Sei freundlich !
Kannst du mir wohl einmal sagen –
Ach, ich wollt’ dich lang schon fragen –
Was du damit willst bedeuten,
wenn just bei wildfremden Leuten
deines Zeigefingers Spitze
unterhalb von deiner Mütze
(du ein wenig ausgeflippt)
dein Finger an die Stirne tippt ?
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Derlei hab ich oft gesehen,
doch ich konnte nie verstehen,
war ’s auch im Vorübergehen,
was man da zu reden hatte.
Ganz vereinzelt hört’ ich Ratte,
blöder Hammel, dumme Kuh
und noch krummer Hund dazu –
was ist nur mit dir geschehen ?
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Ob du etwa nicht ganz dicht bist ?
Selber glaubt, dass es so nicht ist ?
Dem andern einen Hinweis gibst,
dass beim ihm ’s nicht richtig piepst ?
Wo Vielfalt ist, darf Einfalt sein –
Da fällt mit grad der Vogel ein,
der im dunklen Käfig saß
und die Melodie vergaß ………
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Nennst einen Vogel du dein eigen,
musst du ihm die Sonne zeigen,
denn vor Freuden würd’ er pfeifen,
gar zu einem Künstler reifen,
fortan dann beim Tirilieren
Grips in deinem Hirn sortieren.
Und zu allem Überfluss
gäb die Muse dir ’nen Kuss.
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Ist jener Vogel dann zumal
noch obendrein ’ne Nachtigall,
darfst du gerne herzlich lachen –
andre werden ’s auch so machen,
vorbehaltlich, dass sie eben
ihrem Vogel „Nahrung“ geben. –
Sagt dir jemand: „Bei dir piept ’s !“
erwidre ruhig: „Ja, das gibt ’s !“
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Und so kann dir nicht passieren,
womit andre sich blamieren –
mit dem Kläffen, Gackern, Girren
womit man sich macht zum Irren.
Kannst du’s dir mal nicht verkneifen,
lass doch deinen „Vogel“ pfeifen !
Und die Moral von dem Salat:
„Wohl dem, der einen Vogel hat.“
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© whp