Wenn dämmernd, sich die kalten Nebel ballen, verhüllen silbrig‘ Licht des Mondes sacht, erreicht das Tor des Himmels heilger Hallen, geheimnisvolle, müd‘ geword‘ne Nacht.
Bald räkeln sich erwachend Menschenglieder in Betten voller Gier und Heimlichkeit, da unter Daunendecken, fast schon bieder, sich wallend' Blut erhitzt, zu mehr bereit.
Beim Tanz der wachen Träume miteinander, naht spielend sich des Morgens graue Flut. Gefüllt von Rosenduft und Oleander, weckt neuer Tag Geschehen, das noch ruht.
Mit Luft, die stickig noch, von Nacht gegründet, vermischt sich flachen Atmens leiser Zug, wo voll Begehren zueinander findet im Eins der Körper zweier Seelen Flug,
um dann im Rhythmus gleich und aufwärts schwingend, zu stürmen auf das Ziel der puren Lust, wobei im Apfelbaum, vorm Fenster klingend, der Lerche Lied ertönt aus voller Brust.
Klasse, einfach klasse!! Die gegenläufige Bilderfolge einer müde gewordenen Nacht und das im Gegensatz dazu erwachende menschliche Gefühlsspiel bis zu den letzten zwei Zeilen, die ich überhaupt am, sorry, "geilsten" finde. Wer bekommt da nicht Lust auf müde gewordenen Nächte ;)))
In die Seele dringt? Äääh, ja, da auch. Hervorragendes Gedicht, quasi ein in Buchstaben gegossenes Aphrodisiakum. Vielleicht sollte man es nur auf Rezept lesen dürfen. Schöner Einsatz von Alliterationen: "Daunendecken", "Tanz der Träume", "Lerche Lied", sehr stimmige Bilder (mir gefällt auch der Apfelbaum - sofortige Assoziation Adam und Eva, Sündenfall, Erkenntis der Nacktheit ... oder hast Du nur zufällig einen Apfelbaum vor dem Fenster stehen !? ).
Oh Arne, ich liebe Deine Wortfindungsfähigkeiten;)) "ein in Buchstaben gegossenes Aphrodisiakum" schreibst Du, wo ich "geil" schreibe. Und klar...Apfelbaum...Adam und Eva...obwohl das wahrscheinlich nach anerkannter Exegese ein Paradiesapfel war. Leider wächst der nicht bei uns ;)))
Arne, ich wußte dass dir das gefallen wird Vor unsrem Fenster steht aber kein Baum... weiter oben auf dem Hübbel ein Kirschbaum. Klar war das Gedicht "nur" ein Aphrodisiakum...