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Dieses Thema hat 9 Antworten
und wurde 541 mal aufgerufen
 Anette
Anette ( gelöscht )
Beiträge:

21.02.2007 19:40
Der Großvater Antworten




Im Lehnstuhl am Fenster sitzt er allein,
Tag für Tag im Altenheim.
Vor einem Jahr brachten sie ihn hierher,
seine Kinder wollten ihn nicht mehr.
„Du machst zuviel Arbeit, es fehlt uns die Zeit,
im Heim hast du’s besser, es ist ja nicht weit.“

Als seine Kinder so zu ihm gesprochen,
sein altes Herz ward ihm gebrochen.
Nun wartet er voll Schmerz und Gram,
weil keiner ihn besuchen kam.

Eine Abwechslung, die tags ihm winkt,
ist, wenn jemand sein Essen bringt.
Oder morgens, zum Waschen, so gegen acht,
dann abends, wenn man ihn bettet zur Nacht.

Fernseh’n vermisst er gar nicht so sehr
und Zeitung lesen kann er nicht mehr.
Die Augen sind schon seit langem trübe,
er fühlt sich nur unsagbar müde.
Der Gang zur Toilette ist mühsam und schwer,
man stellte ihm einfach einen Stuhl dafür her.


In der Ecke läutet das Telefon:
„Ein wenig Geduld, ich komme ja schon.“
Aus seiner Hand rutscht eine der Krücken
und bleibt auf dem Boden, er kann sich nicht bücken.
Mutlos lehnt er sich wieder zurück
mit tränenden Augen und traurigem Blick,

greift nach dem Löffel, seine Hand heftig zittert,
führt sie zum Mund, doch die Hälft’ er verschüttet.
Er nimmt sein Hörgerät aus dem Ohr
und kommt sich einsam und verlassen vor.
So sitzt er da und die Zeit vergeht,
seine knöchernen Hände falten sich zum Gebet.
Mit tiefem Seufzen, ganz leise, er spricht:

„Lieber Vater im Himmel , verlass’ mich nicht!
Ich bitte dich, oh Herr und mein Gott,
hilf mir doch hier, in meiner Not.
Schließ’ bald meine Augen für immer zu,
dass mein altes Herz finden mög’ Ruh
und lass mich doch bitte, mit fröhlichem Lachen,
erst am jüngsten Tag wieder erwachen.“


sieghild ( Gast )
Beiträge:

22.02.2007 21:09
#2 RE: Der Großvater Antworten


ein sehr sensibles und trauriges
thema hast du liebe anette,
mit worten beschrieben,die das ganze elend
vieler ,alleingelassener ,aufzeigt.

Hifify Offline


Treue Seele



Beiträge: 1.577

23.02.2007 12:34
#3 RE: Der Großvater Antworten
Ich glaub,jetzt wein ich erst mal ne Runde. Am Liebsten würde man diesen Opi in den Arm nehmen und ihm was Liebes sagen.


- Für den Optimisten ist das Leben kein Problem, sondern bereits die Lösung. -


( Marcel Pagnol)



Anette ( gelöscht )
Beiträge:

23.02.2007 16:16
#4 RE: Der Großvater Antworten

Ihr glaubt gar nicht wie viele "Großväter" und " Großmütter" auf diese Art leben müssen.

hinrich* Offline

Hausfreund/in



Beiträge: 803

23.02.2007 17:48
#5 RE: Der Großvater Antworten


Liebe Anette,

Du beschreibst ein so ernstes Thema in
Deinem Gedicht so plastisch, daß es uns
(auch mir) sehr nahe geht, uns wachrüttelt. -
Du hast recht, es gibt leider sehr, sehr
viele dieser geschilderten Fälle. -

Eine große Anzahl alter Leute wartet
förmlich auf Erlösung. Sie haben Familien
und sind doch allein - haben alles für die
Kinder gegeben, vielfach ihren letzten
Groschen - und nicht einmal ein Dank ist
geblieben. Im Gegenteil, die "Alten" werden
von den eigenen Kindern allzu oft als Last
empfunden.

Ich erinnere mich an einen alten Mann, den
ich vor etwa 35 Jahren kennenlernte. Er war
damals etwa 70 Jahre alt, hatte seine Frau
verloren und lebte nun allein in seinem
bescheidenen, alten Häuschen. -

Er erzählte mir - und dabei konnte er seine
Tränen nicht unterdrücken - er habe 4 Kinder,
die er alle habe studieren lassen, für die er
auf vieles in seinem Leben verzichtet habe und ........

zum Dank kümmere sich keines dieser Kinder,
die allesamt gute Berufe und ein entsprechend
gutes Auskommen haben, um ihn. Nicht einmal zu
einem kurzen Besuch komme eines seiner Kinder.
"Was habe ich falsch gemacht ?" fragte er ........

