herab.
Der Wander steht im Lichte. Es war die Reise wert. Verklärt scheint sein Gesichte. Er ist jetzt heimgekehrt.
Das Leben und dazu eine Katze, das gibt eine unglaubliche Summe.[small]- Hermann Hesse- [small]
Fürwahr liebe Heike fällt die Entscheidung superschwer, weil eben alles von uns Anettchen klasse ist. Dies hier hat mir, als ich es das erste (aber nicht einzige) Mal gelesen habe, besonders gut gefallen.
Wie war‘s in Kölle doch vordem mit Heinzelmännchen so bequem…“ Grad deshalb kam es mir in' Sinn, da ich nicht ganz so jung mehr bin, und abonnierte eins davon zu einem akzeptablen Lohn.
Es sollte mir behilflich sein, das Glasdach von viel Dreck befrei’n. Doch als es schellte heut am Tor, da stand ein Riesenkerl davor. Kein Heinzelmännchen kam hier an, schon eher Oberheinzelmann.
Dumm stand ich vor dem Exemplar. Ob dies `ne Mutation jetzt war? Einsachtundneunzig, blondes Haar, mit Utensilien, sonderbar, samt einer Leiter auzziehbar, und Firmenlabel „Glas und Klar“.
Ich glaubte nun, er käm vom Rhein aus Köln, wo Heinzelmänner sei‘n denn so stands einst in dem Bericht, dem Heinzelmännchenwerkgedicht. Jedoch sein Dialekt im Ohr, kam etwas spanisch mir nun vor.
Mit Schwung nahm er den Lappen dann, fing gleich darauf zu wischen an und ich bemerkte, wie im Bann, das dieser Fensterputzen kann ganz streifenfrei im Sonnenlicht. Er brauchte auch die Leiter nicht.
Es stellte sich jedoch heraus er war in Köln noch nie zu Haus. Verbrachte seine Jugendzeit im „Östen, Läpzsch“, gar nicht weit, war auch nicht Heinzelmann mutiert, nur nach der Wende dessertiert.
So hab ich ihn jetzt engagiert für zweimal jährlich abonniert, zur Reinigung von Fensterglas, denn zuzuschauen macht viel mehr Spaß als selber wischen in Gefahr. Das macht für mich jetzt „Glas und Klar“.
Es fällt mir immer schwer, ein Gedicht von Anette auszuwählen. Ich mag sie alle gerne. Anette schreibt über ein Thema so anschaulich in schönen Versen, das man das Gefühl hat, direkt dabei zu sein. Nun habe ich in Berlin eines ihrer Gedichte vorgelesen und es fiel mir leicht. Es fiel mir leicht, weil ich keine schwer verdauliche Lyrik verarbeiten musste, sondern ich spürte, das die Zuhörer alles nachvollziehen konnten. Trotzdem war ich überrascht, hier im Gedichtehaus, nicht das Gedicht gefunden zu haben, das mir besonders gut gefällt. Die Bank in der Altstadt. Ich habe das Gedicht hier in diesem Thread nachgetragen. Danke Anette für das schöne Gedicht.
DIE BANK IN DER ALTSTADT Ein Spätsommernachmittag, ich war in der Stadt, nach ein paar Stunden hatt’ ich den Lärm dort satt. Ich ging Richtung Altstadt, es war nicht sehr weit. Mein Bus fuhr noch nicht, ich hatte noch Zeit.
Links und rechts von mir sah ich winzige Gassen, mit uralten Pflastern noch auf den Straßen. In diesen Wegen den kleinen, engen, kann kein Auto hindurch sich zwängen.
Die Häuser hier, Wand an Wand sind gebaut, mit kleinen Fenstern, aus denen man schaut. Ein romantischer Platz dort hinter dem Tor, halb verborgen durch eine Linde davor. Mit einem Brunnen, der klares Wasser noch hat. Man spürt hier nichts von der Hektik der Stadt. Alles ist friedlich, sauber und stille, und Blumenkübel in Hülle und Fülle.
Ich war sehr beeindruckt und ruhte mich aus auf einer uralten Bank dort vor einem Haus. Nach einer Weile, so kam es mir vor, vernahm ich eine Stimme an meinem Ohr. Ich schaute mich um, ich konnt’s nicht versteh'n, es war nirgendwo irgendjemand zu seh'n.
