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Dieses Thema hat 4 Antworten
und wurde 1.157 mal aufgerufen
 Birgit Lüers
Biggi Offline

Administratorin

Beiträge: 2.524

09.12.2007 13:14
Einsame Tage und klirrende Kälte Antworten
Einsame Tage und klirrende Kälte

Es war an einem Abend im Dezember
Draußen herrschte klirrende Kälte, der Schnee lag kniehoch und
an den Fensterscheiben hatten sich Eisblumen gebildet. Oma Käthe
legte erneut ein paar Scheite Holz auf´s Kaminfeuer, um in ihrer
bescheidenen Holzhütte aufzuheizen in der sie seit dem Tod ihres
lieben Heinrich, ganz alleine lebte.
Sie setzte sich in ihren Lehnstuhl, breitete eine Decke über ihren
frierenden Beinen aus, und nahm ihr Strickzeug zur Hand. Die Tage
waren sehr kurz geworden, früh brach die Dunkelheit herein und so
vertrieb die alte Frau sich die langen Abende beim Stricken.
Der Wind draußen, brachte seltsame Geräusche zustande. Überall knarrte
das alte Holz der Hütte, die Fensterläden klapperten einen
unregelmäßigem Rhythmus, an den Oma Käthe sich allerdings längst gewöhnt
hatte und so dachte sie nur bei sich:
„Fast komme ich mir vor, wie im Hexenhäuschen...knusper, knusper knäuschen,
wer klappert an meinem Knusperhäuschen?“ lächelte sie vor sich hin.
Die alte Frau hatte ihren Humor noch lange nicht verloren und er war
ihr auch ein lieber und wichtiger Begleiter in ihren alten Tagen, hier
in dieser Einöde.
Sie strickte weiter an dem dicken Schal, der so schnell wie möglich
fertig werden sollte. *plog* *plog* *plog* Oma Käthe lauschte, woher
dieses Geräusch denn nun kommen konnte.
Und wieder machte es *plog*.......*plog* sie legte das Strickzeug und
die Decke von ihren Beinen zur Seite um nachzusehen, woher dieses Laute
kamen, die ihr nun doch fremd waren.
„Aha“ ...sie hatte den Übeltäter entdeckt. Es war der Wasserhahn, der
bedächtig vor sich hintropfte.
Morgen, wenn es das Wetter zuließe, würde sie mit dem Schlitten ins Tal
fahren, um ihren Sohn zu bitten, dass er das für sie reparieren sollte.
„Ach“, seufzte sie…. „schade, dass der Weg so beschwerlich ist und wir
uns so selten sehen. “Sie machte es sich wieder in ihrem Stuhl bequem,
um weiterhin den Gedanken an ihre Kinder nachzuhängen. Oh ja, sie vermisste
ihren Sohn und seine kleine Familie so sehr. „Das Leben zieht seine Runden,
und ich bekomme nur so wenig davon mit“ sinnierte die alte Frau, nun doch
recht traurig geworden.
Als sie einige weitere Reihen an ihrem Schal gestrickt hatte, hörte sie
deutlich Stimmen, die der Wind vor ihr Fenster trug. Verdutzt und erschrocken
zugleich, schaute sie zu der alten Uhr auf dem Kaminsims. Kurz nach 18 Uhr.
Wer konnte das jetzt um diese Zeit und bei diesem Wetter denn sein?
Schon wurde die Tür aufgerissen, und hereingestürmt kam die geliebte Enkelin,
gefolgt von ihrer Mama und dem Papa. "Oma, Omaaaaa!" rief die Kleine begeistert
und flog der alten Frau geradezu in die Arme.
„Was um Himmelswillen führt euch denn hier her? Und das bei diesem Wetter?“
fing Oma die Kleine in ihren ausgebreiteten Armen auf. „Oma, heut ist doch
Nikolaustag!“ lachte die kleine Sarah vergnügt und mit diesem unendlich
liebenswerten, kindlichen Übermut.
„Ich habe dir auch etwas mitgebracht! Sieh nur, diese Schneekugel habe ich
selbst gebastelt!“ Oma Käthe stiegen mit einem mal die Tränen in die Augen.
Tränen vor Glück und voll stolzer Liebe zu ihrer kleinen Sarah, und ….weil
ihr wieder einmal bewusst wurde, wie einsam und von der Umwelt abgeschieden
sie hier oben doch lebte.
Die Eltern des kleinen Mädchens beobachteten diese rührende Szene wortlos
und auch ihnen saß ein dicker Kloß im Hals, bis Sarahs Papa sagte:
"Mutter, auch ich habe eine Überraschung für dich“ und strahlend fuhr er fort:
„Unser Haus ist jetzt fast fertig, und darin ist ein schönes großes Zimmer für dich.
In ein paar Tagen wirst du endlich mit uns zusammen dort wohnen können und wir
werden ein wunderschönes Weihnachtsfest zusammen feiern!“
Die Alte Frau war so gerührt… Tränen rannen über ihr betagtes Gesicht und sie merkte
überhaupt nicht, dass die Stricknadeln längst aus den Maschen gerutscht waren und
der Schal sich bis zur Hälfte aufgelöst hatte.


