Opa ist verschwunden Lückes Opa ist verschwunden,
Opa kam nicht mehr nach Haus,
wollte in den Morgenstunden
für ein Weilchen nur hinaus –
wollte seinen Rundgang machen,
und am Teich die Enten füttern,
wo so oft die Kinder lachen
mit den Omas und den Müttern –
wollt’ auf seiner Bank verweilen,
und im Park spazieren gehen.
Wo andere vorübereilen,
dort wurd’ er zuletzt gesehen.
Und bei Lückes unterdessen
saßen alle schon bei Tisch. –
Es war Zeit zum Mittagessen. –
Heute gibt ’s gebrat ’nen Fisch.
Alles wartet auf den Alten –
doch die Oma sprach sodann,
laßt uns nicht auf Opa warten,
kommt, wir fangen endlich an.
Nach der Mahlzeit –sprach Frau Lück –
gehen Fritz und Franz ihn suchen;
seid ihr alle dann zurück,
gibt’s Kaffee und Apfelkuchen.
Und dann eilen Franz und Fritze,
Suchen Opa überall –
Franz macht flapsig seine Witze:
„Unser Opa hat ’nen Knall. –
Vielleicht ging der Opa trimmen –
ist ja öfter schon gescheh’n –
oder gar im Teiche schwimmen
hat man auch schon mal geseh’n.
Opa ist vielleicht ersoffen,
hat sich zuviel zugetraut,
aber das woll’n wir nicht hoffen,
sonst ist der ganze Tag versaut.
Franz, lass das mit deinen Witzen,
sagt der Fritz mit ernstem Wort.
Dann sah man sie zum Teich hinflitzen –
Schließlich waren sie vor Ort.
Du, ruft Franz, sieh dort im Wasser
Schwimmt da nicht ein schwarzer Hut ? –
Und der Fritz wurd’ plötzlich blasser,
Und den Franz verließ der Mut.
Sieh nur dort, was schwimmt im Teiche ! –
Ist das nicht der Opapa ? –
Oder ist ’s ’ne andre Leiche ? –––
Nun hört zu, was dann geschah:
Fritz und Franz kann man nun sehen,
wie sie jetzt mit aller Kraft
bei dem Akt zu Werke gehen –
Und schon hab ’n sie es geschafft.
Ziehen ihren Opa sachte
an des Ufers flachen Rand,
daß man ihn noch mal betrachte,
was man gar nicht komisch fand.
Doch der Franz fing an zu lachen,
schau mal Fritz und komm mal bloß,
was sind das denn hier für Sachen –
was kommt da aus seiner Hos’ ?
Glitschen da mit einem Male,
aus Jackenarm und Hosenbein,
lauter kleine Silberaale –
Mensch sagt Franz, das find ich fein.
Und so sind sie fast von Sinnen,
sammeln ihre Beute ein,
schauen, ob noch mehr darinnen,
in Ärmel und in Hosenbein.
Der Franz schaut Fritzen fragend an,
„das kann doch gar kein Zufall sein“
Und Fritze sagt: „na gut – alsdann
Werfen wir ihn noch mal rein“
Hört ihr Leut zu dieser Stunde:

die Moral von der Geschicht –
(lehrt uns eine alte Kunde):
Traue Deinen Enkeln nicht !
© whp