Worte
Worte fallen mir zu, drängen sich auf, beflügeln mich, belasten mich,
beherrschen meinen Geist, erfüllen mich, lösen Gefühle aus.
Sie können fließen, prasseln, purzeln, mich überrollen.
Sie treten einzeln auf oder in Gruppen: als Sätze, als Wortschwall, als Wortgefecht,
als Wortgeschwader, als Wortgeplänkel, als Wortspielerei,
in logischer Folge als gesetzte Rede,
wohlgeformt als Gedicht, als Gebet,
verunstaltet als Fluch, als Schimpfkanonade.
Worte werden geschrieben, gesprochen, vorgetragen, gesungen,
gestammelt, gehaucht, hervorgestoßen, geflüstert, gerufen, geschrieen,
und das verständlich, wohl formuliert, unverständlich,
mit und ohne Sinn.
Worte haben ihren eigenen Charakter.
Sie sind derb, zart, dezent, erhaben, knapp, unflätig, weitschweifig, wahr.
Haben Worte Werte?
Sie haben positive Werte, moralische Werte, wenn sie
zutreffend, wahrhaftig, ehrlich, tröstend, beruhigend, einfühlsam sind,
manchmal auch, wenn sie verständlich sind und neutral.
Auch rein informative Worte bewerte ich positiv.
Der Wert dieser Worte liegt darin,
dass sie Wissen weitergeben.
Ästhetische Werte haben Worte, wenn sie
lyrisch, ausdrucksvoll, klangvoll, lautmalerisch
oder als Metapher wirkungsvoll sind.
Worte können auch negative Werte haben,
wenn sie verletzen,bestrafen, bedrängen, erpressen,
bedrohen, beeinflussen, Macht auszuüben versuchen
oder Sittenwidriges und Gesetzwidriges verherrlichen.
Und Worte ohne Wirkung?
Lohnt es sich, sie zu benutzen?
Es ist nicht der Mühe wert.