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Dieses Thema hat 3 Antworten
und wurde 671 mal aufgerufen
 Gabriella Dietrich
Gabriella Offline


Aktiver



Beiträge: 143

09.07.2007 13:03
Geschichten die das Leben schreibt. Antworten
Leben in der Stille

Ich hatte auch einen taubstummen Untergebenen, den Roland, ein sehr lieber Junge. Aber wehe, wenn ihn die anderen veräppelten, da wurde er jeweils fuchsteufelswild. Sie haben das auch jeden Tag mind. 2 - 3 Mal gemacht, diese Affen und ihm immer die schlimmsten Arbeiten gegeben. So à la die Sau putzt den Saustall *grrr*. Als ich dann Chef wurde, hatte dass sofort ein Ende, ich kam mit Roland immer gut aus, er hatte mich gern. Wenn sie ihn jeweils geärgert haben, hat man in mit seinen Zoggoli laut durch die Spedition trampeln hören, dann kam er zu meinem Pult, zupfte mich am Arm und sagte: " Du Chef, du luege!" dann lief er voraus und hat mir gezeigt, wer der Uebeltäter war, schlüpfen konnten sie nie und haben immer zugegeben was sie für Scheisse mit Roland gemacht haben. Beim nachfolgenden Donnerwetter, wo man mich jeweils bis in die Buchbinderei schreien hörte, waren immerhin 2 Stockwerke und die laute Druckerei dazwischen, da konnte sich Roland immer so richtig freuen und von Herzen lachen. Er hatte auch sehr liebe Eltern, die sehr gut zu ihm schauten, immer war er auch tiptop und sauber angezogen. Dass ihn die anderen für einen Volltrottel hielten, hat mir immer sehr weh getan. Die Worte die er sprechen konnte, hatte er von seinen Eltern und mir, er lernte auch dass was er sprechen konnte, so zu sagen, dass man es verstand, wenn man wollte, wohlgemerkt. Wenn sie dachten ich sei nicht in der Nähe, haben sie ihn so richtig ausgehunzt, er hörte ja nicht, da durfte man ja sagen was man wollte. Natürlich hörte es Roland nicht, aber fühlte es und wie!
Eines heissen Sommertages, schickten Ihn die Schweine wieder Papierschnitzel aus der Druckerei in die Gitterbaloxen füllen und stampfen, es war unerträglich heiss. An solchen Tagen liess ich immer die ganze Bude öffnen, damit es in dem Kabäuschen nicht zu heiss wurde und sie zu viert, abwechsungsweise Arbeiten, damit es schneller ging, auch mit Pausen dazwischen. Ich war in einer Sitzung, dass wussten sie und wie lange es dauert auch. Sie hiessen Roland in die Baloxe steigen und machten die Türe zu, danach gingen sich hoch und liessen dass Papier durch den Schacht auf in runter, in solchen Mengen, dass er nicht mehr nachkam mit stampfen. In seiner Panik zu ersticken, fand er den Weg aus der Baloxe (nur durch klettern zu verlassen) irgendwie bekam er die Türe auf. Packte den Kartoffelkarst an der Wand und begann Amok zu laufen. Ich höre dass Geschrei heute noch, als ich aus dem Lift trat, die ganze Spedition stob durcheinander Männer/Frauen, hierhin, dahin. Roland mit hocherhobenem Karst hinterher und schrie: " I mache alles putt, alles mach i kaputt!".
Ich weiss selber nicht woher ich den Mut nahm, ihn zu unterlaufen, so in dem Zustand hatte ich noch nie einen Menschen gesehen. Ich vertraute voll auf das Vertrauen, dass er zu mir hatte. Es gelang mir ihm den Karst wegzunehmen, beruhigt hatte er sich dann auch alsbald. Aber das ganze hatte ein brutales Nachspiel für die Beteiligten, zuerst drohte ich ihnen mit sofortiger Entlassung, danach kam mir etwas viel besseres in den Sinn. Ich liess unsere beiden Gautschmeister holen, sowie den Betriebsleiter und unseren jungen Direktor, danach erklärte ich, dass ich nun ein Exempel statuieren würde.
Die Gautschmeister führten die 4 zum Kabäuschen, da mussten sie zu zweit in die Baloxe steigen, ich war wenigstens noch Human. Dann durfte Roland ins Loch hoch, was er sonst nie durfte und denen soviel Papierschnitzel wie er vermochte über die Köpfe schütten. Klar war unten die Türe zu und sie durften auch sofort raus, wenn sie schrien. Dass sie eher schrien als Roland dürfte ja wohl klar sein, hängende Köpfe und Tränen waren die Ausbeute, von dem Tag an hat nie wieder jemand Scheisse mit Roland gemacht. Er hatte es von da an richtig schön, darauf bin ich heute noch stolz.


© Gabriella Dietrich

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Mit liebem Gruss
Gabi

Peter Bochanan Offline




Beiträge: 282

12.10.2007 13:42
#2 RE: Geschichten die das Leben schreibt. Antworten

Und die Moral von der Geschicht´,

es braucht nur ein mutiges Gabilein, um wieder Ordnung in den Saustall zu bringen.

Gut gemacht und gut geschrieben.

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Das geschriebene Wort ist das Tor zur unendlichen Freiheit der Gedanken


Peter Bochanan

Gabriella Offline


Aktiver



Beiträge: 143

12.10.2007 13:46
#3 RE: Geschichten die das Leben schreibt. Antworten

Hallo Peter,

vielen Dank für's lesen, es freut mich, dass die Geschichte ein wenig gefallen hat.
Manchmal muss man eben über sich selbst hinauswachsen, wenn solche Ungerechtigkeiten geschehen.

_____________________________
Mit liebem Gruss
Gabi

Peter Bochanan Offline




Beiträge: 282

12.10.2007 13:57
#4 RE: Geschichten die das Leben schreibt. Antworten

Da hast du wohl Recht Gabi, einzig fehlt den meisten Menschen eben dieser oder sie ignorieren ihn einfach.

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Das geschriebene Wort ist das Tor zur unendlichen Freiheit der Gedanken


Peter Bochanan

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