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 Kristin
yecismum Offline


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Beiträge: 122

08.04.2008 03:48
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Kalt war es, in der Winternacht. Der Wind wollte wohl ein Sturm werden, er holte zu einem gewaltigen Schlag gegen die alten Kastanien aus, die den Wegesrand säumten. Heulend blies er die letzten Blätter von ihren Ästen und nahm einige kleine Zweige mit.
Corinna schlug den Kragen des Mantels hoch und beugte sich nach vorn um mit ihrer zarten Gestalt dem Wind Paroli bieten zu können.

Was für ein Tag war das gewesen! So schwer war ihr der Dienst als Stationsärztin in der Kinderkrebs-Klinik lange nicht gefallen!
Die kleine Sarah war gegangen und dabei war Corinna so sicher gewesen, sie retten zu können. Drei Jahre alt war das niedliche Mädchen im vergangenen Monat geworden.
„Dreimal Weihnachten“ hatte ihre Mutter gestern noch gesagt.

Weihnachten! Was war das schon! Da feierte man die Geburt eines Kindes, das vor über 2000 Jahren die Welt erlöst haben sollte, aber an die Kinder, die leidend, vor Schmerzen wimmernd in ihrer Klinik lagen ,hatte dieser Jesus damals wie heute nicht gedacht.

Corinna dachte an Wolfgang Borchert´s Drama „Draußen vor der Tür“, das sie gestern mit ihrer Schwester Karla gesehen hatte.
„Ich kann dich verstehen, Becket!“ dachte sie zornig. Was sollte das für ein Gott sein, der sich alles aus sicherer Entfernung ansah und sich dabei gemächlich seinen weißen Bart strich.

Der Wind wurde immer stärker und die Dunkelheit war schon fast unheimlich. Kein Taxi war zu sehen und ihr Handy lag auf dem kleinen Tisch in der Umkleidekammer des Krankenhauses. “So eine Sch....!“schimpfte die junge Frau. Plötzlich stand sie vor der Kirche, die sie früher ab und zu besucht hatte.
Seltsam, beide Türen des Portals waren weit geöffnet, als wolle sie jemand einladen!
Ohne Zögern, betrat die Ärztin das Gotteshaus. „Besser, als in dieser Nacht da draußen zu stehen.
Vielleicht ist ja jemand hier, der mir ein Taxi rufen kann!“
Entschlossen ging sie in Richtung Altar. Nur einige Kerzen brannten ruhig in dem ansonsten dunklen Raum. „Diese Stille hier gefällt dir wohl, du Gott? Hier hörst du keine Klagen, hier bist du fest von Backsteinen umgeben1 Und hier singen sie dir Loblieder und feiern Dankesmessen, weil du ja so gut bist! Dass ich nicht lache! Hier sollst du persönlich zugegen sein in der Gestalt von Wein und Brot. Gut, sehr gut! Vielleicht hörst du mir hier endlich einmal zu, du dreieiniger Gott. Vater, Sohn oder Heiliger Geist Ich will mit dir reden, hörst du? Oder bist du nicht nur stumm ,sondern auch taub?“ brüllte Corinna . Fast erschrak sie über das Hallen ihrer wütenden Stimme in der großen, leeren Kirche. “Zum Donnerwetter, du hast doch gesagt, du wirst kommen und die Erde erneuern. Es ist wahrhaftig Zeit, dein Versprechen einzulösen, meinst du nicht?
Hier geht alles was du angeblich geschaffen haben sollst, vor die Hunde. Und du? Wo bist DU?“

„ICH BIN DA!“ Eine volltönende, unwirklich anmutende Stimme erfüllte die große Halle .Corinna war erstaunt, keineswegs aber erschrocken. Ihr war, als habe sie genau das erwartet. Angestrengt sah sie nach vorn.