„Ich bin es, die Bank direkt unter dir“, sprach die leise Stimme zu mir. „Vor fast 60 Jahren“, sagte sie stolz, „baute man mich aus Tannenholz. Auf meinem Rücken haben viele gesessen. Keinen davon hab ich jemals vergessen. Ich kenne auch alle ihre Geschichten. Großvaters, Kinder, Enkel und Nichten. Hab immer geschwiegen, nur zugehört, und keinen von ihnen jemals gestört."
Ich lehnte mich nun verwundert zurück. Das Holz der Bank knackte, das alte Stück. „Schau ruhig hin“, erzählte sie mir, „überall Risse, und morsch steh ich hier an dieser Stelle, nun Tag und Nacht. Die Witterung hat mir zu schaffen gemacht. Früher, ja, es liegt schon so weit, bekam ich regelmäßig ein neues Kleid. So alle zwei Jahre zirka war es dann, strich man mich mit neuer Farbe noch an. Mal war ich braun, mal rot, mal weiß, und beim Streichen lief manch einem der Schweiß. Dieses Jahr bin ich, du siehst es genau, das allererste Mal dunkelblau. „Doch..“, seufzte sie leise,“ es soll nun geschehen, nächstes Jahr werde ich nicht mehr hier stehen. Meine Pflicht sei getan, haben sie mir gesagt. Mich haben sie dabei überhaupt nicht gefragt.“ Ihre Stimme wurde noch leiser und ganz schwer. „Eine Neue aus Kunststoff soll nun hierher.“
Ich spürte kein’ Lufthauch, keine Fliege summte, als die Bank darauf dann plötzlich verstummte. Nun stand ich auf, es war Zeit zu gehen, und murmelte leise: „ Auf Wiedersehen.“ Nach ein paar Schritten dreht' ich mich stumm noch einmal zu der alten Bank herum. Ich winkte verstohlen, etwas traurig mein Blick, und mir war’s, als winkte sie mir zurück.
Dabei kann ich dir behilflich sein, meine liebe Tochter!! Eins meiner Erstlingswerke
Sonnenaufgang am Meer
Schwül war’s gewesen in der Nacht, sie hatte mir keinen Schlaf gebracht. So stand ich auf, es war gegen vier, und schlich mich leise hinaus aus der Tür. Die Luft, die ich spürte, ich bemerkte es gleich, war angenehm kühl und sauerstoffreich.
Ich atmete tief, genoss sie sehr und bog in den kleinen Weg hin zum Meer. Als ich dort ankam, ich muss nun gesteh’n, vor Staunen blieb mir der Mund offen steh’n. Das Meer lag in seiner Schönheit hier, gleich einem Spiegel, so schien es mir.
Glasklares Wasser, kein Lüftchen sich regte, einen Fisch sah ich, der sich bewegte. Vorsichtig setzte ich mich in den Sand, war ganz alleine an diesem Strand, genoss den Anblick, die gute Luft, und sog in mich ein des Meeres Duft.
Ich steckte die Füße ins Wasser hinein, Dämmerung kam, der Tag schlich herein. Was sich dann abspielte vor meinen Augen, kann ich bis heute noch gar nicht glauben. Das Wunder der Schöpfung erlebte ich pur, die Vielfalt der Farben in der Natur.
Am Horizont erschien, winzig klein, der Bogen der Sonne mit ihrem Schein. Er trug einen Kranz von funkelndem Rot und beleuchtete zart ein Fischerboot. Es lag wie ein Teller, flach auf dem Tische, draussen im Meer, das Netz voller Fische.
Schon kroch die Sonne höher empor, fast bis zur Hälfte, kam es mir vor. Mit Strahlen, die wie Arme sich breiten, um die Welt zu erfassen in ihren Weiten. Glutrot färbte sich der Himmel vor mir. Ich sah auf die Uhr: zwanzig nach vier.
Die Müdigkeit war von mir abgefallen, als ich erblickte den Feuerballen, der sich gelöst hatte vom Horizont, um dorthin zu wandern, wo am Tage er wohnt. Im silbrigen Wasser, das funkelt’ wie Sterne, sah ich sein Spiegelbild hier aus der Ferne.
Ich war überwältigt von diesem Gescheh’n, so etwas hatt’ ich bisher nie geseh’n. Andächtig saß ich und bewunderte nur die Fantasie des Schöpfers dieser Natur. Ich konnt’ es nicht fassen und mir wurd’ es klar, wie vollkommen und schön das alles hier war.
Dann stand ich auf, mit träumendem Blick, und ging barfuss den Weg wieder zurück.
