Liebe Sandra,
Wunschzettel habe ich als Kind gerne geschrieben,
allerdings fielen die doch recht bescheiden aus.
Die Wünsche von Damals unterscheiden sich doch
erheblich von denen der heutigen Zeit. Kinderaugen
sähen da vermutlich keinen Unterschied; es sind
halt Kinderwünsche.
Mein spezieller Wunschzettel, den ich als Kind
bei Weihnachtsfeiern vorgetragen habe, liegt mir
besonders am Herzen, weil er für mich ein Stück
Heimat ist, meine Ostpreußische Heimat nämlich. -
Ich bin in Königsberg geboren und habe folgendes
Gedicht im zweiten Schuljahr auswendig gelernt.
Vielleicht gefällt Dir dieser Wunschzettel ja
auch und inspiriert Dich zu ähnlich bescheidenen
Wünschen.
Albertchens Wunschzettel am lieben Wäihnachtsmann(in ostpreußischer Mundart)Lieber Wäihnachtsmann,
mit Winschen komm ich Dir auch dieses Joahr,
wäil ich wäiß, daß merscht mäin Prachern nich bei Dir verjebens woar.
Bring mich äine Sittenmappe – aber bring se bitte leer –
bring mich äinem Fohnejrafen, äinem Helm und e Schießjewehr.
Lass dem Kuchen nich jeraten, wo zu Haus des Muttche bäckt,
wo mir zwarst immer prächtig aber nach zu wenig schmeckt.
Wenn er nämlich wird janz klietschig – is die Eltern er zu schwer –
nu dann kriejen wir jewöhnlich mit das Mädchen desto mehr.
Marzepahn lass runter fallen von dem Teller, Stücker zehn,
dass se uns zur Fästesfreude jleich in lauter Kriemels jehn.
Von de Kriemels jibt das Muttche denn uns Kindern nebenbäi,
und Du brauchst bloß dafür sorjen, daß es nicht zu wenich säi.
Sonsten winsch ich mir man wenich, bin beschäiden, wie Du wäißt,
sag mir bloß noch, wie das Frauche, wo dem Fritz jebracht hat, häißt.
Kallweits Katz bring mit dem Zagel, so jeliebter Wäihnachtsmann,
zwischen unsre Hausentüre, daß ich ihm beklämmen kann;
denn er hat mir oft jeärjert, wenn ich tat ihm Schabernack,
daß ich jätzt ihm räin zum Possen nur noch lieber zärgen mag.
Neulich, als ich ihm belapsde, bei de Milch und ihm verhaut,
da machter "Pchchch" und hat mit äins mich in der Nase räinjeklaut.
Kuhlke's Franz lass Masern kriejen, wenigstens auf äine Woch, -
denn denn krieg’ch zum Schlittche fahre ihm säin schönes Schlittche doch.
Und noch äins: Dem Stock vom Lehrer – darum bitt ich Dich zum Schluss –
schmier mit Zwiebeln äin so dichtig, daß er auf mir platzen muss.
Hast Du alles dies bedäichselt und bist wieder wegjehuscht,
lieber Weihnachtsmann, denn dankschön! – und denn will ich wäiter nuscht.

Na, bin ich etwa nicht bescheiden ?
Wie gefällt Dir mein kleiner Albert ?
Um den Wunschzettel zu verinnerlichen, hast
Du bis Weihnachten noch ein bisschen Zeit.
Viel Spaß und
herzliche Grüße
Hinrich