Auf den Stufen vor dem Altar saß ein Mann, dessen Gesicht sie nicht erkennen konnte. Gehüllt in einen langen. weiten Mantel stützte er seinen Kopf auf die rechte Hand, sichtlich der jungen Frau zugeneigt.

„Ach, und du bist GOTT?“ zischte diese fast gehässig :“Ein alter, einsamer Mann in einem kalten, Menschenleeren Haus! Ja genauso hab ich mir dich vorgestellt. Du siehst aus, als könntest du selbst Hilfe gebrauchen!“
„ Du hast dir dieses Bild von mir gemacht, weil du mich so sehen willst: Alt,
unmodern , verbraucht und schwach soll ich sein, nicht willens und in der Lage, euch klugen Menschen Rat und Hilfe zu geben. So passt es euch, meinen Kindern ,gerade in den Kram.
Trotzdem aber macht ihr mich verantwortlich für sämtliche Katastrophen, haltet mich für den Urheber allen Übels. Am liebsten allerdings ignoriert ihr mich, schweigt mich tot!“

Trotzig widersprach Corinna :“Oh nein, wir schweigen dich nicht tot! Wir lehnen es ab, an deine angeblich so große Liebe zu glauben!“

Mild klang seine Frage :“Angebliche Liebe? Ich habe euch meinen Sohn gesandt, habe ihn für euch geopfert. Welches Zeichen der Liebe könnte größer sein?“

„Ach du großer Gott“, spottete die Frau, „jetzt kommst du wieder mit dieser uralten Geschichte! Während der 2000 Jahre danach, sind zahllose Menschen geboren und wieder gestorben. Sie alle haben gelebt, gelitten und immer wieder auf dich gehofft. Hast du ihnen jemals ein verlässliches, untrügliches Zeichen deiner Existenz gegeben?
Damals sind die Menschen auf grauenvolle Weise durch Aussatz und die Pest gestorben, heute quälen sie sich mit AIDS oder KREBS bis zum bitteren Ende. Genau wie damals schreien die gemarterten Seelen zu dir um Rettung.
Du weißt, ich bin Ärztin geworden, weil ich heilen will; Was kann ich aber tun, gegen Leukämie im Endstadium, was kann ich tun, wenn Eltern ihr Kind verlieren?
Ich habe dich angefleht um das Leben der kleinen Sarah! Nur dieses eine Mal
habe ich dich um ein Wunder gebeten.
Du hast nicht zugehört, so wie du nicht zuhörst, wenn misshandelte und missbrauchte Kinder hilflos ihre Peiniger um Gnade bitten1
Kriege, Erdbeben, Tornados und Überschwemmungen stürzen gute, ebenso
wie schlechte Menschen in Not und Elend.
Die Reichen vermehren ihr Vermögen zu Lasten der Armen, Politiker schrecken nicht davor zurück, junge Leute gegen die verdienten, müden Alten aufzuhetzen.
Wo ist bei all diesen Unbilligkeiten und Drangsalen , deine Liebe, wo deine gepriesene Gerechtigkeit? Wann kommst du, um diese unerträglichen Miss- stände zu beseitigen?“

Ruhig und bestimmt kam die Antwort: “ICH BIN DA! Niemals und zu keiner Zeit habe ich euch verlassen.
Ihr habt mich ausgeschlossen aus eurem Leben, hattet nie ein Ohr für meine Stimme, meine Warnungen habt ihr nicht beachtet.
Und doch bin ich da, auch bei Sarah war ich da. Ich habe deine und der Eltern Bitten gehört. Sarah allerdings bat mich um etwas anderes: Sie weinte vor Schmerz und Erschöpfung. Heim wollte sie, zu mir in das Paradies ohne Leiden.
Sie flehte um Frieden!