© Birgit Lüers
Hinrich Offline


Hausfreund/in



Beiträge: 591

09.12.2007 13:36
#2 RE: Einsame Tage und klirrende Kälte Antworten



Liebe Biggi,

selten liest man heutzutage eine solch
rührenden und wirklich zu Herzen gehende
Weihnachtsgeschichte wie diese.
Ich glaube, Du bereitest nicht nur mir
eine große Freude damit. – Danke.

Liebe Grüße
Hinrich

©whp

G. Ast ( Gast )
Beiträge:

15.12.2007 19:01
#3 RE: Einsame Tage und klirrende Kälte Antworten

Hallo Biggi,
nun las ich deine Geschichte schon mehrmals an so manchem Dezembertag wie auch der heutige und hoffe, dass wer auch immer diesen Beitrag in einem anderen Monat lesen wird, mir mein Geschreibsel in der Gegenwartsgorm nachsieht.
Deine Erzählung wirkt in seinem Aufbau auf mich in vielerlei Hinsicht sehr ordentlich und super toll formuliert.
So bilden sich beim lesen nicht nur klare Bilder darüber, wie die Dame ein "noch" altgewohntes und recht konservatives Leben verlebt, sondern im Kontrast dazu, wie moderne Gegebenheiten dem gegenüber stehen, bzw. sich sogar als unausweichlich darstellen sowie deren Kraftansprüche, die uns alle irgendwann überfordern werden.
Deine Geschichte stellt somit eine interessante Konsterlation zusammen, deren Diskusionsbedarf sogar täglich aktueller wird.
Wer ist heute noch als junger Mensch bereit, oder besteht sogar darauf, bei seinen Zukunftsgestaltungen auch an Vater und Mutter zu denken?
Jedenfalls würde ich empfehlen, über eine solche Frage möglichst im Dezember nachzudenken.
LG, G. Ast

Biggi Offline

Administratorin

Beiträge: 2.524

17.12.2007 12:24
#4 RE: Einsame Tage und klirrende Kälte Antworten

Hallo Hinrich und G.Ast,
zunächst einmal Danke für´s Lesen meiner kleinen Geschichte.

Sie ist vor ein paar Jahren durch ein paar (verrückte) Wortvorgaben entstanden:
Knusperhäuschen, Wasserhahn, Schlitten, Stricknadeln und Schneekugel

Letztes Jahr zu Weihnachten hab ich sie (fast vergessen) wieder ausgegraben.
Freut mich, dass sie euch gefallen und auch nachdenklich gestimmt hat...


Lieben Gruß
Biggi

Peter Bochanan Offline




Beiträge: 282

27.12.2007 12:02
#5 RE: Einsame Tage und klirrende Kälte Antworten

Hallo Biggi, die Beiden haben recht, wirklich ne tolle Geschichte. Im Gegensatz zu G. würde es mich freuen, wenn die Mneschen nicht nur im Dezember über eine solche Frage nachdenken, sondern das ganze Jahr über. Dann gäbe es viel mehr familiären Zusammenhalt, wie es zum Beispiel in südlichen Ländern Gang und Gäbe ist. Sehr schön fand ich, dass deine Geschichte ein gutes Ende fand. Ich freue mich schon auf deine nächste Geschichte.

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Das geschriebene Wort ist das Tor zur unendlichen Freiheit der Gedanken


Peter Bochanan

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