Novemberluft liegt über‘m Tal, da dichter Nebel allzumal bedeckt verwaistes Flach. In trüber Stimmung dünkt der Wald. Wo letzte Blätter fallen bald, fließt munter noch der Bach.
War unlängst auch der Herbst uns hold, voll bunte Farben, leuchtend‘ Gold, hat froh das Herz bedacht, so geht er nun, erkaltet, blass, und weicht mit letzter Kraft im Nass, dem Zorn der Wintermacht.
Das Jahr wird alt in mattem Licht, beendet seine Daseinspflicht, wirkt müde, lahm und still. Dezemberträume sind erwacht. Im Kerzenglanz nach heil’ger Nacht, es von uns scheiden will.
Das folgende Gedicht ist nicht mein Lieblingsgedicht von Anette, sondern eins der vielen Gedichte von Anette, die zu meinen Lieblingsgedichten gehören. Ich schaffe es nicht, eines davon vor die anderen zu stellen und will es auch gar nicht. So, liebe Liebenden, geht echte Erotik:
Die Liebenden
Die Nacht senkt schweigend ihre Flügel, ermüdet bleicht der Mondschein aus und über rotgefärbte Hügel zieh’n Träume in den Tag hinaus.
Noch halten sie sich eng, geborgen. Erinn’rung den Moment besticht. Sie mündet in den frischen Morgen, verblasst im kühlen Dämmerlicht.
Da bläht mit neuem Liebessehnen der Duft von Leidenschaft sich auf. Das Blut rauscht pochend in den Venen, erhitzt sich langsam im Verlauf.
Wie süßer Honig schmeckt Begehren, drängt flehend nach der Wollust Eid, will die erwachten Sinne nähren im Augenblick der Sinnlichkeit.
Dem Raum entweicht die nächtlich‘ Stille, wo knisternd sich die Luft bewegt. Ein feuchter Atem füllt die Hülle, die um entblößte Haut sich legt.
Von Ferne winken gold’ne Lichter und drängen in den Tag hinein. Beseeltes Glück deckt zwei Gesichter, als spiegelte sich Sonnenschein.
Also mir hat dieser hier sehr gefallen, obwohl alle sind einfach wunderbar...
Gebet
In Ehrfurcht mich verneigend, steh ich oh Gott, vor dir. Gedanken bringen schweigend, mein Fehlen auf’s Papier. Von Tränen, die mich quälen mit Scham und Traurigkeit, will, Herr, ich jetzt erzählen, in Demut, Dankbarkeit.
Auf Wegen, weit gegangen in meiner Lebenszeit, nahm mich die Welt gefangen mit falscher Kostbarkeit. Ich ließ mich gern verführen, zu vielem Tun bereit, um hinterher zu spüren: Ging wieder Mal zu weit.
An Grenzen ich mich wagte, gefährlich und riskant, wo deine Stimme sagte: „Du stehst zu weit am Rand. Gehst einen Schritt nun weiter, greift meine Hand ins Leer‘ und als dein Schutz, Begleiter, sorg ich mich um dich sehr.“
Mit Trotz und Eigenwillen hab ich dich ignoriert. Doch konnte nichts mich stillen, was mir die Welt gebiert. Das was mich lockte, bannte, erfüllte nicht mein Sein, als plötzlich ich erkannte: Du ließt mich nicht allein.
Bist stets mir nachgegangen, hast liebend mich gesucht. Um Leben zu erlangen, hast du‘s für mich gebucht. Mit Blut steht unterschrieben: „Ich nehm mich deiner an“. Wie kannst du mich noch lieben, wo ich dir wehgetan?
es gibt viele schöne Herzensergüsse von Anette, eines hat mir besonders gefallen
Ich möchte dich halten
Ich möchte dich halten, drum komm auf mich zu, bedrücken dich Sorgen und fehlt dir die Ruh. Verharre nicht länger, der Weg ist nicht weit. Ich bin für dich da und hab stets für dich Zeit.
Verlassen dich Freunde, fühlst du dich verletzt, so lass es mich wissen, gleich hier und auch jetzt. Ich werde dich halten mit liebender Kraft verstehen und lindern was Leiden dir schafft.
Komm zu mir, ich bitt dich und eile geschwind. Ich will dich beschützen, mein ängstliches Kind. Sei stille und schau in die Blätter im Wind, getragen von Zweigen, die stark genug sind.
Erblickst du, dort oben im mächtigen Baum, da wiegt es sich sachte, man sieht es auch kaum, in Ästen voll Laubes, hast du es geschaut?, Dort hat sich ein Buchfink ein Nestchen gebaut.
