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Dieses Thema hat 2 Antworten
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 Gabriella Dietrich
Gabriella Offline


Aktiver



Beiträge: 143

14.02.2008 13:20
Ein ungeduldiger Patient Antworten

Ein ungeduldiger Patient

Um 15:00 h musste ich also nun in die Klinik eintreten. Was ich da um diese Zeit schon sollte, war mir allerdings schleierhaft. Da ich aber am Montagmorgen bei den Operationen als erste drankam, ist das scheinbar eben normal. Schliesslich können sie ja nicht wegen jedem Eintritt
am Wochenende das Personal bemühen. Ich werde in ein helles, freundliches 2 er Zimmer geführt und kann gleich mit Auspacken beginnen. Meine kleine Schwester ist auch nicht gerade erfreut, als ich bemerke dass ich meine Birkenstock Sandalen vergessen habe mitzunehmen. Nun gut, sie wird mir diese am Montag Abend nach der Arbeit vorbei bringen. Kurz danach verabschiedet sie sich und eine ältere, nette Dame welche für 2 ½ Tage meine Zimmernachbarin ist betritt den Raum. Hier ist ja gerade Fasching im Gange und sie sagt, dass sie heute zum ersten Mal in die Stadt durfte und sich den Faschingsumzug angesehen hat. Eigentlich verging die Zeit bis zum Abendessen mit Gesprächen schneller vorbei als ich gedacht hätte. Als ich die Dame fragte, weswegen sie denn hier sei, berichtete sie, dass man ihr am letzten Mittwoch eine Brust hätte amputieren müssen. Gleich ging es meinem ängstlichen Gemüt etwas besser, denn ich dachte, dann könne meine OP sicher nicht so schlimm sein. Erstaunlich was die heutige Medizin zuwege bringt, denke ich mir, da die Dame nach knapp einer Woche schon so fidel und vergnügt ist und am Dienstag Morgen, ja auch schon wieder nach Hause kann. So verlief der Sonntag Abend für beide harmonisch und kurzweilig, da wir uns viel zu erzählen hatten. Die Nacht vor der OP war ebenfalls kurz, da ich eine halbe Schlaftablette genommen hatte, auf Empfehlung meiner Narkoseärztin.
Mit Getöse ging um 06:00 h das Licht an und ich ging duschen. In das übliche weisse Nachthemd gesteckt, war ich schon bald im Bett unterwegs zum nahe gelegenen Operationssaal. In der linken Hand steckte schon der Infusionsstecker, die hasse ich besonders, wegen meiner feinen Handgelenke, weil ich da immer rasch Venenentzündung bekomme. Da hinein spritzte mir die Narkoseärztin wohl schon eine ziemlich hohe Dosis KO Mittel rein, was sie mir ja auch versprochen hatte, falls es gelänge. Jedenfalls musste es ihr hervorragend gelungen sein, denn als ich mich für die drei Spritzen in den Rücken vorbeugen musste, vor denen ich solche Angst hatte, spürte ich schon gar nichts mehr! Oder jedenfalls wusste ich es danach nicht mehr, die versprochenen Kopfhörer wurden mir aufgesetzt, so das ich währen der OP Musik hören konnte. Ich schwöre dass ich zwar kurz Musik hörte, keine Ahnung was, danach aber so weg war, das ich erst auf der Aufwachstation realisierte, dass ich wieder voll da war. Naja mein Kopf zumindest, der Unterkörper schlief auf jeden Fall noch fast 3 Stunden. Dass muss man einmal erlebt haben, dann weiss man wie sich ein Gelähmter fühlt, also schön ist das nicht gerade. Im Aufwachraum wurde schon mit den Kathederspülungen begonnen und schon bald war ich wieder in meinem Zimmer. Da wartete ich also nun auf das Erwachen meines Unterkörpers und es war schon ein ekliges Gefühl muss ich sagen, den 3 Stunden gehorcht einem gar nichts mehr und es erwacht von vorne nach hinten und von oben nach unten. Leise kribbelnd begann ich wieder zu leben und die Dame und ich sprechen zusammen, bis das Mittagessen kommt, wo ich schon das erste Mal motze, weil ich nicht dass bekomme was mir versprochen wurde. Ich erhalte nämlich genau dass, was solche Patienten bekommen, die ein Vollnarkose hatten, was auch ziemlich von meinen Arzt gerügt wird, wenigstens ergattert er für mich dann noch ein Joghurt. Am späteren Nachmittag macht sich mein Ischias bemerkbar, den ich mir in der Nacht vor der OP eingefangen habe.
