So, nun ist es soweit.
Das Sonett wurde von
Moni eingereicht.
Danke Moni!

Anschließend folgen die Kommentare, die zu diesem Gedicht eingereicht wurden.
Vorab möchte ich aber noch betonen, wie angenehm überrascht wir wurden!
Seht selbst.....:
Liebe Biggi,
die Idee, Gedichte der anderen zu analysieren und
sich kritisch mit dem Thema auseinanderzusetzen,
finde ich gut - obendrein zu ergründen, wer der Autor
sein mag, ist eine reizvolle Zugabe.
Welcher noch so gut informierte hier im Forum hatte
denn zuvor schon Gelegenheit gehabt, ein englisches
Sonett zu lesen, geschweige selbst eines zu dichten.
Somit fällt mir nicht schwer, zu erraten, wer es denn
tgeschrieben haben könnte.
"Erliebt" - allein dieser Titel ist schon ganz große Klasse !
(Wenn er den so gemeint ist wie man ihn liest =
etwas erlieben, durch Liebe zu Leben erwecken)
Der Text, liest man ihn denn mehrmals, verrät mehr
Tiefe zwischen den Zeilen, als der pure Wortlaut.
(frei nach Goethes Faust): "Wer immer liebend sich
bemüht ..... dem wird 's die Sonne lohnen"
Auch wenn ich nicht einer der Wunschkandidaten bin,
dieses Gedicht unter die Lupe zu nehmen, so macht
es mir doch Freude, meinen Außenseiter-Kommentar
abzugeben. - Alsdann mein Tipp: MONIMOHN
Liebe Grüße allen Beteiligten und insbesondere der
Autorin Monika Wilhelm
--------------------------------------------------------------------------------
Vorbemerkung:
Nicht gerne kommentiere ich die Werke anderer,
wenn man darunter die kritische Auseinandersetzung verstehen möchte,
die mich ungewollt zu einem Besserwissenden erheben könnte.
Versteht man aber unter einem Kommentar meine persönliche Stellungnahme,
die sogar von der Autorin oder dem Autoren selbst gewünscht wurde,
was ja in anderen Medien nicht der Fall ist,
dann möchte ich mich gerne mit dem vorliegenden Werk auseinandersetzen,
um seine Bedeutung und Aussage für mich (und andere) zu erschließen.
Ich mache aber darauf aufmerksam, dass ich mich hier nicht als Richter sehe,
sondern als Dichterkollege, der eine Leidenschaft mit anderen teilt.
Ich danke der Autorin/dem Autoren für das Vertrauen und Zutrauen.
Habt bitte Nachsicht, wenn ich mich, was die technischen Details angeht,
zu weit über den Tellerrand gelehnt habe und möglicherweise etwas unkorrekt angegeben habe.
Auch ich bin ein Lernender und einer, der Fehler macht.
I. Äußere Gestalt / Grammatik:
Unverkennbar handelt es sich hier um ein englisches Sonett mit 14 metrisch gegliederten Verszeilen,
mit der Reimfolge abab, cdcd, efef, gg und mit einem perfekt umgesetzten fünfhebigen Jambus.
Wenn man von der ersten und dritten Verszeile in der ersten Strophe absieht, sind die Reime perfekt.
In der ersten Verszeile reimt sich streichle nicht mit weichen.
Vielleicht hätte die/der Autor(in) korrekterweise ein anderes Verb verwenden müssen,
was u.U. einen anderen Sinn und eine andere Bedeutung in den Text gebracht hätte.
Statt:
Die Sonn, es war, als ob sie sanft mich streichle,
in einer dunklen, finst'ren Winternacht.
Die Kälte wollt so einfach doch nicht weichen,
zog enger sich um meine Seel, mit Macht.
Vielleicht so:
Es war, als ob die Strahlen sanft mich ziehen
in einer dunklen, finst'ren Winternacht.
Die Kälte wollt so einfach doch nicht fliehen
zog enger sich um meine Seel, mit Macht.
Oder aber:
Es war, als ob die Strahlen mich erreichen*
in einer dunklen, finst'ren Winternacht.
Die Kälte wollt so einfach doch nicht weichen,
zog enger sich um meine Seel, mit Macht.
*) wobei erreichen die Betonung auf ai, weichen die Betonung ei hat.
Inwieweit hier den Konjunktiv zu verwenden ist, (also: erreichten; zögen; Es war, als würden… sie erreichen, ziehen)
weiß ich nicht genau. In solchen Fällen würde ich Präsens als Erzählform wählen oder eben wie vorgemacht ausführen.
In der zweiten Strophe sei mir eine grammatikalische Anmerkung gestattet,
obgleich ich den Stil der Autorin/des Autoren persönlich respektiere und selbst darunter leide,
mich an die Wortbedeutungen und grammatikalischen Regeln halten zu müssen:
Statt:
Doch zärtlich schon, ich konnt' es kaum ermessen,
lockt' sie mir Mut und Hoffnung aus der Tief.
Sie schenkte Licht! Mit einem Mal vermessen,
mit weicher Stimm, die Kälte zu sich rief.
Vielleicht so:
Doch zärtlich schon, ich konnt' es kaum ermessen,
lockt'* hervor sie Mut, Hoffnung aus der Tief.
Sie schenkte Licht! Mit einem Mal vermessen,
mit weicher Stimm, die Kälte zu sich rief.
*) locken mit Akk. (Wen locken, wohin locken…; nicht wie hier Dat.: Wem)