Es sitzt zwischen Ästen, von Zweigen bedeckt, verborgen vor Feinden, vor Blicken versteckt und kommt mal ein stürmisches Brausen daher, dann wiegt sich das Nestchen im Sturm hin und her.
Doch sitzt es behütet von Zweigen umfasst im Schutze des Baumes auf knöchernem Ast. Ich halt dich genauso mit schützendem Sinn, weil ich dich so liebe und Mutter dir bin.[/rot
Ich staune immer wieder, wie jemand so dichten kann, dass wirklich nichts mehr tropft und daneben rinnt. Wie Anette es schafft, Gelebtes und Erlebtes so nahe zu bringen, dass man wortlos und ergriffen dasteht.
Anette ist schon kein kleines Pflänzchen mehr in diesem Garten der Poesie, sondern ein richtiger Kaktus, äh, nein, ich meine ein großer Baum, der mächtigen Schatten spendet. Und dann gibt es da ja schon Ableger von ihr, die von ihr lernen und es ihr gleich tun wollen: dichten, dichten, dichten.
Mir geht's wie Aykan, das "Gebet" ist wirlich klasse. Aber da sind ja noch viele andere Köstlichkeiten, wie z.B.
Süsse Verführung
Ich hab dich eben erst entdeckt, du süßes Stück Verführung. Hattest dich gut vor mir versteckt, scheutest du die Berührung?
In deinem glitzernden Gewand liegst du vor mir, geheimnisvoll, raubst mir Sinne und Verstand Ich liebe dich, finde dich toll.
Fasse dich mit meinen Händen, beginn’ dich langsam auszuziehn. Bleib ganz ruhig, werd’ dich wenden, es nützt dir nichts, du kannst nicht flieh’n.
Wenn ich dich seh’, so nackt und bloß mit deinem Duft verführerisch wächst mein Verlangen riesengroß, liegst du vor mir hier auf dem Tisch.
Ich kenn’ dich gut, weiß wie es schmeckt, berühr ich dich mit meinem Mund. Erst bitterherb, wenn ich dich leck’ dann honigsüss wird es mir kund.
Lange wirst du dich nicht wehren, meine Zunge macht dich schwach, lässt dich am Ende doch begehren, gibst meiner Wärme sehr schnell nach.
Deine dunkle Haut zerschmilzt, legst frei dein zartes Inneres. Wie gut du mein Verlangen stillst, erwartest du noch Schlimmeres?
Es gibt jetzt kein Entrinnen mehr. Gehörst nun mir.- Fühlst du den Schmerz, wenn ich dich nun mit Lust verzehr’, zerbeiß dein Herz?
Dein süßer Saft rinnt durch die Kehle, beglückt mich wie noch nie. Erfreust’ mir Sinne und die Seele, mein kleines Mon Cherie.
Ich kann nur sagen: Weiter so, solange der Vorrat reicht.
Möcht‘ nicht fragen: Wo führen diese Wege uns hin? Werden öffnen sich Türen, bringt die Zukunft Gewinn? Sieh nur her, mein Verlangen, wie es aussieht in mir. In der Liebe gefangen, will ich gehen mit dir.
Scheinen Wege oft grade und mit Lichter gefüllt, schreiten wir auf dem Pfade, der in Nebel gehüllt. Hand in Hand durch das Leben, doch ganz sicher im Schritt. Unsrer Liebe Bestreben zieht in Einigkeit mit.
Mit dem Eins in Gedanken das begleitend uns führt, werden Hürden und Schranken nicht als solche verspürt. Schenke all mein Vertrauen und mein Herz dir allein. Wenn auf Liebe wir bauen, wird das Ziel nahe sein.
Ganz egal, was verborgen heut im Dunkeln noch liegt, denke nicht an das Morgen, da die Zeit für uns siegt. Mag Gefahr ich nicht sehen, liegt auf Wegen viel Stein‘, will mit dir nur ich gehen. Wo du bist will ich sein.
...und auch das ist Anette - die Anette bei dem, wie sie selbst sagte, Versuch einer Kurzgeschichte. Mir hat diese Geschichte schon "damals" beim ersten Lesen sehr sehr gefallen und jetzt gerade wieder oder immer noch.
