Man stellte mir vor einen Mann und sagte, er sei selbstlos. Er dauerte mich sehr und ich fragte mich, wie es sich ohne Selbst lebt.
Man stellte mir vor eine Frau und sagte, sie sei merkwürdig. Ich zog meinen Hut und freute mich, denn man trifft nicht jeden Tag eine des Merkens Würdige.
Dieser Tag, versicherte man mir, war wunderbar. Da schüttelte ich den Kopf, denn wundervoll war dieser Tag und nicht der Wunder bar.
Deine Ideen sind aufregend, anregend und einfach "wunderbar" !
Wirklichkeit
Man stellte mir vor einen Mann, beteuerte eifrig sodann, er habe stets selbstlos gehandelt – So dauerte dieser mich sehr, und ich fragte mich hinterher, wie „Mann“ ohne „Selbst“ lebt und wandelt ?
Man stellte mir vor eine Frau, und erklärte mir haargenau, dass diese Frau wohl merkwürdig sei – denn Frauen, die ich bisher fand, waren wirklich unint’ressant, diese würd' ich mir merken - juchei !
Man stellte mir vor eine Maid, in luftigem, duftigen Kleid und schwärmte: sie sei so wunderbar – das zu glauben, fiel mir recht schwer und schaute noch lang’ hinterher, heut weiß ich, dass sie ein Wunder war ..............
deine Gedanken finde ich des (Be) Merkens würdig, der Wunder voll und los von Selbst. Fazit: Vielleicht sollte man doch lieber öfter,eh man das Mundwerk betätigt, sein Gehirn vorher einschalten.
...hm, Gedankenübertragung... Hallo Arne, was für tolle Zeilen. Wow Aber, aber, aber, lieber Arne, wenn du da mal nicht den ein oder anderen mit dem (Un)Wort -Selbstlos- und deren Definition in die Irre führst. *lach* Im deutschen volksüblichen Sprachgebrauch beschreibt dies Wörtchen eher, dass Taten von eigenen Interessen absehen. Ob wir Menschen allerdings nach unserer gegebenen Natur auch dazu fähig sind, steht selbstverständlich auf einem anderen Blatt. Aber je nach dem, darüber ließe sich sicher eingehender Unterhalten, sofern ausreichend genug Kaffee da ist. *grins* Ein tolles Gedicht. Ganz großen Dank und lG, G. Ast
Hinrich, Du hast meine merkwürdigen Ideen wunderbar umgesetzt. Wie selbstlos von Dir! Nochmal ohne Wortspiel: einen herzlichen Dank für Dein Gedicht. So oder so ähnlich wollten die Worte heraus, aber an dem Abend hab ich es besser einfach nicht hinbekommen.
G.Ast, danke auch für Deine Worte. Du hast "vollkommen" recht, auf die in der Verwendung benutzte Bedeutung der Worte hinzuweisen. Es gilt für alle drei, daß sie anders verwendet werden, als ihre literale Bedeutung vermuten lassen würde. Gerade der ersten Ausdruck hat es dabei aber in sich. Wenn wir selbstlos handeln, also ohne an die eigenen Interessen zu denken, und dies zur Lebensmaxime machen, dann besteht jederzeit die Gefahr, das eigene Selbst so gründlich zu opfern, als ob es aufgehört hätte zu existieren. Dieser Gedanke ist mir gekommen, als ich in der Trilogie zum "Goldenen Kompass" etwas über Geister gelesen habe, die den Menschen ihre Seele (Selbst) wegfressen. Die dermaßen entstellten Menschen vegetieren in einer Art Wachkoma durch die Welt. Sie wandeln ohne Gefühl und Antrieb "selbstlos" durch die Städte. Ähnliches kommt in Robin Hobbs "Royal Assassin" Trilogie vor, wo Menschen "geforged" werden und danach zwar funktional völlig einsatzfähig, aber ohne Seele und ohne jegliche Moralvorstellungen rein triebgesteuert schlimmer als Tiere durch die Welt marodieren.
Meine Beobachtung in der modernen Leistungsgesellschaft ist, wer zu oft seine eigenen Interessen hintenanstellt, läuft Gefahr, "selbstlos" zu werden. Wer zu oft nur seine eigenen Interessen beachtet (das häufigere Gegenmodell), läuft Gefahr, zwar gemieden und ungeliebt zu bleiben. Aber er oder sie kriegt fast immer, was er oder sie will. Nimm den Ticketschalter beim Einchecken. Der Flug ist voll, nichts geht mehr. Ein Mann überläßt einem jungen Vater, der dringend nach Hause will, seinen Platz - selbstlos. Der Mann wird dadurch viel später nach Hause kommen, seiner Ehe wird es dadurch auch nicht besser gehen. Da stürmt ein geschniegelter Business Kasper nach vorne, macht laut die Welle, schreit die Frau am Schalter ob ihrer "offensichtlichen" Inkompetenz zusammen, zückt die ein oder andere Meilenkarte, will ihren Vorgesetzten sprechen und fliegt, von allen gehasst, auf dem Notsitz mit genau diesem Flug früh nach Hause. Zuhause wartet seine Geliebte, die er einem anderen Selbstlosen ausgespannt hat, weil er sie einfach mehr wollte als der. Sie hat ihm selbstlos wie sie ist ein spätes Abendessen gekocht und ein Bad eingelassen ...
Vielleicht übertrieben, aber alle hier beschriebenen Aspekte habe ich so oder so ähnlich beobachten können.
Ich habe nichts gegen selbstlose Handlungen. Aber lieber sterbe ich, als mein Selbst los zu werden
Du hast einen meiner Hintergedanken am Schlafittchen gepackt und ans Licht gezerrt. Sehr gut Danke auch, Anette, Hinrich und G.Ast für die lieben Worte. Vor allem Hinrich, Du hast es gleich in Metrik gegossen, was mir an dem Tag etwas abging. Super!