Gut beobachtet !
Liebe Herta,
du hast wirklich ein gutes Auge für die Natur, einen Blick für Besonderheiten, das zeigt wieder einmal mehr Dein aktuelles Gedicht. Ja, wenn man genau hinschaut, dann kann man viele Entdeckungen dieser Art machen.
An der Grenze meines Gartens steht teilweise eine uralte Buchenhecke (aus der Zeit um 1935), da hat eine alte Buchen-Urmutter ihren Nachwuchs fest an sich geklammert - nicht durch die Wurzeln, wie man annehmen könnte - nein, oben streckt sie ihre Arme weit aus und hält die Nachbar-Buchenstämme wie mit Händen fest umklammert.
An anderer Stelle im Garten, wuchs ein Süßkirschbaum zu stattlicher Größe heran. Eines Tages beschlossen wir, der Baum muß weg, weil er anderes im Garten erdrückt. Gesagt getan. Wir sägten rundum seine arm- bis beindicken Äste kurzerhand ab und ließen nur den etwa 30 cm Durchmesser starken Stamm in einer Länge von rund 3,50 m stehen. - Kein Blatt, kein Zweiglein blieb bestehen.
Nun kamen die Enkelkinder zu Besuch. Die sahen die Bescherung und klagten ihr Herzeleid. Als sie sich schließlich beruhigt hatten, baten sie darum, den übrig gebliebenen Stamm auf keinen Fall auch noch abzusägen und fragten, ob ich ihnen nicht auf oder um den Stamm herum ein Baumhaus errichten könne. Nach langen Überlegungen reifte der Plan, den Enkeln den Gefallen zu tun.
Das Baumhaus wurde "fachmännisch" geplant und gebaut. Unter Berücksichtigung der langfristigen Gesunderhaltung dieses leblos scheinenden Rumpfes wurde eine Tragkonstruktion am Baum befestigt und das wie eine Volliere aussehende Gebäude fertiggestellt.
Dann kamen die Enkel wiederum zu Besuch und nahmen ihre neue Behausung in Beschlag. - In den folgenden Tagen spielte sich folgendes ab. Die Kinder streichelten, den Stamm, beschworen ihn, er möge doch bald wieder Zweige wachsen lassen, auf daß hier nun ein richtiges Baumhaus entstehen möge.
Dem Kirschbaum, dem die Streicheleinheiten offenbar gefallen hatten und der die Kindersprache vernommen und verstanden haben muß anwortete. - Wenige Tage drauf kammen meine beiden Mädchen angelaufen: Opa, Opa, der Kirschbaum hat uns gehört und hat geantwortet ! - So, sagte ich, er hat also geantwortet - was hat er denn gesagt ? - Opa, komm mal mit, wir zeigen dir was. Opa ging ungläubig mit und ..........
Tatsächlich, der gute Kirschbaum hat verstanden. Vorsichtig steckte er am Stamm ein paar zierliche Knospen durch die Rinde. - Die wurden nun aber sorgsam gehütet, daß auch nicht eine zu Schaden kam.
Acht Tage drauf waren an verschiedenen Stellen kleine Zweige gewachsen, aus den entfalteten sich kleine Blätter und unter großem Staunen verfolgten die Kinder, wie sich nun auch noch kleine weiße Blüten entfalteten.
Es gibt doch noch Wunder, man muß nur darum bitten und ganz fest daran glauben.
Liebe Grüße Hinrich whp
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