Seit Stunden sitzt sie da und starrt ins Weite. Im Fenster sich ihr Antlitz gläsern zeigt. Die Einsamkeit steht stumm an ihrer Seite und zögernd sich der Tag dem Ende neigt.
Gedanken kreisen wirr durch ihre Sinne, als suchten sie vergebens einen Hort. Das Dunkel lauernd kriecht, wie eine Spinne, die Beute sich erhofft an diesem Ort.
Es gibt nichts mehr, was sie noch könnt erwarten. Das Leben gab kein Zeichen einer Wahl. Er starb in ihren Armen, dort im Garten und hilflos stand sie da in ihrer Qual.
Voll Kummer denkt sie nun an gute Tage, Erinnerungen ziehen ihre Bahn. Zu Weinen ist noch nicht sie in der Lage, doch spürt sie die Verzweiflung schleichend nah’n.
Ein Schrei entweicht aus ihrem trock’nen Munde. Wie grausam kann das Schicksal denn nur sein? Der Schmerz bedrängt sie weiter Stund um Stunde. Im Rhythmus klopft ihr Herz: „ Allein, allein“.
Ruft da nicht seine Stimme ihren Namen? Erschrocken blickt hinaus sie in die Nacht. Sie sieht ihn unten stehen durch den Rahmen. Er winkt ihr zu. Sie hört ihn, wie er lacht.
Nun steht sie zitternd auf und öffnet’s Fenster und klettert auf den Stuhl, der aus Metall. Die Dunkelheit umgibt sie wie Gespenster. Sie schließt die Augen fest beim tiefen Fall.
Dumpf schlägt ihr Körper auf die grauen Steine, wo regungslos er bleibt auf dem Asphalt. Man fand sie früh am Morgen dort alleine, umgeben nur von Blut, erbleicht und kalt.
Noch spürte man in ihr ein schwaches Pochen. und trug sie fort - Würd sie zu retten sein? Obgleich ihr Herz am Leben war zerbrochen, schlug weiter es im Takt: „Allein, allein“.
Bin sehr beeindruckt, liebe Annette, von Deinem wirklich gelungenen Gedicht Es zeigt, wie schwer der Abschied und das Alleinsen zu ertragen sind. Liebe Grüsse Sonja
Mit unserem Dasein versuchen die Welt ein wenig besser zu machen
nun habe ich endlich die nötige Muße, mich Deiner rührenden Schilderung zu widmen. Es läuft mir ein kalter Schauer über den Rücken und je mehr ich darüber nachdenke, wird mir bewußt, wie sehr unsere "ach so soziale Gesellschaft" die Alten ignoriert, ihren kleinen Bedürfnissen teilnahmslos gegenübersteht.
Du hast nun unmittelbar mit derlei Schicksalen zu tun. Wie sehr muss es Dich doch nachhaltig beeinflussen, dass Du die ganze Dramatik so hautnah und ungeschönt mit Deinen Gedichten vermitteln kannst.
Liebe Anette, Ausdrucksstark und tiefgründig. Ein Gedicht das starke Emotionen hervorruft. Man würde den Sturz gerne abfedern - leider kommt der Mensch immer zu spät. Ein großartiges Werk