Ja - was machen wir falsch ? - die Frage werden
sich viele alte Menschen stellen. Eine Antwort auf
diese oftmals leise, bittere Frage bleibt ihnen
verwehrt. - Wir alle sollten einmal mehr darüber
nachdenken.

Liebe Grüße aus Dortmund
Hinrich

Stefanie Offline

Treue Seele



Beiträge: 1.347

23.02.2007 20:37
#6 RE: Der Großvater Antworten

Liebe Anette, ich habs woanders schon mal erwähnt, daß ich als
Kind immer Sonntags mit meiner Oma ins Altenpflegeheim gefahren bin.
Sie war dort Stationsschwester.
Viele schlimme Schicksale gab es dort.
Oma hat mich immer gerne mitgenommen, weil ich die Herrschaften den
ganzen Tag auf Trab gehalten habe
Somit hatte ich ganz viele Opas und Omas.
Dein Gedicht rüttelt auf!
Sowas darf einfach nicht sein!


Die Poesie heilt die Wunden, die der Verstand schlägt
Novalis

Sonnenschein Offline


Hausfreund/in



Beiträge: 461

24.02.2007 21:24
#7 RE: Der Großvater Antworten

Dein Gedicht berührt mich sehr ..meine Oma wurde auch in ein Pflegeheim abgeschoben ..dabei wollte sie zu Hause sterben ... Es ist oft nicht einfach das Handeln von Angehörigen und Verwandten zu verstehen . Und wenn keiner mehr da ist der Zeit hat ...und die Menschen elendig einsam unter vielen verkümmern ... abgespeist mit Futter Glotze und Klingelknopf den kaum noch wer zu drücken wagt.. Habe mal in der Gerontopsychiatrie hospitiert und das kalte Grauen gekriegt ...und wenn man sich näher mit den älteren Menschen beschäftigt und sie wieder " sprechen lernen " kommen so viele Geschichten und es ist als schaue man in Kinderaugen...die unbefangen und frei vom Leben erzählen.

Lieben Gruß vom Sonnenschein

Wicht Offline


Treue Seele



Beiträge: 1.533

25.02.2007 12:56
#8 RE: Der Großvater Antworten

Liebe Anette!!
Dein Gedicht ist klasse geschrieben
Du bringst sehr einfühlsam das Leiden des alten Mannes rüber,man kann dessen Gefühle sehr lebendig nachempfinden und denkt:So möchte ich nicht enden!!Man ließt heraus das Du dich mit dieser Thematik gut auskennst
LG
Frank

Bernd ( Gast )
Beiträge:

26.02.2007 10:46
#9 RE: Der Großvater Antworten

Liebe Anette,
ein schwieriges aber reales Thema. Die "Kälte" der Gesellschaft macht sich auch in der Familie breit.
Ein Kollege von mir, streng katholisch,jeden Sonntag Kirchgang mit Beichte, versuchte einen Heimplatz für seine Mutter zu finden.Er hat gutes Geld verdient. Seine Gedanken kreisten nur um die Kosten.Er "weinte" mir ständig vor, wie viel Geld er zuzahlen müsste.Auf eine seiner zwei Schiffskreuzfahrten im Jahr wollte er nicht verzichten.
Er hatte "Glück", denn seine Mutter starb zwei Tage vor Einlieferung.Die Trauer hielt sich bei ihm in Grenzen.
Ein anderes Beispiel ist noch furchtbarer und ich wollte es nicht glauben.Ein Freund von mir brachte seine schwerkranke Frau in das Krebskrankenhaus.Man konnte für sie nichts mehr tun, nur noch das Leben etwas verlängern.Der Professor war ein Freund meines Freundes.Mein Freund bat ihn darum alles dafür zu tun das seine Frau nicht leiden müsste.Der Professor versprach es mit folgenden Worten:"Ich verspreche dir das deine Frau nicht leiden wird,mehr kann ich nicht machen. Hier rufen jeden Tag Familienangehörige an und betteln förmlich darum ihre Väter von den Geräten zu nehmen aber nicht aus Fürsorge sondern und das sagen viele offen,weil sie das Erbe benötigen wegen hohen Verschuldungen usw.Fast die Hälfte aller Anrufer hätten diese Anliegen vorgebracht."

Lyla Offline

Hausfreund/in



Beiträge: 435

01.03.2007 13:45
#10 RE: Der Großvater Antworten

ach und und die Welt ist kalt Lydia

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