Flucht
Du hattest wieder diesen besonderen Duft an dir mit dem du mich kontaminiert hattest und der mich immer noch umweht wie eine sanfte Brise, aus der Erinnerung an die Vergangenheit erwacht. Sie hinterließ die Spur eines warmen Gedankens an dich, in dessen sich schleierhaft dein Lächeln spiegelte. In dem Moment, wo du mich erblicktest, ließ das Funkeln in deinen Augen meinen Atem stocken und als du mich mit einem kurzen, leisen Seufzer liebevoll umarmtest, spürte ich dein Gesicht an meinem Hals, an dem deine sensible Nase mit einem tiefen Atemzug meinen Geruch wahrnahm. Nur einen Moment verriet mir der zärtliche Druck deiner Arme dein Begehren meines Körpers. Durch den Stoff deines Hemdes konnte ich das heftige Klopfen deines Herzens fühlen und wie ein leichtes Erzittern deinen Körper ergriff. Dann ruhte dein sehnsuchtsvoller, sanfter Blick auf meinen sich rötenden Wangen und ich spürte, wie ein erregendes Gefühl meinen Bauch durchzuckte. Es war genau wie damals an jenem Abend, als man uns beim Partnerwechsel in der Tanzschule zusammenführte. Du legtest deinen Arm um meine Taille und auch damals bemerkte ich das Vibrieren deines Körpers, das mir einen lustvollen Schauer bereitete. Wir hatten uns den ganzen Abend schon aus den Augenwinkeln beobachtet, so wie schon die Tanzabende vorher. Doch an diesem Abend hing die Luft strombeladen über uns und produzierte eine nie gekannte Spannung in der Atmosphäre dieses Raumes. Ich kann es bis heute nicht begreifen, dass niemand außer uns das bemerkte, genauso wenig das, was sich zwischen uns aufbaute. Wir redeten während des Tangos kein einziges Wort miteinander, jedoch unsere kurzen Blicke sprachen Bände, wenn sie sich trafen. Bedarf es Worte um zu begreifen, dass zwei Menschen das gleiche Gefühl umfängt, die gleichen Gedanken spinnen und in denen gleiche Sehnsüchte erwachen? Verbotene Gedanken, verbotene Gefühle. Wir waren beide gebunden. Am Ende der Tanzstunde war es dir wohl irgendwie gelungen, einen Zettel mit deiner Handynummer in meine Manteltasche zu stecken. Du hattest nur für ein paar Minuten den Raum verlassen. Nachdem du wieder zurück warst, zeigten sich deine Augen einem feurigen Glanz und ein vielsagendes Lächeln umspielte deine Lippen. Als ich später aus der Tanzschule ging und meine Hände tief in den Manteltaschen vergrub, fühlte ich dieses kleine Stückchen Papier zwischen meinen Fingern, das der Anfang einer wundervollen Romanze versprach und es erschien, als würde ich mich daran verbrennen. Doch es dauerte noch vier lange Tage, bis ich mich entschloss, die Nummer, die darauf stand, zu wählen. Als ich deine Stimme am anderen Ende hörte, legte ich gleich darauf den Hörer wieder auf die Gabel. Mein Herz klopfte wie wild und ich glaubte fest, dass du es hören konntest. Es dauerte keine Minute, als mein Telefon klingelte. In der nächsten Zeit, trafen wir uns immer wieder heimlich und wir genossen jede Sekunde miteinander bis ein dummer Zufall unsre leidenschaftliche Liaison ans Tageslicht brachte. Danach zogst du in eine andere Stadt. Seitdem waren fast acht Jahre vergangen, ohne dass wir irgendeinen Kontakt zu einander hatten. Nun waren wir uns wieder begegnet. War es Zufall, dass mir der Bus vor der Nase davon gefahren war? War es purer Zufall, dass mein Auto an diesem Tag in der Werkstatt war? War es wirklich nur Zufall, dass wir uns ausgerechnet an diesem Abend wieder begegneten, als du geschäftlich als Vertretung deines Kollegen in unsrer Großstadt zu tun hattest? In dieser Sekunde, als ich dein herbes Parfum roch, zogen erlebte Momente, gemeinsame Stunden wie ein Blitz an meinem geistigen Auge vorüber und ich erkannte, dass wir uns nie voneinander entfernt hatten und unsrer Gefühle für einander mit der gleichen Leidenschaft und Heftigkeit immer noch blühten. War es tatsächlich Liebe? Liebe durchdringt jeden Raum, überlebt jede Zeit und kennt keine Trennung. Dennoch durfte sie nicht sein. Damals nicht, sowie auch heute nicht. Scheu sahst du dich um, als hättest du Furcht, dass uns jemand beobachten könnte. Doch dann verschlossen mir deine vollen Lippen meinen Mund mit einem liebevollen und zärtlichen Kuss, der die erstickende Flamme in meinem Herz wieder zu einem brennenden Feuer entfachte. Eine Träne, die sich aus meinem Auge stahl, verriet den Schmerz und die Wehmut die ich empfand, als ich mich rasch umdrehte und in der Dunkelheit vor meinen Gefühlen und meiner Courage davonlief.