Ihr müsst endlich begreifen: Nicht ich bin verantwortlich für die Plagen, die euch so zusetzen. Meine Schöpfung war rein und frei von allen Beschwernissen.
Ihr habt sie zerstört durch Habgier, Hass, Neid, Bosheit, Eifersucht und Gewalt!
Nicht meinen Geboten habt ihr Folge geleistet, sondern wie Kain habt ihr gemordet! Verpestet habt ihr euren Lebensraum mit Giften und Bomben.
Ihr habt euch die Erde nicht untertan gemacht, sondern sie verwüstet.
Ihr wollt nicht aus euren Fehlern lernen, dabei ist das eure vorrangige Aufgabe hier, der SINN eures Lebens!“

Trotzig bohrte die Ärztin weiter:“ Warum hast du uns den freien Willen gegeben? Warum müssen wir uns entscheiden zwischen Gut und Böse?
Schön, ich wäre nicht gern deine Marionette, aber hättest du nicht Sarah wenigstens gesund machen können? Warum dürfen Menschen denn morden, warum gibt es Überfluss und Hungersnot, Krankheit und so unendliches Leid?“

„Mein Kind, du hast noch nicht verstanden! Sag mir, was hat Sarah´s Mutter getan?“

Erschüttert dachte Corinna an die letzten Stunden ihrer kleinen Patientin, an den Abschied der Mutter von der geliebten Tochter. Heftig würgte sie an einem imaginären Kloß im Hals. Wie hatte sie das nur vergessen können!
Leise, ganz leise tropften die Worte von ihren Lippen:“ Die Mutter wiegte ihr totes Kind in den Armen, küsste es und flüsterte:“ Bete für uns, wenn du im Paradies bist! Danke, du gnädiger Gott, dass du unserem Kind weitere Qualen ersparst und danke oh Herr, dass wir durch unsere Tochter die wahre Liebe
kennenlernen durften!“ Dann bettete sie den kleinen Körper so zärtlich und sanft, faltete die kleinen Händchen und verließ das Zimmer, um Sarah´s Vater zu holen. Beide Eltern knieten vor dem Bett nieder, hielten sich an den Händen und ..beteten!“

„Siehst du, ich bin da! Immer, wenn ihr mich braucht, wenn ihr mir eure Türen öffnet. Wenn ihr mich einladet in euer Leben, bin ich da.
Nicht alt , schwach und desinteressiert. Nein, EWIG und UNERFORSCHBAR.
Versucht mich nicht zu erkennen mit euren irdischen Augen, denn sie reichen nicht in die Unendlichkeit. Niemals können sie meine Allmacht und Größe erfassen, unergründlich ist mein Wesen.
Darum lernt wieder zu glauben, wie die Kinder, ohne immer wieder nach Erklärungen zu suchen, die euer begrenzter Geist nicht finden kann.
Handelt endlich nach meinen Gesetzen und lebt FÜREINANDER. Dann geht ihr den Weg, der ins wahre Leben führt!“

Zögernd aber voll Hoffnung fragte Corinna: “Und dann wirst du kommen?“
Und GOTT sprach:
“SIEHE: ICH MACHE ALLES NEU!“

Die Glocken der Kirche begannen zu läuten und die junge Ärztin wachte daheim in ihrem Bett auf.
Sie hatte geträumt, doch in diesem Traum hatte Gott ihr Antwort gegeben.
Die friedvolle Ruhe in ihrem Herzen verließ Corinna niemals mehr.
Sie stellt ihr medizinisches Können noch heute in den Dienst für an Krebs erkrankte Kinder.
Die kleinen Patienten und deren Eltern schätzen und bewundern diese engagierte, immer besonnene Frau, deren liebevolles Wesen Mut und Hoffnung
Schenkt. Unnachahmlich ist ihre Fähigkeit, Kraft und Trost zu vermitteln.

„Und woher nehmen Sie Ihre Stärke?“ wird sie oft gefragt. Dann lächelt sie: “Gott ist mein Rückhalt!“

Copyright by R. Kristin Schmidt-Rosendahl







Die Hautfarbe ist nebensächlich- das Herz ist immer dunkelrot!

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