Die dritte Strophe würde mit anderer Interpunktion wie folgt zu lesen sein:
Es schmolz das Eis, und alles starre Wesen
bekam nun Nahrung, Blut und Lieb geschenkt.
Es trank und aß und schrieb, ihr könnt es lesen;
mag allen nun erzähl'n, wie's Schicksal lenkt!
Zur letzten Strophe könnte man, wenn das licht ungewöhnlich erscheint auch schreiben:
Statt:
Ein Sonnenstrahl wird niemals dich verletzen,
nur deine Seel' in Liebe licht benetzen!
Vielleicht so:
Ein Sonnenstrahl wird niemals dich verletzen,
nur deine Seel' in Liebe netzen!
Oder:
Ein Sonnenstrahl wird niemals dich verletzen,
nur deine Seel' mit Liebe netzen!
II. Zum Inhalt:
Ich staune, wie hier die jahreszeitliche Stimmung eingefangen wird und mit dem seelischen Befinden sich eins macht.
Es beginnt in der klirrenden Winternacht. Die Sonne als Hoffnungsschimmer drängt die gefühlte Kälte,
die nicht weichen will, sich sogar noch enger wie eine Fessel um einen schnürt.
In der zweiten Strophe dann die stärkere Betonung darauf, dass die Sonne Mut und Hoffnung aus der Seelentiefe
hervorlockt und die harrende Kälte vermessen, aber doch mit weicher Stimme, so weich wie eben Sonnenstrahlen
streicheln, zum Abgang überredet.
Und weicht die äußere wie innere Kälte, schmilzt das Eis, weicht auch die Starrheit der Seele, das Blut,
der Lebenssaft, fließt, und damit kehrt die Lebensenergie wieder ins Leben zurück.
Dann isst das Wesen (ob’s ein Dichterwesen ist, sei mal dahingestellt), in jedem Fall ist’s ein menschliches Wesen,
das nun isst und trinkt – und schreibt.
Ein abschließendes Fazit: Sonnenstrahlen verletzen nicht, sondern benetzen mit Liebe die Seele.
Man möchte sagen, Hoffnung bringende Worte, Ermutigungen, Auferbauung sind nie verletzend,
sondern benetzen mit Liebe, in Liebe die menschliche Seele.
Wenn man dieses Sonett verinnerlicht hat, stört eventuell der Titel Erliebt. Was bedeutet erlieben?
Ich tue mich da schwer, trotz der dichterischen Freiheit. Zwar weiß ich, was die/der Autor(in) damit sagen will:
weichgeliebt, ins Leben zurückgeliebt, zum Leben geliebt…
Aber wie kann man das, was das Sonett ausdrückt, mit dem Titel fassen?
Der Liebe Lockruf fällt mir spontan ein, vielleicht würde ich das so nennen wollen,
nachdem ich das soweit verstanden hab.
Mich fasziniert dieses Sonett, ungeachtet der von mir hier ausnahmsweise mal streng aufgezeigten
(grammatikalischen) Gesichtspunkte, die ich selber oft genug vernachlässige und mich darin sehr schwer tue,
einerseits die dichterische Freiheiten auskosten zu wollen, andrerseits aber auch die rechtschreiberischen
Vorgaben einhalten zu müssen. Diesen schmalen Grat oftmals beschreiten zu müssen, lässt uns schärfer
die Bedeutungen der gewählten Worte prüfen, sodass das Wort, das wir wählen, auch sagt, was wir sagen wollen.
So kann man an diesem Sonett sehr gut erkennen und herauslesen, dass die/der Autor(in) sehr sensibel mit Sprache
und mit menschlichen Wesen umgeht. Wer so schreibt, kennt sehr wohl harte und lange Winternächte, die klirrende Kälte,
aber auch aufwärmende und streichelnde Sonnenstrahlen der Hoffnung. Wer so schreibt, hat beides intensiv erlebt
und ausgekostet, sonst könnte er/sie so nicht schreiben.
Ich gratuliere zu diesem Sonett, das mein Herz gewiss nachhaltig berührt hat, während ich hier versucht habe
zu kommentieren. Bitte betrachtet das nicht als Kritik an der dichterischen Leistung, sondern als einen positiv
gemeinten Kommentar, der nichts zerstören will, sondern respektvoll sich mit dem Werk und dem Menschen,
der sich dahinter verbirgt, auseinandergesetzt hat.
LG und lieben Dank für dieses wundervolle Sonett
--------------------------------------------------------------------------------
Erliebt.. da hab ich nichts zu meckern.. Ich tipp auf Silent
----------------------------------------------
Ein sehr schönes Englisches Sonett, gewählte Worte, sehr schön im klassischen Sinne.
Im Schreiben zart, dennoch kraftvoll.
Ich möchte sagen, daß es ein sehr gut gelungenes Sonett ist.
Ein wunderbarer Aphorismus schließt es ab, den Shakespeare nicht besser gemacht hätte.
Das Thema auch wunderbar passend gewählt (Die Liebe). Ein langsames erheben
aus dem Dunkel ans Licht.
Wunderschön in seiner Lesemelodie, perfekt umgesetzt, ein Sonett, das den Namen verdient.
Ich tippe auf Monimohn
-------------------------------------
So, das war´s mal für´s Erste

Ein dickes Dankeschön den Kommentatoren!

Wenn du möchtest, Moni, kannst du jetzt mal tippen, welcher Kommentar von wem abgegeben wurde