~~Ae~~
Auch in dem Fach bist du eine Könnerin, Anette und wenn du mich fragst, solltest du dir und uns durchaus öfter mal eine solche Kurzgeschichte gönnen! Aber mich fragt ja natürlich keiner
Klar doch Sonnenscheinchen... nichts leichter als das
Es war im Sommer…
Es war im Sommer und viel Hitze mich bedrängte, denn perlengleich der Schweiß von meiner Stirne rann, als ich am Nachmittag mich in die Bluse zwängte und einen kurzen Wickelrock dazu ersann.
Die Julisonne trieb hinaus mich in die Frische zum kühlen Wald, der sich in meiner Nähe fand. Die Bienen summten um den reich gedeckten Tische. In vollen Kelchen Blütenstaub und Nektar stand.
Ich ging beschwingten Schrittes durch die schmalen Engen, wo links und rechts Gestrüpp die Pfade stark begrenzt. Die warme Luft lag schwer und stickig auf den Hängen des kahlen Hügels, der in greller Sonne glänzt.
Als sich am Waldesrand die kleinen Lichtung zeigte im Wiesengrün, das bis ins tiefe Tal sich streckt, dort sah ich ihn, der sich nur leicht vor mir verneigte, im Grase sitzen, wo der Schatten es bedeckt.
Ich machte Halt, erblickte seine dunklen Augen. Sie lächelten geheimnisvoll und sanft mich an. Mir schien, als würden seine Blicke an mir saugen, umfingen mich mit einem zauberhaften Bann.
War es der Sommer, der mich vollends hier betörte? Ich schritt durchs hohe Gras jetzt barfuß auf ihn zu. Nur leise Vogelstimmen, die vom Baum man hörte, durchflogen strahlengleich den Wald in seiner Ruh.
Er griff sogleich ganz sacht nach meinen beiden Händen und zog mich leicht zu sich hinunter auf den Schoß. Gleich spürt ich Schauer der Begierde in den Lenden, die Leidenschaft im Kuss, der meine Lippen schloss.
Ich lies mich willenlos in seine Arme sinken, von männlich herbem Duft berauschen meinen Sinn und küsste ihn, als schien ich darin zu ertrinken, vergaß die Zeit, den Ort um mich und gab mich hin.
Genoss die Wärme seiner Hand auf meinen Brüsten, die augenblicklich meinen Blusenstoff durchdrang. Es war, als wenn die Knöpfe vom Geschehen wüssten. Als er sie öffnete, ´s ihm spielerisch gelang.
Bald fühlt‘ ich mich von seinen Lippen eingefangen, die gleitend nun erforschten meine feuchte Haut. Sie schürten immer mehr mein drängendes Verlangen, das machtlos ich dem Unbekannten anvertraut‘.
Der kurze Rock um meine Beine wollte weichen, sodass sein Blick auf meine nackten Schenkel fiel, wo gleich darauf gezielt er suchte zu erreichen, mein explodieren durch sein zartes Liebesspiel.
Mit raschem Atmen unsre Körper sich bewegten in heißer Sonne, die als Augenzeuge schien. Als wir dann bebend bald ins weiche Gras uns legten, konnt‘ keiner von uns beiden mehr vorm andern fliehn.
Er führte mich durchs Land der Sinne im Verzücken, wo Leidenschaft den Körper deckt wie Morgentau, vermochte mich zum ersten Male zu entrücken, dass ich mich fühlte und erlebte nun als Frau.
Die Zeit stand plötzlich still und hielt die Stundenwaage und immer wieder zog der Rausch uns mit sich fort. Kein einzig Wort war’n wir zu sprechen in der Lage. Es war im Sommer, an einem Tag, an jenem Ort.
Nie wieder bin dem Fremden ich danach begegnet. Den Nachmittag mit ihm jedoch ich nicht vergaß. Und winkt der Sommer eines Jahres mal verregnet, denk ich daran zurück und wie er mich besaß.