Zudem weiss ich fast nicht mehr wie ich im Bett liegen soll, weil mir nun alles weh tut.
So werde ich immer unleidiger, weil ich erst am Abend aufstehen darf. Wenigstens sind die Pflegefachfrauen so nett und fahren mich mit dem Bett in den Kellerausgang, damit ich rauchen kann. Nun lag ich also an 2 Kathederschläuche gefesselt im Bett und sah den endlosen Tropfen zu, sie tropften und tropften , 2 Schachteln Spüllösung mussten rein und wieder raus. Mensch war dass vielleicht langweilig, in der ersten Nacht wurde ich zudem noch alle halbe Stunde geweckt, weil man immer Puls, Blutdruck und Temperatur messen musste.
Am anderen Morgen stürmte mein Doc freudenstrahlend ins Zimmer und meinte dass sei ja toll, wie dass bei mir läuft. Heute könnte ich alleine mit meinen Flaschen herum marschieren, soweit und so lange wie ich wollte. Was ich dann auch mache, sobald die Tropfinfusion aus meinem linken Arm ist. Damit ich auch konform angezogen bin, trotz des weissen Nachthemds, leben mir die Pflegefachfrauen dieses hinten jeweils zu. Natürlich stehen sie jeweils auf den Gängen, wenn ich mit meinem Nachthemd, den Flaschen und in wollenen Kniesocken auf die Dachterrasse entschwebe und lachen sich eins, da es ja auch wirklich zu komisch aussieht. Am Dienstag Morgen verlässt mich dann die ältere Dame um nach Hause zu fahren. Danach wird es dann so richtig langweilig, dass ich beschliesse, wieder einmal eine Geschichte zu schreiben, diese hier. Am Mittwoch stürmt dann mein Doc beschwingten Schrittes in das Zimmer und vermeldet, dass der Katheder rauskommt, nach dem Morgenessen. Und das Beste was er zu vermelden habe sei, dass mein Blasentumor gutartig sei und dass ich am Donnerstag Vormittag nach Hause könne. Juhu, dass sind ja mal freudige Nachrichten. Also schreibe und marschiere ich brav weiter, am Nachmittag wird plötzlich das Bett neben mir gerichtet. Was mir jetzt, wenn ich ehrlich bin so gar nicht gefällt, es war dann aber ein falscher Alarm. Kurze Zeit später wird das Bett wieder abgedeckt und mir gesagt, dass niemand kommt, da man eine falsche Meldung erhalten hätte und der Notfall einen Stock höher eingelagert wird. Was mir somit eine Nacht voller Schlaf beschert und frohen Mutes nehme ich in dem „Hotel“ sogar noch das Mittagessen ein, da mich meine Schwester erst in ihrer Mittagspause abholen kann. Fröhlich und glücklich verabschiede ich mich von den Pflegenden, von denen ich alle, ausser den Nachtschwestern ins Herz geschlossen habe und sie mich. Nun bin ich seit einigen Tagen gesund und munter zu Hause und gebe diese Zeilen in mein Laptop ein. Naja was soll ich auch sonst machen, da ja jetzt 3 Wochen Ruhezeit angesagt ist. Ich frage mich am Ende dieser Geschichte wirklich, wieso ich eigentlich solche Angst hatte, vor der OP und in die Klinik zu gehen. Denn es war doch schön und positiv und hat überhaupt nicht weh getan. Es stimmt schon, man sollte einfach nicht zuviel auf andere Leute hören, sondern besser alles selber erleben.

© Gabriella Dietrich

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Mit liebem Gruss
Gabi

Peter Bochanan Offline




Beiträge: 282

22.02.2008 16:51
#2 RE: Ein ungeduldiger Patient Antworten

Ein sehr interessanter Bericht liebe Gabi, habs gern gelesen. Was ich nur nicht verstehe, warum du die Nachtschwester nicht auch ins Herz geschlossen hast? Die schlafen doch immer nachts, dafür heißen sie doch Nachtschwestern oder???

Freu mich schon auf deine nächste Geschichte

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Das geschriebene Wort ist das Tor zur unendlichen Freiheit der Gedanken


Peter Bochanan

Gabriella Offline


Aktiver



Beiträge: 143

13.03.2008 15:37
#3 RE: Ein ungeduldiger Patient Antworten

Hallo Peter,

freut mich, wenn Dir die Geschichte gefallen hat

die Nachtschwestern dürfen nicht schlafen die schauen bloß immer so sauertöpfisch drein

_____________________________
Mit liebem Gruss
Gabi

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